Meldeämter in Erlanger Stadtteilen wären praktisch

23.6.2020, 06:00 Uhr
Meldeämter in Erlanger Stadtteilen wären praktisch

© Klaus-Dieter Schreiter

Wie ergeht es eigentlich Menschen, die sich in diesen Tagen –unaufschiebbar –mit Behörden herumschlagen müssen?

Meldeämter in Erlanger Stadtteilen wären praktisch

© Foto: Klaus Dieter Schreiter

Alexander Metelkin (27) ist Student an der FAU, er kommt aus Russland und benötigt ein Führungszeugnis. Der junge Mann steht in Höhe von C&A und hat für die 20 Meter, die er in der Warteschlange zurückgelegt hat, 20 Minuten benötigt. Er hofft, dass er in einer Stunde am Ziel ist. "Ich habe es schon letzte Woche zweimal versucht, aber da war das Rathaus geschlossen. Dann war ich Freitag um 10.30 Uhr hier, die Schlange war genauso lang wie heute. Als ich dann endlich an der Rathaustür angekommen war, war es zwölf Uhr, da wurde das Rathaus vor meiner Nase geschlossen. Ich hoffe, dass ich heute mehr Erfolg habe".

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Fatime Salini kommt ursprünglich aus dem Iran. Sie studiert in Bamberg und muss Dokumente verlängern lassen, die sie benötigt, um studentische Hilfsprogramme in Anspruch nehmen zu können. Mehrere Versuche hat sie bereits unternommen, um dafür ins Bürgeramt zu gelangen. "Meinen Nebenjob, mit dem ich mein Studium finanziere, habe ich verloren. Hier nun zu stehen nervt, auch weil die Bewerbungsfristen für die Hilfe ablaufen. Letzte Woche, als das Rathaus geschlossen war, hatte man mir gesagt, ich solle nicht am Freitag wieder kommen, weil es da besonders voll sein werde. Jetzt aber stehe ich auch schon fast eine Stunde in der Schlange. Ich rechne mit drei Stunden Wartezeit, weil bestimmt auch noch die Mittagspause dazwischen kommt".

Meldeämter in Erlanger Stadtteilen wären praktisch

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Reinhard Wohlrab (65) kommt aus Dechsendorf, er muss sein Auto ummelden. Vor zweieinhalb Stunden hatte er sich mit seiner Ehefrau beim Kaufhof in die Warteschlange gestellt. Nun stehen die beiden erwartungsfroh 20 Meter vor der Rathaustür. "Das ist heute bereits der dritte Versuch, das Auto auf einen anderen Halter umzumelden, zweimal haben wir den Versuch schon aufgegeben. Leider geht das nicht online, darum stehen wir nun hier. Frustriert bin ich nicht, da müssen wir durch. Aber es ist irgendwie schlecht organisiert. Morgen wäre das sicher ganz genau so, wir nehmen das auf die leichte Schulter, es bleibt uns ja nichts anderes übrig".

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Shkar Karim (38) steht kurz vor dem Eingang zum Rathaus, möchte sein Auto abmelden und sich gleichzeitig in der neuen Wohnung anmelden. Eine E-Mail, sagt er, habe er bereits am 27. April an die Stadt geschrieben, um dafür einen Termin zu bekommen. "Ich habe leider keine Antwort erhalten. Darum bin vor zwei Wochen hier gewesen. Als ich bei der Eisdiele in der Schlange stand kam jemand und hat gesagt, wir nehmen nur noch 20 Leute auf. Da musste ich wieder gehen. Zwei Tage später war das Rathaus dann wegen Wasserschaden gesperrt. Und heute stehe ich seit 7.40 Uhr in der Schlange, jetzt ist 10.50 Uhr. Ich hoffe, dass ich nun bald dran bin".

Jonas Pfeiffer (27) steht seit neun Uhr und damit seit fast zwei Stunden in der Warteschlange und ist gerade in den Rathausplatz abgebogen. Sein Personalausweis ist abgelaufen, den er wegen einer Auslandsreise dringend verlängern muss, darum konnte er den Behördengang nicht verschieben. "Ich arbeite in Nürnberg und bin extra angereist. Leider weiß man nicht, wie lange das jetzt noch dauert, bis man dran kommt, das ist nicht schön. Irgendwie nervig ist das schon, aber man muss die Maßnahmen auch schon verstehen".

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Hans Otto (61) muss seinen Personalausweis verlängern lassen. "Das ist schon der zweite Anlauf, zweimal habe ich Urlaub nehmen müssen für den Schmarrn hier. Ich finde es eine Frechheit von der Stadt Erlangen, dass es nicht in den Stadtteilen zwei oder drei Meldeämter gibt. In Nürnberg gibt es das auch. Seit halb zehn stehe ich hier, habe gerade die Hälfte der Strecke hinter mir, das ist eine Frechheit. Wenn ich gewusst hätte, wie es in Erlangen zugeht, wäre ich gar nicht hierher gezogen. Aber anmaulen werde ich die Sachbearbeiterinnen im Rathaus nicht. Die Mädels da drinnen können ja nichts dafür, wenn der Kopf von oben stinkt."

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