Heftige Diskussion im Gemeinderat

„Hornberger Schießen“ in Spardorf

30.7.2021, 10:10 Uhr
Die "Waldfreunde" haben ein Bürgerbegehren gestartet. Nun war das Thema wieder im Gemeinderat.

© Helmut G. Bauerreis Die "Waldfreunde" haben ein Bürgerbegehren gestartet. Nun war das Thema wieder im Gemeinderat.

Nachdem die "Waldfreunde" ein Bürgerbegehren gestartet haben, um das Waldstück mit 14 alten Eichen, das bei der geplanten Drehung des B-Platzes des Sportvereins im Zuge des Grundschulneubaus zum neuen Sportfeld umgewandelt werden soll, doch noch zu retten, schlagen die Wogen in Spardorf noch höher.

Es werde "sehr stark polarisiert", beklagte etwa Wolfgang Wagner (FW). Er sei „in Sorge um das Vereinsleben des VdS“, sagte er und appellierte an die in kurzer Zeit erreichten über 400 Unterzeichner des Bürgerbegehrens. Man solle alle Konsequenzen sehen und alles abwägen. "Ich bin auch Waldfreund, aber ich bin auch Kinderfreund und Sportfreund", so Wagner, der damit auch deutlich seiner Fraktionskollegin Susanne Bauer-Wirth, der kompletten CSU-Fraktion sowie Birgit Herbst und Gerhard Huber von der Neuen Liste und deren

gemeinsamem Antrag widersprach.

Antrag zurückgezogen

Darin hatten diese verlangt, mehrere "von den Waldfreunden vorgeschlagene Lösungen" des Problems mit "von der Verwaltung ergänzten belastbaren Zahlen und Fakten im Gemeinderat zur Beratung, Abwägung und Beschlussfassung" zu behandeln. Darüber hinaus sollte der Bürgermeister gemeinsam mit dem zweiten und dem dritten Bürgermeister mit Verhandlungen über ein weiteres Grundstück als Ersatzfläche für den B-Platz beauftragt werden. Doch nach anderthalb Stunden Debatte und nachdem Bürgermeister Andreas Wasielewski (SPD) sehr ausführlich auf sämtliche Vorschläge der "Waldfreunde" eingegangen war, räumte Birgit Herbst ein, dass der "vorsorglich gestellte Antrag erledigt" sei - und zog ihn namens ihrer Mitstreiter zurück.

Sanierung kommt nicht in Betracht

Nach den Worten des Bürgermeisters hätten auch nochmalige Berechnungen und Erkundigungen der Verwaltung keine wesentlich neuen Erkenntnisse erbracht. Eine Sanierung der Schule statt eines Neubaus komme angesichts des bereits beschlossenen neuen Konzepts eines "zukunftsgerichteten und modernen Lernorts", der auch mehr Fläche für die Kinder brauche, nicht mehr in Betracht: "Das wird keine Schule mehr, wie wir sie aus unserer eigenen Schulzeit noch kennen", so Wasielewski unter Verweis auf die bereits besichtigten Vorbilder und die Gespräche mit dem Architekten.

Es würde "richtig eng"

Ein Neubau am alten Standort sei wegen der auf über 1 Million Euro geschätzten Kosten doppelt so teuer wie die Lösung unter Drehung des B-Platzes in das Waldstück hinein. Außerdem würde es dann "richtig eng", gebe Probleme mit den Parkplatzflächen und werfe das "Risiko" von Genehmigungsschwierigkeiten mit der Regierung auf.

Bei der beschlossenen Lösung kämen zwar noch die Kosten für Neupflanzungen hinzu, dafür spare man sich aber vermutlich den teuren Abtransport dank des Interesses eines Bauunternehmens am Aushub. Auch das Pflanzen ausgewachsener Eichen - "neun Meter hoch und 25 Jahre alt" - sei möglich und mit rund 12.500 Euro pro Baum angesichts der Gesamtkosten finanziell gut zu verkraften.

Zu klein oder nicht verfügbar

Alle anderen ins Spiel gebrachten Alternativstandorte für den gefährdeten B-Platz des VdS seien entweder zu klein, "dauerhaft nicht verfügbar" oder wegen der Lärm-Emissionen nicht geeignet. Das gelte insbesondere auch für den ursprünglich angedachten "Deal" des Platz-Teilens mit dem Gymnasium, da auch mehrfache Nachfragen im Landratsamt kein positives Resultat brachten und dies zudem in wenigen Jahren auch Baustelle werde.

Unisono mit dem Bürgermeister wies dessen Stellvertreter René Wehnert (FW) darauf hin, dass die beantragte zusätzliche Prüfung der Fläche hinter den Tennisplätzen überflüssig sei, da er "selbst mit dem Bandmaß" Vermessungen durchgeführt habe, die wie die bereits erhobenen Daten zeigten: "definitiv zu klein" und auf Nachfrage auch nicht käuflich zu erwerben. Generell sei die Problematik "nicht so einfach wie gern dargestellt"; Schule und Sport hätten für ihn jedenfalls Priorität.

Vermessung des unteren Bereichs

CSU-Sprecher Herbert Sommerer wollte die Darstellung des Bürgermeisters zur "Handtuchwiese Sieglitzhof" ("wo kein Wald, da zu steil, zu feucht, zu schmal") nicht akzeptieren und beharrte darauf, dass "ein Verschieben nach unten möglich" und ohne großen Aufwand und Schaden machbar sei: In dem dort dann zu rodenden Bereich befänden sich "nur wertlose Bäume". Dem widersprach aber nicht nur Wehnert, sondern auch Mit-Antragstellerin Herbst. Der Bürgermeister kam der Forderung aber insoweit entgegen, als er eine Vermessung auch des unteren Bereichs zusagte.

Die halbe Ratssitzung in Anspruch nehmende Diskussion schloss mit der überraschenden Eröffnung Sommerers: "Es gibt einen Anteilseigner, der bereit ist zu verkaufen." Ob sich damit eine neue Debatte oder gar brauchbare Lösung eröffnet, muss freilich vorläufig unklar bleiben, da Details nur in der folgenden nichtöffentlichen Sitzung zur Sprache kamen. Das Thema wird jedenfalls die Sondersitzung des Rates Mitte August wieder beherrschen, in der über die Zulässigkeit des Bürgerbegehrens der "Waldfreunde" entschieden werden soll.

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