Kampf um ein Grundstück-Juwel in Erlangen

18.9.2020, 05:51 Uhr
Kampf um ein Grundstück-Juwel in Erlangen

© Harald Sippel

Die CSU-Fraktion stemmte sich von Anfang an vehement dagegen. Mit dem Vorhaben, ein neues Technisches Rathaus an der Gebbertstraße zu bauen, konnten sich die Christsozialen überhaupt nicht so recht anfreunden. Dennoch ist das Projekt nun seit einigen Jahren in der Mache. Doch die CSU lässt nicht locker. Jetzt fordert sie die Verwaltung per Antrag auf, einen "neuen Anlauf" in dieser Sache zu nehmen. Demnach soll ein externer Gutachter beauftragt werden, das Projekt zu überprüfen, um die "wirtschaftlich und funktionell beste Lösung" zu ermitteln.

Statt eines Neubaus sieht die CSU nach wie vor die Möglichkeit gegeben, geeignete Gebäude anzumieten oder zu kaufen. Gerade mit Blick auf die kommenden Jahre, wo im Bereich des Siemens Standorts Mitte reichlich Büroflächen frei werden. Vor diesem Hintergrund sah die CSU-Fraktion in der Vergangenheit den Neubau eines weiteren Rathauses schlicht als falsche Entwicklung und als Missbrauch von Steuergeldern an. All das soll ein externer Gutachter bei seiner Prüfung und Bewertung dieser möglichen Alternativen mit ins Kalkül ziehen und einem Neubau gegenüberstellen. "Ergebnis der Beratungen kann der Kauf oder die Anmietung eines Gebäudes, oder – wenn sich keine adäquaten Alternativmöglichkeiten bieten – auch ein Neubau am vorgesehenen Standort an der Gebbertstraße sein", heißt es im Antrag. Damit rückt die CSU ein Stück weit von ihrem einstigen kategorischen Nein zum Standort Gebbertstraße ab und signalisiert Entgegenkommen. Das hat seinen guten Grund. Und der wird vor allem auch in den derzeitigen Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter des Baureferats, den Räumlichkeiten und überhaupt im gesamten Arbeitsumfeld gesehen.

Bekanntlich finden sich etliche Ämter der Stadt- und Bauverwaltung quer übers Stadtgebiet verteilt. Außerdem herrscht in einigen Amtsstuben dort eine gewisse Raumnot. Alle bisher versprengten Standorte zu vereinen, wäre das Anliegen von Baureferent Josef Weber, ist letztlich aber nicht der alleinige Grund für den anvisierten Neubau.

Denn das Ganze möchte am Ende mehr sein: Neben flexiblen Arbeitsräumen, die technisch auf der Höhe der Zeit ausstaffiert sind, richten sich die Vorstellungen auf ein gleichsam ganzheitliches Dienstleistungszentrum mit Beratungen, Bürgerbeteiligungen, Ausstellungsflächen und nicht zuletzt auf die Schaffung eines ansprechenden Foyers und Aufenthaltsbereichs für Veranstaltungen, das Ganze gebündelt mit einem "innovativen Klima- und Energiekonzept". Nichts dagegen zu sagen. Denn: "Auch die CSU-Fraktion stellt nicht in Abrede, dass eine adäquate Unterbringung der Mitarbeiter des Baureferats oberstes Ziel sein muss", heißt es im Antrag.

Areal anderweitig nutzen

Doch mit dem Beharren auf den Standort Gebbertstraße, ohne noch andere Möglichkeiten ernsthaft geprüft zu haben, damit wäre letztlich eine "große Chance vertan", meint die CSU. Denn das Areal könnte man anderweitig nutzen: Anstelle eines Technischen Rathauses, so die CSU, wäre mit der Fläche eine "Erweiterung des Medical Valley Centers zur Unterbringung von Professoren und Gründern im Bereich Digital Health und Künstliche Intelligenz (KI) in der Medizin ein weiterer Meilenstein in der Entwicklung der Medizintechnik-Hauptstadt Erlangen möglich".

Und das ist der favorisierte Gedanke: Akademische Forschungsergebnisse, die direkt in innovative Unternehmen überführt werden, überhaupt Unternehmensgründungen auf diesem Feld unterstützen und forcieren, verbunden mit der räumlichen Nähe zur Wissenschaft, zu Siemens Healthineers, zum Klinikum oder auch zur Industrie – dieses mannigfaltige Zusammenspiel benötigt schließlich einen geeigneten Raum: "Als echtes Juwel einer solchen Strategie ließe sich die Freifläche in einen echten Inkubator für Digital Health und KI in der Medizin anstelle von städtischer Verwaltung verwandeln", so die CSU. Ob es soweit kommt, wird sich zeigen. In der kommenden Stadtratssitzung werden sicherlich etliche Für-und-Wider-Argumente zu hören sein.

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