Michael Kleeberg beim Poetenfest

24.8.2010, 00:00 Uhr

"Das amerikanische Hospital", so der Titel des aktuellen Romans von Michael Kleeberg, spielt weitgehend im Paris des Jahres 1991; die Geschichte beginnt am Haupteingang jenes im Titel genannten Krankenhauses im vornehmen Stadtteil Neuilly. Dort begegnen sich zwei Patienten: David Cote, ein durch den Golfkrieg traumatisierter amerikanischer Offizier und die Französin Hélène, die sich verzweifelt ein Kind wünscht und mehrere Anläufe unternimmt, sich in eben jener Klinik künstlich befruchten zu lassen.

Die beiden vom Schicksal Geplagten freunden sich an, unternehmen schließlich Spaziergänge durch Paris, bei denen sie beispielsweise über den Friedhof Père Lachaise schlendern und sich ihre Lebensgeschichten samt Leiden erzählen.

Entlang dieser Gespräche fächert der 1959 in Stuttgart geborene, nun in Berlin lebende Autor seinen Roman auf: die entwürdigende Prozedur der wiederholten künstlichen Befruchtung versus die Grausamkeit des Krieges. Doch obwohl Kleeberg die medizinischen Fakten zur In-vitro-Fertilisation ebenso penibel recherchiert hat wie die schrecklichen Auswirkungen des Golfkrieges auf Natur und Menschen, entwickelt "Das amerikanische Hospital" keinen rechten Sog. Die Geschichte von Hélène und David wirkt allzu konstruiert, die Gespräche plätschern vor sich hin und auch seitenlange Exkurse - über herrenlose Pariser Katzen oder einen Streik im öffentlichen Nahverkehr - erscheinen als überflüssiger Versuch, die dürftige Handlung mit Details auszuschmücken. Daran kann leider auch der Epilog von Hélènes Ehemann - mit dem vorhersehbaren Ende - nichts ändern...

Michael Kleeberg: Das amerikanische Hospital. DVA, 233 Seiten, 19,99 Euro

 

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