Kinderschutzbund: "Es ist emotional sehr bereichernd"

13.12.2019, 11:00 Uhr
Kinderschutzbund:

© Kinderschutzbund Erlangen

Das Problem: Es gibt noch keine Nachfolgerin. Dass die Suche nach jemandem, der sich ehrenamtlich mit Zeit und Energie einbringt, ein Problem ist, welches der Kinderschutzbund mit anderen Einrichtungen teilt, macht die Sache nicht leichter. Geteiltes Leid ist in diesem Fall nicht halbes Leid.

In den letzten 21 Jahren hat sich der Kinderschutzbund Erlangen enorm entwickelt – sowohl was die Art als auch den Umfang der Aufgaben betrifft, die hier übernommen werden. Der Verein in Erlangen mit seinen über 500 Mitgliedern ist einer von 420 Orts- und Kreisverbänden in Deutschland, die sich für die Rechte von Kindern und Jugendlichen nachhaltig einsetzen. 2016 hat man in Erlangen das 40-jährige Jubiläum gefeiert.

Seit Angelika Will als Vorsitzende in die Fußstapfen von Gisela Baumgärtel trat, hat sich das finanzielle Volumen des Vereins verzehnfacht. Zehn Angestellte arbeiten in Teilzeit, darüber hinaus gibt es Honorarkräfte. Und keinesfalls zu unterschätzen ist das, was 100 Ehrenamtliche in den verschiedenen Bereichen leisten – die 100 Familienpaten in Stadt und Landkreis sind dabei noch nicht mitgerechnet. Ausführlich geschult werden alle Ehrenamtlichen, sie nehmen laufend an Fortbildungen teil, in manchen Bereichen wird Supervision eingesetzt.

Alles läuft bestens, doch nun muss der Vorsitz neu besetzt werden. "Ein Notfall", sagt Angelika Will. Sie ist Realistin und weiß: Ehrenamtliche sind rar gesät. Und: Es gilt, das Für und Wider ehrlich abzuwägen, bevor man sich auf eine solche Aufgabe einlässt. Unter dem Strich hieß das bei ihr: Viel Arbeit auf der einen Seite, auf der anderen Seite "die Möglichkeit, dass man hier gestalten kann". Das Ganze sei "emotional bereichernd, man entwickelt sich weiter", sagt sie. "Das ist, glaube ich, beachtlich, wenn ich so zurückblicke."

Die gelernte Ingenieurassistentin blieb nach der Geburt ihrer Kinder zunächst zuhause, ihr Mann war beruflich viel unterwegs. Als sie in den Job zurück wollte, scheiterte dies an der mangelnden Kinderbetreuung. Statt ins Arbeitsleben zurückzukehren, engagierte sie sich im Elternbeirat der Schule ihrer Kinder, im Gesamtelternbeirat für die Erlanger Grundschulen, beim bayerischen Elternverband. Dann folgte die ehrenamtliche Arbeit im Kinderschutzbund. Interesse für pädagogische Themen, meint sie, sollte man auf jeden Fall haben, wenn man sich diese Aufgabe vornimmt.

Denn neben der Pflege von Kontakten und dem Übernehmen der Personalverantwortung geht es um all die Projekte, die der Kinderschutzbund anbietet oder an denen er beteiligt ist – vom Arbeitskreis Krankes Kind über das Kinder- und Jugendtelefon (beide bereits seit Anfang der 1990er Jahre), das Gewaltpräventionsprogramm "Sicher Stark Frei" (1997), Begleiteter Umgang (1998), Elterntelefon (1999), Ferienbetreuung (2004), Elterntalk (2007), Medienlöwen (2017) bis hin zur Hebammenzentrale (2019). Außerdem nimmt die Vorsitzende an verschiedenen Arbeitskreisen teil, zum Beispiel vom Bündnis für Familie.

Angelika Will hat fast jedes Projekt mit Statistiken begleitet. Alle Projekte sind bei jemandem aus dem Vorstand "angedockt". Gemeinsam mit Ute Auschel, einer ihrer Stellvertreterinnen, hat Will sich besonders beim Projekt Elterntalk eingebracht. Dass nach ihrem Abschied, der ihr sehr schwer fällt, alles so weitergeht wie bisher, erwartet sie nicht. Im Gegenteil, "meine Nachfolger", meint sie, "müssen die Projekte auf den Prüfstand stellen".

Keine Kommentare