Machtkampf und Ärger: Gehard Wölfel schmeißt in Eckental hin

2.6.2020, 08:30 Uhr
Machtkampf und Ärger: Gehard Wölfel schmeißt in Eckental hin

© privat

„Ernst nehmen der Gemeinderäte und Verbesserung der Informationspolitik, kompromissbereites Miteinander im Gemeinderat, Einbindung der Bürgerinnen und Bürger bei Gemeinderatssitzungen“ – mit diesen Zeilen warb Gerhard Wölfel in seinem Wahlkampfprospekt um Stimmen für das Bürgermeisteramt. 

Diese hatte den 52-jährigen Landwirt im Kommunalwahlkampf zu ihrem Spitzenmann für den Chefsessel im Eckentaler Rathaus gemacht, wohl wissend, dass der Eschenauer, der seit 2011 im Marktgemeinderat sitzt, ein Sympathieträger über die Partei hinaus ist und Stimmen bringen würde. Nicht wenige tippten sogar auf eine Stichwahl zwischen Wölfel und Amtsinhaberin Ilse Dölle von der UBE.

„Es ging um Posten und Macht“

Am Ende wurde es dann nur ein Achtungserfolg. Knapp 2000 Stimmen holte Wölfel im März für seine Partei, die mit 25,1 Prozent aber wieder zweitstärkste Fraktion hinter der UBE wurde. Zusammen mit der Jungen Union, die zwei Sitze eroberte, eine starke konservative Kraft, die er gerne genutzt hätte, um Politik für Eckental zu machen, sagt Wölfel: „Aber mir ging es darum, mit allen Parteien zu reden, und nicht nur mit der UBE. Das war das, was ich angekündigt hatte und wofür ich stehe.“ 

Doch in der Fraktion sei von „führenden Kräften“ klar gestellt worden, dass die Koalition mit der UBE auch in der neuen Legislaturperiode fortgesetzt werde. „Es ging um Posten und Macht“, sagt Wölfel, „nicht darum, für Eckental etwas zu bewirken“.

Ein Streitpunkt: das Amt des zweiten Bürgermeisters. Obwohl eine Abstimmung im CSU-Vorstand klar zu Wölfels Gunsten ausging, habe er schließlich verzichtet. „Reinhard Zeiß wollte es unbedingt wieder machen, es bestand die Gefahr, dass sonst die Fraktion auseinanderbricht“. Deshalb habe er nur den Fraktionsvorsitz übernommen. 
Aber auch da sei schon nach der konstituierenden Sitzung Druck aufgekommen. „Es hieß, es wird wieder mit der UBE koaliert. Ich wollte das offen halten. Doch ich wurde richtig vorgeführt.“

Bei den Kooperationsgesprächen sei er bereits nicht mehr dabei gewesen. 
Auch dass die UBE darauf bestanden habe, den dritten Bürgermeister zu stellen und dabei auf die Stimmen der CSU zählen konnte, sei aus seiner Sicht nicht rechtens gewesen. „Der dritte Bürgermeister hätte meiner Meinung nach von einer anderen Partei, beispielsweise von den Grünen, sein müssen. Dann hätte man von einer echten Demokratie im Gemeinderat sprechen können.“ Felix Zosel von der UBE wurde wie Reinhard Zeiß Anfang Mai mit 15 Stimmen zum Stellvertreter gewählt. Die UBE hat mit Bürgermeisterin Dölle sieben, die CSU mit der Jungen Union acht Stimmen im Rat.

"Diese Art von Politik liegt mir nicht.“

Der Schritt, die CSU-Fraktion zu verlassen, sei ihm nicht leicht gefallen, so Wölfel. „Ich bin aber mit mir im Reinen. Diese Art von Politik liegt mir nicht.“ Schon in der vergangenen Legislaturperiode habe ihn der Zwang in der Fraktion zu Mehrheitsabstimmungen gestört, „wenn es um Sachthemen geht, muss man nach der Sache entscheiden“. Er habe gedacht, mit einer Kandidatur und dem Fraktionsvorsitz auch eine offenere und zeitgemäßere Politik gestalten zu können, „aber einige haben noch ein Bild von Politik wie aus vergangenen Jahrzehnten“.

 Laut Gerhard Wölfel ist auch Schriftführerin Andrea Felser-Friedrich aus Ärger um die Vorgänge in der Fraktion zurückgetreten. Sie war über viele Jahre ein Motor der Parteiarbeit der CSU in Eckental. Gerhard Wölfel bleibt als Parteiloser im Eckentaler Rat, sein CSU-Mandat im Kreistag will er behalten.