Richtfest am Siemens Campus

Innovationen aus Erlangen für die ganze Welt

18.9.2021, 12:30 Uhr
Hier sollen künftig Innovationen entstehen, die der ganzen Menschheit durch die Zukunft helfen sollen: Modul 2 des Siemens Campus wurde nun offiziell eingeweiht. Bezogen wird es voraussichtlich 2022.

© Harald Sippel, NN Hier sollen künftig Innovationen entstehen, die der ganzen Menschheit durch die Zukunft helfen sollen: Modul 2 des Siemens Campus wurde nun offiziell eingeweiht. Bezogen wird es voraussichtlich 2022.

Ganz am Ende, da flogen die Weingläser klirrend auf den Betonboden. Scherben, die Glück bringen sollen, hatten nach alter Tradition zwei Handwerker nach ihren feierlichen Richtsprüchen kurzerhand erzeugt - doch anstelle von Staunen oder Entsetzen gab es wohlwollenden Applaus der Ehrengäste, darunter Bayerns Innenminister Joachim Herrmann, Oberbürgermeister Florian Janik und gleich eine Reihe namhafter Manager des Bauherren, der Siemens Real Estate.

Feiern lassen durften sich aber vor allem die Architekten und die Baufirmen, denen das Kunststück gelungen war, in einer rasenden Geschwindigkeit hochinnovative Bauwerke in der Günter-Scharowsky-Straße auf dem neuen Siemens Campus in die Höhe wachsen zu lassen. Dank der Holzhybrid-Bauweise, die nicht nur nachhaltig und energieschonend ist, war es möglich bis zu zwei Stockwerke pro Monat fertig zu stellen - teilweise an zwei Gebäuden gleichzeitig. Bei diesem Verfahren kommen tragende Elemente aus Stahlbeton im Kernbereich zum Einsatz, der Großteil wird jedoch aus Holz gebaut. In Werkshallen industriell vorgefertigt, spart dies Ressourcen und Zeit. Bis zur Fertigstellung und zum Einzug der am Ende rund 6000 Mitarbeiter werden aber noch ein paar Monate vergehen - auch wenn am Donnerstagnachmittag schon einmal doppeltes Richtfest an beiden Gebäuden gefeiert wurde.

Vier Büro-, ein Empfangs- und ein Laborgebäude

2019 begonnen entstanden und entstehen in Modul 2 des Campus-Areals vier Bürogebäude und das repräsentative Empfangsgebäude mit Konferenzbereich, Auditorium und Gastronomiebereich. Die Bauwerke, zu denen auch ein Laborgebäude gehören, sollen die Heimat vor allem für Siemens Energy werden. Modul 1, das sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindet und 2020 fertig gestellt worden ist, bietet bereits 8000 Mitarbeitern von Siemens in den Sparten Mobility, Digital Industry, Corporate Functions und als Siemens-Niederlassung moderne Arbeitsplätze und Gastronomieangebote.

Holzhybridbauweise ermöglicht zum einen eine rasend schnelle Baugeschwindigkeit, zum anderen CO2-Neutralität.

Holzhybridbauweise ermöglicht zum einen eine rasend schnelle Baugeschwindigkeit, zum anderen CO2-Neutralität. © Harald Sippel, NN

Ralf Thomas, Mitglied des Vorstands der Siemens AG, versteht die Investition von rund 600 Millionen Euro vor Ort in Immobilien auch als Treueschwur zum Standort Erlangen und zur Metropolregion. "Als größter Arbeitgeber der Region eines der weltweit innovativsten Gebäude vor Ort zu bauen ist mehr als ein Bekenntnis zur Region." Auch wenn die Coronakrise zu mehr Arbeiten von zu Hause gezwungen habe, sieht der Siemens-Manager die Zukunft wieder in der persönlichen Begegnung. "Ein kreatives Arbeitsumfeld ist der Schlüssel, um miteinander den Fortschritt zu gestalten." Das soll bei Siemens vor allen Dingen in den neu geschaffenen Gebäuden passieren, die noch, wie Forschungsleiterin für Energy und Electronics bei Siemens, Annemarie Große Frie unterstrich, "eine leere Hülle sind. Unsere Aufgabe aber wird es sein, diese mit Leben und vor allem Ideen zu füllen."

Vorreiterrolle im Weltkonzern

Bei der Entwicklung vor allem nachhaltiger Energiesysteme soll der Standort Erlangen eine Vorreiterrolle im Weltkonzern erhalten. Doch dabei nicht etwa, wie Innenminister Herrmann fordert, unter sich bleiben: "Hier soll nicht nur zum Selbstzweck des Unternehmens entwickelt werden, sondern, das wünsche ich mir, für eine bessere Zukunft unseres Landes geforscht werden." Oberbürgermeister Florian Janik betonte, wie wichtig dieser Standort "mit Strahlkraft" für die Stadt, ja für die ganze Region sei: "Forscherinnen und Forscher müssen gern nach Erlangen kommen, weil sie sich an ihrem Arbeitsplatz auch privat wohl fühlen." Bei der Weltfirma Siemens sei dies augenscheinlich bereits gelungen, sie fühle sich seit Jahrzehnten in der Stadt zuhause. "Nun", so Joachim Herrmann, "geht es darum, die Grundlagen herzustellen, dass das auch die jüngeren Generationen weiter so empfinden."

Von Windkraft bis Bienenstock

Um das Gebäude auch für andere Nutzungsmöglichkeiten in der Zukunft nutzbar zu machen, haben die Architekten KSP Engel (Modul 2) und Carpus+Partner (Laborgebäude) auf nachhaltige Rohstoffe und flexible Bauteile gesetzt. Viel Grün und modernste Energiegewinnungssysteme sollen als CO2-neutraler Standort aufhorchen lassen. Dazu zählen eine Stromversorgung durch Windkraft, Photovoltaik-Anlagen mit einer Leistung von 500 Haushalten, Wärme und Kühlung aus Blockheizkraftwerken mit Biogas, extensive Dachbegrünung, Ladestationen für E-Bikes und E-Autos bis hin zu insektenfreundlicher Beleuchtung, Bienenstöcken und Streuobstwiesen. "Es sollen hier nicht nur Siemensianer unter sich sein", so Architekt Jürgen Engel, "sondern in diesem Stadtteil sollen sich alle Menschen wiederfinden können."

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