"In Erlangen wird sehr viel getan"

24.3.2017, 06:00 Uhr

© Archivfoto: Klaus-Dieter Schreiter

Herr Kumar, unternehmen Vereine in Erlangen ausreichend für die Integration?

Udhay Kumar: Es wird sehr viel getan und es gibt viele Angebote, wie man mit Flüchtlingen umgehen kann, wie sie versichert sind. Dabei hilft auch das Sportamt in Erlangen weiter. Das Interesse der Vereine ist immer da gewesen. Viele wollten wissen, welche Möglichkeiten sie haben.Viele hatten zunächst Angst vor Sprachbarrieren. Bei Kindern ist das kein Problem, eher bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen.

Gibt es Vereine, die sich mehr engagieren könnten?

Man muss die Größe der Vereine beachten. Der ATSV Erlangen oder die Spielvereinigung arbeiten viel mit Flüchtlingen, sind aber auch groß. Kleinere Vereine wie zum Beispiel der FSV Bruck oder der SV Tennenlohe haben es da schwieriger, konkret Flüchtlinge einzubinden. Dort herrscht auch Angst vor Zusatzarbeit. Man muss immer bedenken: Viel wird von Ehrenamtlichen übernommen, und es gibt einen Mangel an Ehrenamtlichen in den Vereinen.

Verweigern sich manche komplett?

Nein, in Erlangen ist mir da nichts bekannt.

Welche Vereine stechen positiv hervor?

Der ATSV ist ein Migrationsverein, der Präsident Wolfgang Peter setzt sich stark für die Integration ein. Es gibt viele verschiedenen Gruppen und die sprachlichen Barrieren sind dort auch nicht so hoch. Der Verein zeigt, wie es klappen kann. Wir vom Sportverband versuchen dann auch, die Ideen, die dort positiv umgesetzt wurden, an andere Vereine weiterzugeben oder Kooperationen mit anderen Vereinen möglich zu machen.

Inwiefern?

Zudem Beispiel, in dem Trainer, die sprachlich bewandert sind oder sich kulturell auskennen, auch andere Vereine besuchen. Ein weiteres Positiv-Beispiel ist der Erlanger Cricket-Verein.

Ja? Das ist doch ein sehr kleiner Verein.

© Foto: privat

Richtig. Doch viele Flüchtlinge wollen sich dem Verein anschließen. Das ist im Winter noch ein Riesenprobleme, weil während des Indoor-Trainings kaum Platz vorhanden ist. Im Sommer aber ist draußen genug Platz auf den Spielflächen.

Warum ausgerechnet Cricket?

Viele Flüchtlinge kennen diesen Sport aus ihrer Heimat, Iran oder Pakistan zum Beispiel. Deshalb können sie dafür eine Leidenschaft entwickeln. Die Kommunikation ist auch leicht, weil sich die Spieler beim Cricket meistens auf Englisch unterhalten.

Welche Rolle spielt Sport für Migranten und insbesondere geflüchtete Menschen?

Es geht um Ablenkung, den Abbau von Stress, einfach auf andere Gedanken zu kommen. Wenn Flüchtlinge gut integriert sind, fühlen sie sich im Team wohl und finden neue Freunde. Fußball oder auch Kampfsport kann auch ein Ventil sein, um mal den eigenen Frust rauslassen zu können. Manche wollen dann auch mehr im Verein tun, übernehmen ehrenamtliche Aufgaben, zum Beispiel als Übersetzer.

Welche Probleme bereitet es den Vereinen, wenn diese Menschen wieder gehen müssen?

Es gibt in Erlangen noch keinen Fall, bei dem es bei einem Flüchtling aus einem Verein zur Abschiebung kam. Es ist also noch kein Thema bei uns. Allerdings sind viele gut integriert und stark in den Spielbetrieb eingebunden. Bei den Vereinen herrscht also schon Angst, sollten die Spieler gehen müssen. Dann müssten viele wieder bei Null anfangen.

Können die Vereine die Flüchtlinge bei ihrem Asylverfahren unterstützen?

Leicht ist das nicht, selbst wenn sie gut im Verein integriert sind. Aber wir versuchen es gerade, zum Beispiel, indem wir das Engagement in einem Sportverein mit einer Ausbildung verknüpfen.

Welche Sportarten sind beliebt außer Fußball?

Im Rahmen des BIG-Projekts ist Schwimmen auch sehr beliebt, Frauen bieten dort spezielle Schwimmkurse an. Cricket ist ein Beispiel, auch Schnupperkurse beim Baseball. Beliebt ist auch der Gesundheitssport oder Kinderturnen. Aber viele spielen natürlich Fußball.

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