Klar strukturiert und voller Emphase

17.5.2019, 19:14 Uhr

Das seit 2007 bestehende "Trio Zimmermann" präsentierte nun im GVE-Konzert in der Ladeshalle die Variationen in der Bearbeitung für Streichtrio von Dmitri Sitkowetski. Zu Beginn spielte Frank Peter Zimmermann, aktuell einer der bedeutendsten Geiger der Zeit, mit seinen hervorragenden Kollegen, dem Bratschisten Antoine Tamestit und dem Cellisten Christian Poltéra, Arnold Schönbergs Streichtrio op.45 aus dem Jahr 1946. Als Reflex der Todesangst gilt das vom Exponenten der Zwölftonmusik geschaffene, spieltechnisch äußerst komplizierte Trio, in dem Schönberg seine persönlichen Erfahrungen nach einem Herzinfarkt – musikalisch auf extreme Weise verfremdet – zu bewältigen versuchte.

Bereits hier demonstrierte das in jeder Hinsicht bravourös aufspielende Zimmermann-Trio, wie souverän und virtuos es die fünf bizarren, zerstückelten Abschnitte mit den ungewöhnlichen, von technischen Raffinessen geprägten Passagen bewältigt. Dieses in jeder Hinsicht ungewohnt-exzentrische, dreiteilige Klanggebilde – angereichert mit tonalen Bruchstücken – beeindruckte das Publikum. Faszinierend war, wie diese drei exzellenten Virtuosen den diffizilen, komplexen musikalischen Traditionsbruch von Schönbergs Botschaft vermittelten.

Melodiöse Arie

Die mehr als 200 Jahre früher entstandenen "Goldberg-Variationen" von Bach bildeten dann den Schwerpunkt des Abends. Die melodiöse Arie und die im Chaconne-Stil entworfenen 30 Variationen, die das Werk prägen, war auf drei Instrumente verteilt. Das exzellente, gut aufeinander abgestimmte Trio gestaltete diese Bach-Rezeption sehr pointiert, klar strukturiert und voller Emphase. Die vorzüglichen, einfühlsam und konzentriert agierenden Virtuosen auf ihren Stradivaris demonstrierten überzeugend, wie sehr sie die substantiellen Ideen und Empfindungen, die Bach seinem großartigen Werk zugrunde gelegt hatte, auf andere Weise reproduzieren können.

Ihr harmonisches Zusammen- und Wechselspiel vermittelte dem Publikum die musikalische Tiefe dieser überragenden "Goldberg-Variationen" im neuen Gewand.

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