Lockdown: Kein Fasching in Erlangen, ERH und im Landkreis Forchheim

3.2.2021, 16:52 Uhr
Lockdown: Kein Fasching in Erlangen, ERH und im Landkreis Forchheim

Denn karnevalistische Aktivitäten gibt es in diesem Jahr aufgrund der längst nicht überstandenen Pandemie und des mindestens bis Mitte Februar andauernden Lockdowns "nullkommanull". Damit zumindest der karnevalistische Tanzsport nicht noch mehr leidet, geht das Tanztraining bei den "Besenbindern" derzeit online über die Bildschirme. "In allen Altersgruppen", wie Thomas Semmelroth betont.

"Immer wieder etwas neues"

Lockdown: Kein Fasching in Erlangen, ERH und im Landkreis Forchheim

© Foto: Andreas Brandl

Denn schon Vier- bis Sechsjährige können beim KCR Faschingstanz lernen. Insgesamt hat der Verein rund 200 Aktive, von denen rund 160 dem Tanzsport frönen. Damit sind die "Besenbinder" zurzeit einer der größeren Karnevals-Vereine im Kreis Erlangen-Höchstadt. "Unsere Trainerinnen und Trainer geben sich viel Mühe, damit die Online-Kurse nicht langweilig werden", betont Semmelroth. Man lasse sich "immer wieder etwas Neues einfallen". Allerdings sei allmählich der Punkt absehbar, an dem mit fortdauerndem Lockdown die Einfälle versiegen werden.

Nur wenige Austritte

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© Foto: Andreas Brandl

Momentan hält die Abwechslung Tanzgarden und Funkenmariechen gleichwohl noch beim Verein, die Zahl der Austritte sei bis dato relativ gering. Die der Eintritte geht allerdings auch gegen null. "Wir bieten zwar auch Schnupperkurse online an – aber da kann man sich nur wenig vorstellen, wie der Verein tatsächlich ist", sagt Semmelroth.

Die "Fastnacht in Franken", die Kult-Prunksitzung des Bayerischen Rundfunks, fällt nicht gänzlich aus, wird aber in den Mainfrankensälen Veitshöchheim ohne Publikum und ohne Politiker aufgezeichnet und an diesem Freitag, 5. Februar, gesendet. Unter den Mitwirkenden: zwei Tänzerinnen des KCR. Weil der als Deutscher Meister im karnevalistischen Tanzsport auch zur ersten Wahl bei Fernsehproduktionen zählt.

Private Spende für KCR

Auch private Hilfe bekommt der Karnevalsclub im Lockdown: Der Röttenbacher Apotheker Wolfgang Galster bietet seit kurzem auch farbige FFP2-Masken an. Von dem Geld, das er aus dem Verkauf der Masken in der KCR-Farbe rot erlöst, geht eine Spende in vierstelliger Euro-Höhe an den Verein.

Stefan Herbig, Vorstand des Karnevals-Club Herzogenaurach (KCH) fragt sich, wie lange die Motivation noch anhalten wird, sich karnevalistisch zu betätigen, wenn nicht nur die Session ausfällt, sondern auch der Turnierbetrieb darnieder liegt. Beim Nachwuchs sei es schwierig, die Kids "auf Entfernung" zu begeistern. Die Älteren – Jugend, Junioren, Aktive – trainieren online derzeit zweimal die Woche. Austritte gab es bislang nur vier.

"Kaum neue Leute"

Wie sich die Situation entwickelt, wenn sich der Lockdown tief ins Jahr hinein zieht, mag Stefan Herbig nicht vorhersagen. "Neue Leute kriegt man über Online-Angebote kaum", weiß Herbig, dessen Verein rund 420 Mitglieder zählt, von denen inklusive Männerballett 140 auch tänzerisch aktiv sind. Die Herren hatten immer sonntags ihr Training und pausieren derzeit auch.

Finanziell gut aufgestellt

Zumindest finanziell sei man beim KCH noch gut aufgestellt. "Kleinere Vereine hängen inzwischen oft ziemlich durch", weiß Stefan Herbig. Wenig glücklich ist man beim KCH über das Gebaren des bayerischen Landessportverbands (BLSV), der sich bei den Kosten für die KCH-Trainingshalle "nicht mit sich reden" lasse. Obwohl klar sei, dass mangels Veranstaltungen kein Geld in die Vereinskasse komme.

Die mangelnde Betätigung, die nicht stattfindenden Vereins-Aktivitäten sieht Herbig auch als größtes Problem. Die Jüngeren würden online auch andere sportliche Beschäftigungen ohne Faschingsbezug finden. "Noch ein Jahr ohne Turniere, dann ist auch die Gruppendynamik weg", sagt Herbig düster. "Unsere Tänzerinnen und Trainerinnen haben die Situation gut im Griff", sagt Markus Armbruster, erster Vorstand der Brucker Gaßhenker. Vieles hätten die jungen Frauen in Eigeninitiative aufgesetzt, trainiert wird unter anderem mithilfe der Software "Microsoft Teams". Die Wohnzimmer verwandeln sich bei den Gaßhenker-Tänzerinnen mehrmals pro Woche in Mini-Tanzstudios.

"Nicht auf professionelle Schiene"

Obwohl die Brucker Gaßhenker kein Turnierverein sind und auch "nicht auf die professionelle Schiene gehen wollen", wie Markus Armbruster betont, wird das regelmäßige Training ernstgenommen. Versteht sich doch der Verein auch als Plattform für Jugendliche, um "kontrolliert außer Kontrolle geraten zu können", wie Armbruster augenzwinkernd ausführt. Dass Probetrainings ausfallen müssen, behindert die Nachwuchsarbeit – und das, obwohl die Zielgruppe digitalaffin ist und sich auch in Sachen Social Media bestens auskennt. 280 Aktive zählen die Gaßhenker derzeit, rund 500 Mitglieder insgesamt. Corona-bedingte Austritte gab es acht, der Rest hat sich, soweit es überhaupt möglich ist, mit der Corona-Situation arrangiert. Eigentlich wäre die Prunksitzung des Vereins am 5. Januar über die Bühne gegangen. "Der Tag verlief entsetzlich langweilig", rekapituliert Markus Armbruster.

Fixpunkte fallen weg

Dennoch will man bei den Gaßhenkern vorbereitet sein für die Zeit nach Corona. Auch wenn die liebgewonnenen Fixpunkte im närrischen Jahreskalender wegfallen: kein Umzug, kein Erlanger Frühling und auch keine Auftritte auf der Bergkirchweih. Da bleibt in Bruck wie im Rest Frankens (fast) nur die Hoffnung auf bessere Zeiten.

Kreativ geht es beim TSV Lonnerstadt zu: Seit 33 Jahren lädt der TSV zu seiner "Original Loschedder Faschingsgaudi". Frank Haßlauer, beim TSV Koordinator für Veranstaltungstechnik, kündigt jetzt zumindest ein wenig virtuelles Narrentreiben an: Derzeit entstehen Videos von sieben bis zehn Minuten Länge, die wenigstens ein kleiner Ersatz für die offiziellen Faschingsveranstaltungen des TSV sein sollen.

Videos statt Prunksitzung

Am kommenden Samstag, 6. Februar, wäre eigentlich die Prunksitzung über die Bühne gegangen, nun gibt es Büttenreden, Sketche und Tanzeinlagen als lustige Mini-Filmchen, abzurufen über die Facebookseite des Vereins, über Instagram und über die Homepage www.tsv.lonnerstadt.de

"Jetzt merken es alle: Ohne einen richtigen Fasching fehlt einfach ein besonderer Abschnitt im Jahreskalender", ist Elke Mölkner, die Präsidentin des Effeltricher Fosanochtsvereins Allamoschee, schon ein bisschen wehmütig, dass heuer in der Öffentlichkeit kein närrisches Treiben möglich ist. Wie Clemens Vykydal, Vizepräsident des "Neunkirchner Carnevals Vereins" (NCV) hat sie freilich Verständnis für die Auflagen wegen der Corona-Pandemie: "Die Gesundheit der Aktiven und der Besucher besitzt oberste Priorität."

Mit Humor gegen das Virus

Vor dem verdammten Virus wollen freilich beide Vereine nicht kapitulieren, sondern ihm einige steife Brisen Humor entgegensetzen. Die Effeltricher, bekannt für ihr sängerisches Talent, haben extra ein neues Lied mit dem Titel "Springen kannst du überall" einstudiert, das in den nächsten Tagen auch als Video veröffentlicht wird. Es lässt sich dann wie die Hörprobe und weitere Clips auf der Homepage www.allamoschee. wixsite.com/effeltrich abrufen.

Lockdown: Kein Fasching in Erlangen, ERH und im Landkreis Forchheim

© Klaus-Dieter Schreiter

Finanziell muss Allamoschee verkraften, dass in dieser Nicht-Session die Einnahmen von Prunksitzung, Männerballett-Abend und Kinderfasching wegfallen, während die laufenden Kosten wie der Jahresbeitrag für die GEMA oder die Versicherungspolicen weiter zu zahlen sind. Um das sportliche Niveau halten zu können, trainieren die Gardemädchen von Allamoschee und NCV weiter.

Faschingszeitung herausgegeben

Die Trainer geben über das Internet Anweisungen, die zuhause umgesetzt werden. Der NCV hat auch diesmal eine Faschingszeitung herausgegeben, die ausnahmsweise kostenlos und bei den örtlichen Geschäften erhältlich ist – auch darin hat ein Covid-!9-Blues keine Chance.

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