Laubbläser: Trotz Klimanotstands in Erlangen im Einsatz

27.10.2020, 12:30 Uhr
Laubbläser: Trotz Klimanotstands in Erlangen im Einsatz

© Daniel Bockwoldt/dpa

An Laubbläsern scheiden sich die Geister seit Jahren schon. Ging es anfangs insbesondere um den Lärm und die Luftschadstoffe, die der Verbrennungsmotor hinausbläst, so kam zuletzt auch noch der Einwand hinzu, dass am Boden und im Laub befindliche Keime, Pilze, Unrat und Tierkot durch Laubbläser in der Luft verteilt werden. In Corona-Zeiten erst recht ein Unding, meinen Naturschützer. Schließlich mache jede Belastung der Atemwege empfindlicher gegen Erkrankungen wie COVID-19.

Verwendet werden die umstrittenen Geräte auch von den Mitarbeitern der Abteilung Stadtgrün in Erlangen auf Gehwegen und öffentlichen Plätzen. "Ist das verträglich für Tier und Umwelt?", fragt  ein Leser der Erlanger Nachrichten. Und fügt hinzu: "Der Erlanger Stadtrat hat im Mai 2019 als erste bayerische Stadt den Klimanotstand ausgerufen. Wie verträgt sich das dann mit einem motorbetriebenen Laubbläser?"

Dass die Stadt nicht von Laubbläsern auf Rechen und Besen umstellt, hat einen wirtschaftlichen Grund, wie von Bürgermeister Jörg Volleth zu erfahren ist. Man würde dann deutlich mehr Personal benötigen, sagt Volleth, der Referent für Sport, Gesundheit, Brand- und Katastrophenschutz ist und außerdem zuständig für den Betrieb für Stadtgrün, Abfallwirtschaft und Straßenreinigung. Laubbläser würden also weiterhin benötigt, aber man versuche dennoch, klimafreundlich zu agieren.

Umstellung auf Elektrogeräte

Seit rund zehn Jahren stellt die Stadt schrittweise von benzinbetriebenen Geräten auf Elektrolaubbläser um. Alte Geräte, die ausgemustert werden müssen, werden durch Elektrogeräte mit Akku ersetzt. 20 von ihnen sind bereits in Betrieb, demgegenüber stehen noch 30 benzinbetriebene Bläser. Innerhalb der nächsten fünf Jahre werden voraussichtlich auch diese ausgetauscht werden. Für die Akkus jedenfalls könne der Strom klimaneutral erzeugt werden, sagt Christoph Kintopp, Leiter der Abteilung Stadtgrün.

Aspekte des Umweltschutzes werden auch in anderer Hinsicht zunehmend berücksichtigt. "Wir reduzieren den Einsatz der Laubbläser, soweit es geht", so Kintopp. "Es ist vor allem klimaschädlich, wenn man das Laub überhaupt entfernt." Wo es möglich sei, lasse man deshalb das Laub liegen, insbesondere auf Flächen mit Gehölzen.

Grundlage für Bodenaktivität

So wird zum Beispiel aus dem Eichenwald am Burgberg seit elf Jahren – seit die Schausteller während der Bergkirchweih nicht mehr hier wohnen – kein Laub mehr entfernt, nur noch entlang der Wege. Eine Maßnahme, die den Kleinlebewesen im Boden zugutekommt und die Grundlage für Bodenaktivität schafft. Außerdem werden dem Boden durch das Laub Nährstoffe zugeführt. Auf Gehwegen, Spielplätzen, in Schulhöfen und generell auf Intensivrasenflächen hingegen muss das Laub entfernt werden. Weitgehend ohne Laubbläser geht das auf großen Rasenflächen ab wie zum Beispiel am Ohmplatz und im Schlossgarten. Hier wird das Laub beim Mähen mit aufgenommen. Auf Verkehrsgrünflächen mit Blumenwirtschaft wiederum wird bereits Ende September das letzte Mal vor dem Winter gemäht. Danach bleibt das Laub liegen.

Zum Thema Gesundheitsschutz weist Kintopp darauf hin, dass den Mitarbeiter*innen empfohlen wird, Atemschutzmasken zu tragen, wenn es staubt. Stark verkotete Rasenflächen mache man, wo dies möglich sei, lieber mit dem Aufsitzrasenmäher. Und zwischen Büschen, wo besonders oft Hundekot liegt, lasse man das Laub liegen.

"Die Kolleginnen und Kollegen sind glücklich mit den Geräten", so der Abteilungsleiter. Es sei ein praktischeres, schnelleres Arbeiten. "Und mit den strombetriebenen Geräten werden wir deutlich leiser."

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