Ausstellung der "Maria 2.0"-Gruppe

So fordern Frauen in Erlangen "eine Kirche für alle"

26.10.2021, 12:30 Uhr
Die Würzburger Künstlerin Claudia Wührl mit einem ihrer Kunstwerke: Die Erlanger Gruppe Maria 2.0 hat eine Ausstellung mit Arbeiten der Künstlerin in Herz Jesu initiiert.

© privat, NN Die Würzburger Künstlerin Claudia Wührl mit einem ihrer Kunstwerke: Die Erlanger Gruppe Maria 2.0 hat eine Ausstellung mit Arbeiten der Künstlerin in Herz Jesu initiiert.

Frauen, denen allesamt die Kirche nicht egal ist, die mit ihr ringen, die in ihr und mit ihr aufgewachsen sind, die ihre Kinder im christlichen Glauben erzogen haben, sich meist über Jahrzehnte in verschiedenen Diensten engagiert haben – für viele von ihnen ist das Maß voll: Sie sind wütend, enttäuscht und verletzt angesichts einer männerdominierten Kirche, fordern Gleichberechtigung und Zugang zu allen Ämtern.

Außerdem wollen sie, dass sich die katholische Kirche endlich konsequent mit der Aufarbeitung aller Fälle sexuellen Missbrauchs auseinandersetzt und die Schuldigen zur Rechenschaft zieht.

Weibliche Seite Gottes

Maria 2.0 ist längst ein fester Begriff, mehr und mehr Frauen solidarisieren sich mit den Zielen der Bewegung – so auch eine Gruppe in Erlangen, die sich bereits vor der Pandemie zusammengetan hat und sich nun auch offiziell der deutschlandweiten Bewegung angebunden hat.

Als Auftaktveranstaltung haben die Frauen eine Ausstellung nach Erlangen geholt, die sich mit der weiblichen Seite Gottes beschäftigt: In Herz Jesu stellt die Würzburger Künstlerin Claudia Wührl bis 21. November mehr als 30 sogenannte „Wirk-Bilder“ aus, die auf abstrakte Weise Platz lassen für Interpretation.

„Sie wollen nicht nur den Verstand ansprechen, sondern gehen tiefer, wollen einen Dialog zum Betrachter herstellen“, so Wührl.

"Verknöcherte Kirche"

Über ihre Bilder sammelt die 57-Jährige Geschichten von Menschen, deren Sinne und Seele sich angesprochen fühlen von den kostbaren Naturmaterialien und Farben, mit denen die Künstlerin arbeitet. „RUACH – Ursprung und Wirkkraft der Schöpfung. Auf den Spuren der weiblichen Kreativität Gottes“ heißt die Ausstellung, die zeigen will, dass es an der Zeit ist, das Patriarchat zur Seite zu schieben.

„Eine völlig verknöcherte Kirche wie die unsere findet vielfach die Antworten nicht (mehr), die die Menschen brauchen“, ist Claudia Wührl überzeugt. Lange schon hat sie sich mit der Ruach, der sogenannten Geistes- oder Schöpferkraft, beschäftigt, mit Tugenden wie Weisheit und Liebe, mit Geschwisterlichkeit und der Sorge um den Planeten, mit Unterdrückung, Ausgrenzung und Mitgefühl, mit neuen Räumen in Kirche und Glaube.

Macht der Priester

Über ihre Kunst, die mitreden möchte, versucht Claudia Wührl nicht zuletzt zu motivieren, „alte Dinge abzulegen und gehen zu lassen“ – womit sie den Frauen, die sich für die Bewegung Maria 2.0 einsetzen, aus der Seele spricht:

So wie Monika Empelmann aus Cadolzburg, die findet: „Wir sollten präsent sein. Denn wir alle spüren, dass etwas nicht stimmt. In keiner anderen Firma werden Einzelne mit so viel Macht ausgestattet wie Priester in der katholischen Kirche. Das schreit zum Himmel.“

"Eine Kirche, in der Platz ist für alle"

Die gelernte Industriekauffrau hat sich angewöhnt, die Amtskirche von ihrem persönlichen Glauben, den sie trotz allem als Geschenk betrachtet, zu trennen. „Sonst wäre ich längst ausgetreten“, sagt sie ernüchtert. Mit Blick nach vorn überlegt die 59-Jährige: „Wir brauchen eine Kirche, die allen gerecht wird und in der Platz ist für alle“, sagt sie.

Auch Andrea Büttner aus der Erlanger Pfarrei St. Bonifaz macht ihrem Ärger Luft: „Es widerspricht dem Grundgesetz, dass Frauen in der Kirche wie Menschen zweiter Klasse behandelt werden.“ Umso mehr schätzt die 58-Jährige den Austausch mit Gleichgesinnten innerhalb der Erlanger Maria 2.0-Gruppe.

„Wir alle haben einen Sendungsauftrag, nicht nur einige vermeintlich auserwählte“, sagt Barbara Schöttler aus Herz Jesu. Die Thesen der Maria 2.0-Bewegung hängen zu Hause an ihrem Kühlschrank und erinnern die 57-Jährige täglich an einen wertschätzenden und würdigen Umgang aller Menschen untereinander.

"Wir brennen für die Sache"

„Jesus war ein Menschenfreund und hat niemanden ausgestoßen“, ist sie sich sicher. „Bedauerlich, dass so viele Priester Angst haben, dass man ihnen auf die Pelle rücken und etwas wegnehmen könnte“, findet Ulrike Hertlein aus Tennenlohe. „Viele von uns strotzen nur so vor Energie; wir brennen für die Sache und könnten einiges bewegen – wenn man(n) uns nur mit ins Boot holen würde.“

Am 6. November Workshop in Herz Jesu mit der Künstlerin zum Thema „Vergehen, Ruhen, Werden, Entstehen“ (Anmeldung im Pfarrbüro: 09131-9779990), am 7. November ab 16 Uhr offenes Maria 2.0-Treffen im Pfarrsaal von Herz Jesu zum Thema „Die RUACH und ihre Wirkung in meinem Leben“. Am 10. November ab 19.30 Uhr Online-Vortrag von Anne-Kathrin Eisenbarth-Goletz (Frauenpastoral Erzbistum Bamberg) über „Frau Weisheit tanzt – der weiblichen Seite Gottes auf der Spur“ (Infos unter herzjesu-erlangen.de). Kontakt: maria2.0.erlangen@web.de

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