Machtvolles Signal in Erlangen gegen Neonazis

29.7.2017, 17:37 Uhr
Machtvolles Signal in Erlangen gegen Neonazis

© Klaus-Dieter Schreiter

Die Botschaft, die die Stadt an die wenigen Anhänger des rechtsextremen "Dritten Weges" sandte, war eindeutig: Direkt vor dem Rathaus wehte eine Fahne in Regenbogenfarben, das weltweite Symbol für Veränderung, Frieden und die Vielfalt von Lebensformen.

Diese Geste, die sich die Stadt einfielen ließ, war genau richtig: Denn unmittelbar vor der Flagge fand das Treffen der rechtsradikalen Partei statt — und genau dort machten ihre wenigen Mitstreiter abgeriegelt durch Polizeigitter gegen die ab ersten Oktober gültige Ehe für alle mobil.

Die Stadtoberen und ein breites Netzwerk aus verschiedenen Gruppierungen begegneten der Neonazi-Veranstaltung mit eindringlichen Reden, Trillerpfeifen und einem lautstarken Pfeifkonzert. Dass der machtvolle und friedliche Protest sehr kurzfristig zustande kam, lag vor allem am Einsatz des demokratischen Aktionsbündnisses "Courage": Innerhalb eines Tages organisierte Sprecher Frank Riegler die Gegendemonstration — und motivierte somit laut einem Polizeisprecher am ersten bayerischen Feriensamstag mehr als 100 Menschen zur Teilnahme an der Kundgebung auf dem Besiktas-Platz.

OB verteilt Lob

Da war das Lob des Erlanger Oberbürgermeisters Florian Janik (SPD) an Riegler und die anwesenden Gegendemonstranten durchaus angebracht: "Schließlich", sagte er, "hätten an diesem Tag viele etwas anderes vorgehabt". Wie wichtig es aber ist, gegen das Treffen der Kleinpartei (der Verfassungsschutz stuft die Mehrheit der Mitglieder des "Dritten Weges" als äußerst gewaltbereit ein) auf die Straße zu gehen, erläuterten alle Redner vom OB bis hin zum Vertreter des Jugendparlamentes Nicolas Bucher auf deutliche Weise: "Heute", sagte Janik, "demonstriert der ,Dritte Weg´ gegen Homosexuelle, morgen gegen Ausländer und übermorgen sind dann die Muslime dran".

Die demokratische Gesellschaft ließe sich aber mit derartigen Sprüchen nicht auseinanderdividieren, betonte er. "Wir lassen uns nicht spalten und wir lassen es auch nicht zu, dass solche Parolen die Mehrheit gegen die Minderheit aufbringt." Im Gegenteil, betonte der Rathauschef: "Wir haben Spaß daran, dass wir verschieden sind."

Ähnlich klang es auch bei Bürgermeisterin Elisabeth Preuß (FDP), die für die Allianz gegen Rechtsextremismus in der Metropolregion ans Mikrofon trat: "Die Grundrechte gelten für alle — und wir werden dafür sorgen, dass das auch weiterhin so bleibt."

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