Langensendelbach: Eine teure Spur, die niemand nutzt

27.5.2020, 05:44 Uhr
In reinstem Weiß strahlt die 320000 Euro teure Linksabbiegespur zum Langensendelbacher Wertstoffhof — und wird dies wohl noch viele Jahre tun, denn benötigen dürfte sie kaum ein Autofahrer.

© NEWS5/ Merzbach In reinstem Weiß strahlt die 320000 Euro teure Linksabbiegespur zum Langensendelbacher Wertstoffhof — und wird dies wohl noch viele Jahre tun, denn benötigen dürfte sie kaum ein Autofahrer.

Die Abbiegespur liegt nämlich mehrere Hundert Meter außerhalb des Dorfes an der Kreisstraße nach Hagenau, das zur Stadt Baiersdorf und damit zum Landkreis ErlangenHöchstadt gehört. Doch die Baiersdorfer haben einen eigenen Recyclinghof und dürfen ihre Wertstoffe gar nicht in Langensendelbach abgeben, das bekanntlich im Kreis Forchheim liegt. Die Langensendelbacher wiederum kommen alle aus der anderen Richtung und können beim besten Willen immer nur eins, um zu ihrem Recyclinghof zu gelangen: rechts abbiegen. Dass Mitarbeiter des Bauhofes die Hecken im Nachbar-Landkreis zurückgeschnitten oder dort die untergeordneten Straßen ausgebessert haben, ist bisher auch noch nicht vorgekommen.

"Die neue Linksabbiegespur nutzt höchstens jemand, der sich verfahren hat", kann Bürgermeister Oswald Siebenhaar diese unnötige Ausgabe ebenso wenig nachvollziehen wie die Gemeinderäte und die übrigen Bürger. Angesichts der Belastungen aufgrund der Corona-Pandemie dürften die Kommunen in den nächsten Jahren um jeden Cent froh sein, den sie mehr in der Gemeindekasse haben, hebt der Bürgermeister hervor.

Seit Jahren suche die Gemeinde nach Wegen, um die Raumnot bei der Mittagsbetreuung zu beheben. Dass die Eltern sich nun darüber ärgern, dass ein sechsstelliger Betrag für diese überflüssige Spur ausgegeben wurde, versteht Siebenhaar gut.

Das Forchheimer Landratsamt wollte den Wertstoffhof nur genehmigen, wenn auch die ominöse Linksabbiegespur angelegt wird, um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten. Laut Siebenhaar geht dies auf eine Reihe von Unfällen zurück, die sich auf der Kreisstraße ereigneten — allerdings weit entfernt von der Abzweigung zum Recyclinghof.

Es hätte seiner Ansicht nach völlig gereicht, die Einfahrt für zirka 40 000 Euro zu verbreitern, sodass nicht das geringste Problem aufgetaucht wäre, wenn wirklich einmal ein Autofahrer an dieser Stelle nach links abbiegen wollte.

Das Pikante: Ganz in der Nähe zweigt die Straße nach Bräuningshof von der Kreisstraße ab. Hier gibt es permanent Linksabbieger, aber nicht die leiseste Andeutung einer Spur. "Und auch keine Unfälle", wie Siebenhaar hinzufügt und sich ein Schmunzeln nicht verkneifen kann.

2 Kommentare