Kreistag ERH hält Auftaktssitzung in Adelsdorf ab

17.4.2020, 18:30 Uhr
Kreistag ERH hält Auftaktssitzung in Adelsdorf ab

© Klaus-Dieter Schreiter

Die Corona-Abstandsregeln zwingen die neugewählten 60 Kreisräte in einen größeren Saal als den im Erlanger Landratsamt. Zudem muss gewährleistet sein, dass das Publikum sowohl dabei sein als auch die vorgeschriebene Distanz halten kann. So, sagt der wiedergewählte Landrat Alexander Tritthart (CSU), fiel die Wahl auf die Aischgrundhalle. Sie hat eine Tribüne für die Zuhörer und wird nicht für schulische Zwecke gebraucht, wie etwa die gleichermaßen geeignete Sporthalle des Herzogenauracher Gymnasiums. Hausherr Karsten Fischkal, Adelsdorfs Bürgermeister, hat laut Tritthart die Halle zugesichert.

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Vermutlich auch aus Verpflichtung nicht nur als Kreisrat, sondern überdies als neuer Fraktionschef der Freien Wähler. Fischkal tritt die Nachfolge vom Höchstadter Bürgermeister Gerald Brehm an, der 18 Jahre lang der FW-Kreistagsfraktion vorgestanden hatte und im Gespräch mit dieser Zeitung den Übergang als sehr harmonisch und ganz in seinem Sinne bezeichnet. Fischkals Stellvertreter sind die Höchstadterin Regina Enz und Michael Schölkopf aus Eckental.

Weitere Fraktionen haben sich bereits konstituiert und ihre Vorsitzenden gewählt. Die CSU, mit 20 Kreisräten mit großem Abstand die stärkste, wird weiter angeführt vom Landtagsabgeordneten Walter Nussel aus Herzogenaurach-Burgstall. Die Junge Union, erstmals im Kreistag und das mit drei Vertretern, hat den Herzogenauracher Maximilian Stopfer zum Vorsitzenden bestimmt.

Ob die Standortwahl Adelsdorf für die erste Sitzung ein Hinweis auf eine neue Koalition nach sechs Jahren CSU-SPD-Bündnis ist? Nicht nur der Landrat gibt sich noch bedeckt. Auch Fraktionschef Walter Nussel spricht auf Anfrage lediglich von "guten Gesprächen". Diese führe die CSU aber mit allen drei infrage kommenden Koalitionspartnern, der SPD, den Freien Wählern und auch den Grünen. Letztere stellen mit zwölf Kreisräten immerhin die zweitstärkste Fraktion, gefolgt von den FW mit elf und den Sozialdemokraten mit acht Mandaten. Zusammen mit der Jungen Union, die sich natürlich schon klar zu einem "besonders engen Verhältnis zum Landrat und der CSU-Fraktion" bekannt hat, wären alle drei Fraktionen jeweils sichere Mehrheitsbringer.

Und mindestens die Freien Wähler und die Grünen haben offensichtlich Ambitionen. "Opposition ist Mist", zitiert so der Kreissprecher der Grünen, Manfred Bachmayer, auf Anfrage den einstigen SPD-Vorsitzenden Franz Müntefering. Und, so Bachmayer weiter, es sollte doch eine möglichst stabile Mehrheit im neuen Kreistag geben.

"Regierungsbeteiligung" hatten die Grünen bekanntlich bereits in der Ära des SPD-Landrats Eberhard Irlinger, des Vorgängers von Alexander Tritthart – mit Manfred Bachmayer als einem der stellvertretenden Landräte. Doch im Gegensatz zu "Rot-grün" wäre "Schwarz-grün" noch ohne Vorbild auf höherer politischer Ebene. So klingt beim zweiten möglichen Partner, den Freien Wählern, eine gewisse Zuversicht durch, wenn Gerald Brehm auf die entsprechende Fage antwortet, man führe mit der CSU "sehr gute Gespräche" in "gutem Einvernehmen".

Brehm spricht sich aber auch für eine sehr breite Basis für "nachhaltige Mehrheiten" im Kreistag aus. Als Bürgermeister seiner Stadt Höchstadt erlebe er jetzt, wie die Corona-Pandemie binnen zwei Wochen die Kommune von einer "Top-Finanzkraft" in eine schwierige Lage habe stürzen lassen. Im Landkreis brauche es deshalb in den nächsten Jahren breite Übereinstimmung.

In der nicht ganz unwichtigen Stellvertreter-Frage hat die SPD mit dem Strafverfahren gegen ihren Vizelandrat Christian Pech und dessen Suspendierung eine bittere Pille schlucken müssen. Eine Blockade und ein Handicap für die bisherige "große Koalition" mit der CSU. Das räumt Herzogenaurachs Bürgermeister und sozialdemokratischer Kreisrat German Hacker ein.

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