Kameramann aus Erlangen drehte mit Fatih Akin

27.3.2019, 18:00 Uhr
Kameramann aus Erlangen drehte mit Fatih Akin

© 2018 bombero int./Warner Bros. Ent./photo by Boris Laewen

"Einmal kam Fatih zu mir, meinte ,Philip, schnapp dir mal ’n kleines Team und mach mir paar poetische Bilder von der Wohnung von Serienmörder Honka‘ und verschwand wieder", berichtet Philip Matoušek von den Dreharbeiten mit Fatih Akin zu "Der Goldene Handschuh". Eine Roman-Verfilmung, die bei der Berlinale von der Kritik nicht zuletzt aufgrund der schonungslosen Bilder heftig diskutiert wurde.

Matoušek wusste zunächst nicht so genau, was Fatih sich vorstellte. Auf den Zweiten Kameramann und 2nd-unit-Kameramann (der eigenverantwortlich für die Bilder verantwortlich ist, die abseits des Hauptsets entstehen) dieses Filmes wartete also eine echte Herausforderung. "Poetische Bilder ist ein weiter Begriff und jeder hat ja seinen eigenen Geschmack. Ich war daher etwas nervös, als ich mir ein kleines Team zusammenstellte und schließlich zwei Stunden lang in Honkas Wohnung Bilder sammelte. Am Ende guckte Fatih mit besorgtem Blick über die Aufnahmen. Am Ende aber entspannte sich sein Gesicht und er meinte lachend: ,Ey, das ist ja noch poetischer, als wenn wir das gedreht hätten.‘"

Matoušek hatte schon zu seiner Jugendzeit angefangen mit Freunden in Erlangen Kurzfilme zu drehen. "Da habe ich gemerkt, dass ich das gerne zu meinem Beruf machen würde", erinnert sich Matoušek (Jahrgang 1987). Nach dem Abitur zog er nach Hamburg, um dort an der Hochschule für bildende Künste Hamburg) im Fachbereich "Film und digitales Kino" zu studieren, Wim Wenders war einer seiner Professoren. Neben dem Studium gründete er die Produktionsfirma "Mädchenfilm", die sich mittlerweile im Bereich Werbefilme in Hamburg etabliert hat.

Von dort ging es weiter nach Tschechien: "Ich wollte spezifisch Kamera studieren, und so zog es mich nach Prag — die Stadt beherbergt eine der weltweit besten Filmhochschulen, an der schon Milos Forman und Emir Kusturica studiert hatten. Es war nicht leicht, da es jedes Jahr hunderte Bewerbungen gibt, aber schließlich habe ich einen der fünf Studienplätze bekommen."

Nach vier Jahren, einem Abschluss und dem Knüpfen vieler wichtiger Kontakte ging es zurück nach Hamburg. An der Filmhochschule Hamburg Media School lernte er den bekannten Kameramann Rainer Klausmann kennen — und über Klausmann landete er bei der Produktion von "Der Goldene Handschuh". Denn bei dieser Roman-Verfilmung wurde bei vielen Szenen mit zwei Kameras gleichzeitig gedreht, um das Pensum bei der hohen Anzahl an Schauspielern in den langen Kneipenszenen bewältigen zu können. Und diese zweite Kamera sollte Matoušek führen: "Den Anruf werde ich nie vergessen!"

 

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