Wildwuchs

Im Röthelheimpark in Erlangen wuchert die Natur

22.7.2021, 14:30 Uhr
Zum Spielen zu verwuchert: So sieht es derzeit auf dem Grünstreifen des Röthelheimparks aus.

© Stefan Mößler-Rademacher, NN Zum Spielen zu verwuchert: So sieht es derzeit auf dem Grünstreifen des Röthelheimparks aus.

In schöner Regelmäßigkeit tauchen immer mal wieder Begrifflichkeiten auf, die dann ungeschützt ins Bewusstsein der Menschen, vor allem in das von Ämtern, dringen. Der bereits vor Jahren erfundene „Brandschutz“ ist immer noch eine, um im Bild zu bleiben, brandheiße Nummer, und der „Naturschutz“ hat sich nachgerade verselbstständigt. In jüngerer Zeit hört und liest man viel von „Aufenthaltsqualität“.

Bienchen und Blümchen

Von einer solchen „Qualität“ ist man derzeit im Grünzug des Röthelheimparks doch ziemlich entfernt. Wo einst viele Menschen, Jung wie Alt, auf diesem Fleckchen allerlei Bewegungsformaten in mannigfaltiger Ausprägung gefrönt haben, haben nun, durchaus nach dem Willen des städtischen Betriebs „Stadtgrün“, Bienchen und Blümchen die Oberhand gewonnen, wobei Letztere bis zum Himmel, nein, nicht stinken, sondern wachsen – in einem Quartier, das mit dem mehrere Hektar großen Naturschutzgebiet und dem noch größeren Reichswald in unmittelbarer Nähe bereits bestens mit Natur ausgestattet ist.

Körperliche Ertüchtigung

Aber nein, das ist noch lange nicht genug, dachte man sich im Betrieb in der Stintzingstraße, ließ das Mähen der Rasenflächen bleiben, auf dass „Natürlichkeit“ einkehre. Und dies zu einer Zeit, in der - Corona sei Undank - noch mehr Bewegung Not täte. Wer beispielsweise einmal Augenzeuge war, wie viele Kinder sich im Grünzug fröhlich körperliche Ertüchtigung in vielerlei Weise verschafften, kann ermessen, wie es hier einmal ausgesehen hat.

Halt, sagt da der „Stadtgrün“-Betrieb, „der nördlichste Teil des Grünstreifens im Röthelheimpark wird intensiv gepflegt, das bedeutet, er ist für den angefragten Spielbetrieb geeignet“. Wie bitte? Von Pflege keine Spur, weder nördlich noch südlich, ein Durchkommen ist nur mit einer Machete möglich in dieser Zecken-Hölle (Apropos: Die amtliche Aussage „Die Verbreitung von Zecken wird durch hohes Gras nicht gefördert“ ist eine ziemlich steile These).

Städtische Hochglanzbroschüre

Ach ja. In der von der Stadt Erlangen einstmals herausgegebenen Hochglanzbroschüre „Der Röthelheimpark“ heißt es noch hinsichtlich des „zentralen Grünzugs“ hoffnungsfroh: „Der Rahmenplan sieht für den Bereich des Stadtparks (gemeint ist der Grünzug, d. Red.) vor, durch die Schaffung von Spielbereichen, Liegemöglichkeiten sowie Sitz- und Rastplätzen einen Grünraum für vielfältige Freizeitnutzungen aller Altersgruppen zu bilden.“

Ganze Straßenzüge

Ach ja, früher halt. Damals wurde schon über „Aufenthaltsqualität“ nachgedacht, obwohl das Wort noch gar nicht erfunden war. Und heute? In einer Zeit, in der, wie gerade hochaktuell, angedacht wird, für viel Geld ganze Straßenzüge mit Holz-Sofas vollzustellen, um „Aufenthaltsqualität“ zu generieren, werden naheliegendste, geeignetste, extrem leicht zu „bespielende“ Flächen einfach übersehen. Schade. Sehr schade.

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