Katholikinnen in Erlangen unterstützen Maria 2.0 Bewegung

17.10.2020, 06:00 Uhr
Katholikinnen in Erlangen unterstützen Maria 2.0 Bewegung

© Patrick Seeger/dpa

"Es gibt viele Laien, die gern Gottesdienste mitgestalten würden", sagt Eva Hümmer. Das aber sei, bedauert sie, in der katholischen Kirche nur selten möglich. Sie selbst jedenfalls kommt aus einem kleinen Dorf in der Oberpfalz. Einem Ort, in dem sie gläubig sind. Aber dort, so ihre Erfahrung, ging es nicht, dass sie als Laie und als Frau sich derart einbrachte.

In Erlangen ist das anders. Als Eva Hümmer zum Medizinstudium hierher kam, fand sie schnell den Kontakt zur katholischen Hochschulgemeinde. Immer dienstags hält diese ihre Gottesdienste in der Kapelle im Pacellihaus ab. Seit fünf Jahren ist Eva Hümmer dabei, inzwischen hat sie bereits drei Gottesdienste selbst (mit)gestaltet – ganz im Sinn der Maria 2.0 Bewegung. Jetzt ist sie eine von sechs Initiatorinnen und Initiatoren, die die Bewegung erlangenweit auf die Beine stellen wollen. Am 18. Oktober soll das erste Vernetzungstreffen in den Räumen der katholischen Hochschulgemeinde stattfinden.

Anstoß waren die Missbrauchsskandale

Maria 2.0 ging aus einem Lesekreis einer Gemeinde in Münster hervor. Angesichts der Missbrauchsskandale in der katholischen Kirche gestanden sich die Frauen bei diesen Treffen ein, dass die Abschaffung bestehender männerbündischer Strukturen in der katholischen Kirche nicht in Sicht sind. Und dass sie das nicht länger hinnehmen konnten. Denn eine solche Kirche war für sie nicht mehr akzeptabel.

"Gemeinsam können wir etwas verändern", ist seitdem das Motto von Maria 2.0, "wir küssen unsere Kirche wach" ihr Handlungsleitfaden. "Durch Gottesdienste vor den Kirchentüren im Mai letzten Jahres sollte bewusst werden, wie viel Weiblichkeit schon drinsteckt in der katholischen Kirche", sagt Eva Hümmer. "Es sollte zeigen, dass die katholische Kirche ohne ihre Frauen aufgeschmissen wäre."

Inzwischen geht es nicht mehr nur um die Frauen. Dass Laien Gottesdienste gestalten dürfen, dass gleichgeschlechtliche Beziehungen akzeptiert werden, die Abschaffung des Zölibats: Auch das sind Forderungen der Maria 2.0 Bewegung. "In der katholischen Kirche gibt es noch viele Wände und Hindernisse, an denen wir gern rütteln würden", sagt Eva Hümmer. "Wir wollen mehr Rechte haben, mehr sagen dürfen."

"Weitere Aktionen wichtig"

Die Bewegung Maria 2.0 habe eineinhalb Jahre nach ihrem Entstehen noch nicht genug verändert. Deshalb seien auch künftig noch Aktionen wichtig, meint die 25-Jährige, die mittlerweile ihr Studium beendet hat und als Ärztin arbeitet. In der katholischen Hochschulgemeinde ist sie weiterhin aktiv. Das Maria 2.0 Treffen am Sonntag soll Gelegenheit geben, sich auszutauschen mit Interessierten aus anderen Gemeinden. "Wir wollen gucken, was es schon gibt, welche Ideen da sind", sagt Eva Hümmer. Die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche, sagt die gläubige Christin, sei eine Forderung, die weiterhin im Raum stehe. "Das sehen wir als Grundvoraussetzung für eine Vertrauensbasis."

Hat sie je daran gedacht, aus der Kirche auszutreten? Das schon, meint sie. Aber den Gedanken auch wieder verworfen. "Für mich ist katholisch sein ein Stück weit meine Heimat. Und die Heimat aufzugeben, ist schwer."

Veränderung von Innen

Aber da ist noch mehr. Denn ihre Glaubensgrundsätze, so ihre Selbsterkenntnis, würde sie ja auch im Fall des Kirchenaustritts nicht umwerfen. Und letztlich – und das ist vielleicht der größte Antrieb für sie gewesen, sich der Maria 2.0 Bewegung anzuschließen – meint Eva Hümmer, dass es schwierig sein würde, von außen etwas zu verändern. "Ich glaube, das geht nur, wenn man innen ist."

Zum Vernetzungstreffen Maria 2.0 lädt die Katholische Hochschulgemeinde alle Interessierten ein. Es findet statt am Sonntag, 18. Oktober, 16 Uhr, im Pacelli-Haus, Sieboldstraße 3, Erlangen

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