„Ich schreibe nicht in Schubladen“

3.4.2016, 13:30 Uhr
„Ich schreibe nicht in Schubladen“

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Frau Dragnic, zwischen Ihrem letzten Roman und „Der Wind war es“ liegen drei Jahre. Warum hat es bis zum Erscheinen so lange gedauert?

Natasa Dragnic: Mit meinem alten Verlag konnten wir uns nicht einigen. Die Deutsche Verlagsanstalt wollte etwas anderes. Bei mir ist das ganz klar: Ich will meine Geschichten so schreiben, wie ich will. Natürlich kann man Geschichten auf 100 Arten erzählen. Wenn mir jemand einen Auftrag gibt, kann ich den Wünschen nachgehen. Aber wenn ich selbst eine Geschichte erzähle, möchte ich das so machen, wie ich das mag. Das hat die Veröffentlichung etwas verzögert.

 

Sind Sie deshalb zum fränkischen Verlag Ars Vivendi gewechselt?

Dragnic: Ja, mein Agent und ich haben dann nach einem neuen Verlag gesucht und ihn bei Ars Vivendi gefunden. Darüber bin ich sehr froh, weil ich den Verlag schon kenne. Ich habe bereits in verschiedenen Projekten mit dem Cadolzburger Verlag zusammengearbeitet und immer gute Erfahrungen gemacht. Ich glaube, dass das Kind dort sehr gut aufgehoben ist.

 

Wie schwer ist es, ein Kind freizulassen, also ein Buch zu veröffentlichen?

Dragnic: Es ist nicht schwer. Wenn ich das Buch jetzt in die Hand nehme und mit allem zufrieden bin und weiß, dass der Verlag und ich unser Bestes gegeben haben, ist es nicht schwierig. Es keimen schon andere Kinder.

Haben Sie bei der Veröffentlichung Angst vor den Reaktionen, etwa der Kritiker, aber auch der Leser?

Dragnic:Angst ist übertrieben. Es kann nichts passieren. Aber ja, um im Bild des Kindes zu bleiben: Wir möchten ja auch, dass jeder unser Kind schön, toll, klug und witzig findet. Aber es ist nicht so schlimm, wenn das Buch jemandem nicht gefällt: Es gibt ja auch wieder neue Geschichten, manche sind schon im Kopf.

Ihr neuer Roman erzeugt Kammerspiel-Atmosphäre, die Vorgänger waren eher klassische Liebesromane. Haben Sie das Genre geändert?

Dragnic: Nein, überhaupt nicht. Ich schreibe nicht in Genres. „Jeden Tag, jede Stunde“ ist für mich kein Liebesroman, sondern eine Liebesgeschichte. Mein zweites Buch „Immer wieder das Meer“ ist für mich ein Familienroman. Generell kann ich mit Stempeln nicht gut umgehen. Ich denke und schreibe nicht in Schubladen

Weil sie den Autor einschränken?

Dragnic: Ja, sie begrenzen in jeder Hinsicht, den Leser und den Autor. Das sind Kategorien, die eher Verlage brauchen. Bei „Der Wind war es“ kann man von Kammerspiel sprechen. Aber das Buch kommt mehr aus meiner Leidenschaft für Krimis.

Warum schreiben Sie keinen Krimi?

Dragnic: Dazu fehlt mir die Geduld. Aber eine meiner Lieblingsautorinnen ist Agatha Christie; in ihren Fällen gibt es immer die Szenen, in denen mehrere Figuren in einem Zimmer sind. In meinem Roman sind die Personen auch an einen Ort gebunden, ohne dass sie sich gut kennen. Es interessiert mich, wie sich äußere Umstände auf Menschen auswirken.

„Der Wind war es“ spielt wieder in Ihrer Heimat Kroatien. Taugt Erlangen für einen Roman nicht?

Dragnic: In diesem Fall hat das Meer gefehlt. Wie immer.

Sind Geschichten am Meer einfach schöner?

Dragnic: Natürlich. Das würde sicher auch jeder eingefleischte Erlanger sagen (lacht). Aber im Ernst: Meinen zweiten Roman habe ich nach Italien umgesiedelt, um von den persönlichen biografischen Momenten wegzukommen. Über Erlangen zu schreiben, wäre für mich wieder ein Moment, an dem ich denke, zu nah an den Menschen dran zu sein, an den Geschichten und Orten. Aber wer weiß? Vielleicht gibt es ja einmal einen Erlanger Roman. Ich schließe es nicht aus.

Auf jeden Fall haben Sie zu Erlangen eine besondere Beziehung. Welche Bedeutung hat da die Buchvorstellung in der Stadtbibliothek?

Dragnic: Es ist das dritte Mal, dass wir das Buch dort präsentieren. Das ist jetzt schon Tradition. Ich bin wirklich glücklich darüber. Ich habe eine sehr enge Verbindung zur Stadtbibliothek. Als ich nach Erlangen gekommen bin, habe ich dort Stunden und Tage verbracht und nur gelesen. Der Ort ist für mich wie ein zweites Wohnzimmer.

Natasa Dragnic stellt „Der Wind war es“ am Dienstag, 5. April, 19.30 Uhr, in der Stadtbibliothek (Marktplatz 1) vor. Kartenreservierung ist möglich unter Tel. (0 91 31) 86 22 82.

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