Hunde sterben: Das sagt die Polizei zu den Giftködern

11.7.2019, 18:37 Uhr
Regelmäßig landen Fälle von angeblichen Verstößen gegen des Tierschutzgesetz auf dem Schreibtisch von Polizeioberkommissar Christoph Reh bei der Polizei in Uttenreuth. Dann ist eine akribische Überprüfung angesagt.

© Scott Johnston Regelmäßig landen Fälle von angeblichen Verstößen gegen des Tierschutzgesetz auf dem Schreibtisch von Polizeioberkommissar Christoph Reh bei der Polizei in Uttenreuth. Dann ist eine akribische Überprüfung angesagt.

"Achtung, Hundehasser unterwegs. Unser Mischling wurde jetzt durch einen Giftköder getötet. Bitte passt auf und teilt diesen Beitrag!": So oder ähnlich lauten häufig die Aufrufe in den sozialen Medien, wenn wieder einmal ein Hund durch ein Gift qualvoll verstorben ist. Mit solchen Vorfällen wird auch die Polizeiinspektion Erlangen-Land regelmäßig konfrontiert. Bürger weisen darauf hin, dass nach ihrer Einschätzung Giftköder ausgelegt worden seien. Unter anderem waren Uttenreuth, Möhrendorf und Eckental betroffen.

Vor fünf Jahren wurde Christoph Reh, der in Neunkirchen wohnt, die Sachbearbeitung der Tier- und Naturschutzfälle bei der Dienststelle der Polizei in Uttenreuth übertragen. In der Ausbildung für die Ordnungshüter spielt der Tierschutz eine eher untergeordnete Rolle. "Es ist eines von vielen Nebengesetzen. Wenn man aber bedenkt, welchen Stellenwert der Natur- und Tierschutz in den vergangenen Jahren erlangt hat, ist die Aus- und Fortbildung diesbezüglich durchaus ausbaufähig", urteilt Reh.

Hunde sterben: Das sagt die Polizei zu den Giftködern

© Foto: Petra Malbrich

Der Polizeioberkommissar hat momentan etliche Tierschutzfälle auf dem Schreibtisch liegen. Ganz oben befinden sich allein drei Fälle von Hundevergiftungen, über die er bereits intensiv recherchierte, den Posts beispielsweise auf Facebook nachging, mit den betroffenen Hundebesitzern sprach und sich auch bei Tierarztpraxen informierte.

Eins hat er dabei gelernt: Es ist nicht immer alles so, wie es auf den ersten Blick scheint. "Die Tiere hatten etwas Giftiges aufgenommen, aber gezielte Angriffe waren bei den aktuellen Fällen nicht nachweisbar", erläutert Reh das Ergebnis seiner Recherchen. "Außer den klassischen Giftködern gibt es in der Natur viele Stoffe, an denen sich ein Tier vergiften oder verletzen kann", sagt Reh und zählt diese auf. Da sind zunächst die achtlos oder gesetzeswidrig entsorgten Stoffe wie Dünge- oder Spritzmittel — zum Teil inzwischen verbotene Mittel, die "einfach in den nächsten Busch gekippt" würden.


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Dann gibt es die sogenannten Kontaktgifte, bei denen schon eine kurze Berührung ausreicht, um gefährliche Folgen nach sich zu ziehen. Dies kann vorkommen, wenn ein Hund kurz über das Gras leckt und so das Gift aufnimmt. Einen großen Bereich machten die legal erhältlichen Stoffe wie Dünger, Insektizide oder Pflanzenschutzmittel aus. Diese werden zum Beispiel nach einem Regenschauer ausgewaschen und laufen in eine Pfütze, aus der später ein Tier trinkt. Bleiben noch Mittel wie Schneckenkorn oder Rattengift, die nicht sachgemäß ausgebracht werden. "Schon alleine das wäre ein Verstoß gegen das Chemikaliengesetz", betont der Experte bei der Polizei: "Der Hund nimmt etwas davon auf und stirbt qualvoll. Aber die Haustiere sind nur die Spitze des Eisbergs!"

Denn auch Vögel, Marder oder Igel nehmen das Gift auf und verenden unter starken Schmerzen. Weit mehr als Hunde verenden Wildtiere an toxischen Stoffen. Christoph Reh: "Das wird in der Öffentlichkeit nur nicht bemerkt und ist auch schwer nachweisbar. Ist ein Wildtier krank, zieht es sich nämlich an einen einsamen Platz zurück. Kaum jemand wird ein totes Wildtier zum Sezieren bringen." Wird ein vergiftetes Tier von einem anderen gefressen, kann und auch dieses sterben.

Die in vielen Foren verbreitete Hysterie über angebliche Vergiftungen durch "Hundehasser" sei kontraproduktiv. Teils werde durch Hundehalter auch Selbstjustiz angedroht, sollte der Täter erwischt werden. "Es ist besser, wenn die Betroffenen die Strecke absuchen und einen Giftköder, wenn sie ihn finden, mit ausreichend vielen Fotos dokumentieren, den Köder in eine Hundetüte stecken und die Polizei verständigen.

"Wir informieren dann die Kommunen. Gemeindearbeiter gehen anschließend die Strecke ab. Bisher haben wir mit diesem Vorgehen gute Erfahrungen gesammelt", stellt Reh heraus. Als in der Gemeinde Möhrendorf angebliche Giftköder gefunden wurden, war das Ergebnis einer Untersuchung negativ. Der betroffene Hund muss sich auf andere Weise die Vergiftung zugezogen haben.

Auch den jeweiligen Hundehalter sieht Reh in der Pflicht. "Wer den Hund laufen lässt und in der Zwischenzeit mit dem Handy beschäftigt ist, wird nur schwer wissen, was sein Hund gerade aufgefunden und gefressen hat", gibt er zu bedenken. Betroffen sind nicht nur Hunde, sondern auch Katzen können auf die beschriebene Art Gift aufgenommen haben. Sie ziehen sich wie Wildtiere gern in ein Versteck zurück und sind oft schwer aufzufinden.


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