Klassik-Star Nicola Benedetti kommt nach Erlangen

22.9.2019, 14:00 Uhr
Klassik-Star Nicola Benedetti kommt nach Erlangen

© Kevin Westenberg

Es war ein ungewöhnlicher "Start up", mit welchem die 32-Jährige, die äußerlich mit Penelope Cruz und der jungen Brigitte Bardot verglichen wird, auf sich aufmerksam machte: Für den Barbiepuppen-Konzern Mattel spielte sie 2003 den Soundtrack zur DVD "Schwanensee-Barbie" ein. Mattel nutzte das Aussehen der damals 16-Jährigen — Schmollmund, lange Mähne, gertenschlanke, kurvige Figur — für seine Werbezwecke und legte noch ein Feature über den schönen, hochmusikalischen Teenager bei. Mit 17 spielte sie beim "BBC Young Musician of the Year" das Violinkonzert von Karol Szymanowski, gewann und wurde über Nacht berühmt.

Ein millionenschwerer Vertrag bei der "Deutschen Grammophon" für sechs Alben zeitigte reiche Nachfrage auf den großen Konzertpodien weltweit. Der Ruhm beschert Nicola Benedetti, oft "Nicky" genannt, immer wieder herausragende Instrumente. Zurzeit spielt sie die Stradivari "Gariel" von 1717, aus dem Besitz von Prinzessin Diana mit einem geschätzten Wert von zwei Millionen Pfund. Prinz Charles hat Benedetti dieses Frühjahr im Buckingham-Palast mit dem Orden "Commander of the Order of the British Empire" geehrt.

Frau Benedetti, Sie konzertieren weltweit. Worin besteht der Unterschied zwischen den unterschiedlichen Publikumsgruppen?

Es sind verschiedene Ausdrucksstärken, Ausdrucksarten bemerkbar: Mal ist der Applaus laut, mal leiser; in manchen Ländern steht das Publikum schnell auf. Aber das ist für mich nicht so bedeutsam in der Differenzierung. Ich brauche kein super wohlerzogenes Publikum, aber ich möchte spüren, dass die Zuhörer engagiert an dem teilhaben, was ich mache. Dann bin ich zufrieden und glücklich.

Ende September kommen Sie ja nach Erlangen. Kennen Sie die Region Franken, die Stadt Erlangen?

Ich war zwar noch nie da, aber ich habe mir schon Bilder davon angesehen, mich ein bisschen informiert.

Sie spielen ja das Sibelius-Violinkonzert in Erlangen. Was bedeutet dieses Werk für Sie?

Oh, das ist ganz bestimmt eines der ganz großen Violinkonzerte, extrem romantisch und sehr, sehr emotional. Es ist sozusagen ein sehr offenherziges Werk. Es ist charakteristisch für das Land, für das es steht, nämlich Finnland. Man kann die Landkarte, die Landschaft und die Menschen, die da leben, sehen. Technisch ist das Sibelius-Konzert sehr wechselreich, anspruchsvoll und es erfordert einfach viel Leidenschaft.

Gibt es so etwas wie ein Lieblings-Violinkonzert für Sie, gehört das Sibelius-Konzert dazu oder ändert sich das je nach zu spielendem Repertoire?

Das ist eine schwer zu beantwortende Frage. Manchmal denke ich, das ist jetzt das Schönste, was ich je gespielt habe. In Wirklichkeit ist es wohl so, dass jeweils das, was ich gerade spiele, für mich das großartigste Stück ist. Ich lasse mich jedesmal vom Werk selbst überraschen. Diese Woche ist dieses Werk das größte, nächste Woche das andere.

Sie spielen zusammen mit dem Sinfonieorchester Estland unter dem Dirigenten Mihhail Gerts. Kennen Sie das Orchester, den Dirigenten?

Nein, es wird mein erstes Mal mit diesen beiden sein.

Ihre Mutter ist Schottin, Ihr Vater Italiener, Sie studierten und arbeiten viel in England. Als was fühlen Sie sich mehr: als Schottin, als Italienerin, als Britin?

Oh (sie überlegt und dann kommt es entschlossen:) Als Schottin!

Verbringen Sie manchmal auch Ihre Ferien in Italien?

Ich arbeite in Italien öfter beruflich und ich verbringe da auch gerne die Ferienzeit.

Sie haben die "Benedetti Foundation" gegründet. Dort geht es um die musikalische Arbeit, um Orchesterspiel mit Kindern und Jugendlichen. Warum halten Sie das für wichtig?

Ich weiß es nicht. Ich könnte nun 100 verschiedene Dinge anführen. Es ist eine tief in mir verwurzelte Überzeugung: Musik hat so viel Aussagekraft, so viel Feingefühl, solch eine Kreativität und Schönheit. Ich denke einfach, Musik ist eine wunderbare Ergänzung zu unserer nüchternen Alltagswelt.

Würden Sie sich als glückliche Frau bezeichnen? Gibt es Wünsche in beruflicher, persönlicher und menschlicher Hinsicht? Was würden Sie gerne verändern?

(überlegt, zögert) Ja, doch, ich denke, ich bin ziemlich glücklich. Und ich würde mir für die Menschen wünschen, dass sie wahrhaftiger wären und ein bisschen mehr aufwachen würden. Es gibt so viel grenzenloses Unrecht auf der Welt und vieles läge in unserer Macht, das zu ändern. Ich möchte beruflich immer wieder mein Spiel verbessern, meine Konzentration, und ich würde gerne meinen Stundenplan besser organisieren (lacht). Meine Strategie dabei ist nicht immer perfekt.

Gibt es noch andere Hobbys, Interessen nach der Musik, nach der Violine?

Es bleibt nicht mehr so viel Zeit für anderes. Aber ich interessiere mich für Politik und soziale Projekte, ja, wirklich.

Praktizieren Sie irgendeine Sportart zum Ausgleich?

(lacht laut) Nein! Ein ganz kleines bisschen Pilates-Training manchmal.

Weitere Informationen und Karten unter www.gve.de oder unter Telefon (0 91 31) 86 22 52.

 

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