Mehr als Baseball für Mädchen: Softball in Erlangen

4.9.2019, 12:19 Uhr
Mehr als Baseball für Mädchen: Softball in Erlangen

Es gibt doch immer wieder Kleinode zu entdecken, wenn man sich außerhalb der ausgetretenen Pfade der großen (Ball-)Sportarten bewegt. Da wäre das legendäre Royla Shrovetide Football, ein Fußball-Match in Ashbourne/England, bei dem eine ganze Stadt zum Spielfeld erklärt wird und die einzige Regel es untersagt, Mit- oder Gegenspieler umzubringen ("no murder"). Da treffen sich Wasserballer und andere zwielichtige Gestalten in Hinterzimmer-Schwimmbecken beim Rugby unter der Wasseroberfläche, um dort völlig legal auszuleben, was bei Wasserball ohnehin unter der Wasseroberfläche passiert. Und dann gibt es bei der Erlanger Spielvereinigung Mixed Fastpitch-Softball.

Ist das nicht dieses Baseball für Mädchen?

Softball? Ist das nicht dieses Baseball für Mädchen? Mitnichten, lächelt Manuel Sand von den Erlangen White Sox, der sich vor etwa zehn Jahren beim Hochschulsport mit dem Softball-Virus infiziert hat. "Beim Softball passiert einfach mehr, es gibt nicht solange Durststrecken wie beim Baseball", nennt Sand als einen der Gründe, warum er nie in Versuchung kam, es bei den Vereinskollegen vom Baseball zu versuchen.

Der Ball, per Unterhandwurf geworfen, ist größer, was Treffer begünstigt; das Feld ist etwa zwei Drittel kleiner, wodurch die Bases schneller erreicht werden können; und die Teams spielen "mixed", Männer und Frauen gemeinsam, weswegen sich auch der ein oder andere Kollege vom Baseball regelmäßig mittwochs ins Softball-Training verirrt.

Dass die Frauen im Team keinesfalls nur schmückendes Beiwerk sind, zeigt nicht nur die Ernsthaftigkeit und Konzentration, mit der sie nicht nur vergangenen Samstag unter brütender Sonne die Aluminiumschläger schwangen. Vielmehr ist es auch der Führungsanspruch der Erlanger Mannschaft, als Bayerischer Meister eben diesen Titel auch 2019 zu verteidigen. Dafür müssen alle volle Leistung beim Werfen, Schlagen, Fangen und beim Sprint zwischen den Bases bringen.

Der sportliche Ehrgeiz wird begleitet wird von einer starken sozialen Komponente: zwei Mannschaftsmitglieder betreuen hingebungsvoll den ansehnlich hergerichteten Catering-Tisch, wenn der Spielverlauf es zulässt. Goutiert wird das von einem knappen Dutzend Zuschauer, von denen die Jüngsten auch mal geduldig mit dem Toilettengang warten, wenn die Mama noch schnell das Inning fertig spielen muss. Und am Ende werden die Reste vom Verkaufsstand im Schatten eines Baumes gemeinsam vertilgt.

Mit zwei Niederlagen schickten die White Sox die Rebels nach Hause

Passiert ist, um den einleitenden Gedanken des Sportwissenschaftlers Sand wieder aufzugreifen, dann am Wochenende auch noch etwas: 29:4 und 12:2 schickten die White Sox die Rebels aus Oberfranken auf die Heimreise und festigten ihre Spitzenposition vor den Münchener Marvels. Sogar obwohl einer ihrer Stärksten, Laurenz Vierkant, nicht mit von der Partie sein konnte, da er zeitgleich in Italien für die Herren-Nationalmannschaft debütierte.

Dass Neulinge vor dieser geballten Power im Erlanger Osten keine Furcht verspüren müssen, versichert Pitcher Dennis Otte: "Neulinge sind immer gern gesehen, manchmal spielen sogar Eltern von Jugendspielern ein paar Runden mit." Denn bei aller sportlichen Ambition steht bei den White Sox, wie auch bei ihren Gegnern auf Bayernebene, die Liebe zum Sport und der guten Gesellschaft in erster Reihe. Vielleicht heißt es gerade deshalb bei den Heimspielen: Eintritt frei.

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