Erlanger Kultkneipe „Gummi Wörner“ vor dem Aus

17.8.2020, 09:29 Uhr
Erlanger Kultkneipe „Gummi Wörner“ vor dem Aus

© Harald Sippel

Jordans Bruder, der Comiczeichner Michael Jordan, war mit zwei Ausstellungen vertreten. "Eine tolle Sache", schwärmt Alex Jordan heute noch. Ein gutes Jahr später, am 16. September 2011, eröffnete er an gleicher Stelle eine Kneipe. Diesmal dauerhaft. Er selbst zog in die Wohnung zwei Stockwerke darüber.

Der "Gummi Wörner" avancierte schnell zur Kultkneipe. Doch damit ist nun an dieser Stelle bald Schluss. "Ich brauche eine neue Wohnung und eine neue Existenz", sagt Alex Jordan. "Hier raus zu müssen, ist für mich eine totale Lebenskatastrophe."

"Einfach nicht möglich"

"Freiwerdendes Objekt perfekt geeignet als Bar, Restaurant, Club, Hotel, Hostel u.ä." ist in einer Anzeige auf einem Immobilienportal im Internet zu lesen. Seit Dezember hat das Haus neue Eigentümer. Diese möchten das Gebäude künftig im Ganzen vermieten – zu einem Preis, den sich der derzeitige Kneipenpächter nicht leisten kann. Eine Tagespflegeeinrichtung, die bislang ihre Räume im ersten Stockwerk hatte, ist bereits ausgezogen. 9750 Euro Kaltmiete im Monat soll der künftige Pächter nach der Vorstellung der Eigentümer bezahlen. "Fast 120.000 Euro im Jahr netto zu bezahlen ist einfach nicht möglich", sagt Jordan.

Ohnehin hat ihm die Corona-Krise schwer zugesetzt. Neben dem normalen Theken-Betrieb sind ihm mit der abgesagten Bergkirchweih und dem abgesagten Comic-Salon noch zwei wichtige Einnahmequellen weggebrochen. Bis heute dürfen Bars ihre Innenräume nicht für Besucher öffnen, lediglich im Freien ist dies seit 18. Mai möglich.

Seit 22. Mai hat Alex Jordan freitags und samstags seinen Innenhof wieder geöffnet, jeweils von 18 bis 23 Uhr. Enorm geholfen in dieser herausfordernden Zeit haben ihm seine beiden Crowdfunding-Kampagnen, die zweite ging soeben zu Ende.

"Lebenswerk aufgebaut"

"Ich habe hier mein Lebenswerk aufgebaut", sagt Alex Jordan. Doch sein Zehnjahresmietvertrag endet nächstes Jahr, für Juni 2021 hat er, wie er sagt, die Kündigung bekommen. Er würde gern an dieser Stelle weitermachen, kann es sich jedoch nicht leisten. "Das ist wirtschaftlich nicht darstellbar", erklärt er, "für mich ist es der Alptraum".

Allerdings ist noch längst nicht sicher, ob das Gebäude – zumal in Corona-Zeiten – einen anderen Pächter finden wird. Die zahlreichen Leerstände in der nördlichen Altstadt legen jedenfalls nahe, dass nicht für jeden Eigentümer eine Vermietung beziehungsweise Verpachtung oberste Priorität hat. Das Anwesen, in dem sich die Kneipe "Gummi Wörner" derzeit noch befindet, besteht aus zwei Gebäudeteilen. Das unter Denkmalschutz stehende Haus an der Hauptstraße sei kurz nach dem Stadtbrand errichtet worden, es stamme aus dem Jahr 1708, führt Jordan aus.

Der Betreiber will weitermachen

In den 1780er Jahren sei es baulich noch einmal verändert worden. Der hintere Gebäudeteil wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts errichtet. Das Objekt habe eine Gastraumfläche von 614 Quadratmetern und eine Gesamtfläche von 780 Quadratmetern, heißt es in der Anzeige. Und: "Die Immobilie sollte je nach Konzept mehr oder weniger saniert werden." Für Alex Jordan steht fest, dass er mit dem "Gummi Wörner" und seinem Konzept umziehen und an anderer Stelle weitermachen will. Das sei er seinen Kunden und Unterstützern schuldig, meint er. "Das hier ist Subkultur", fügt er hinzu und zeigt sich überzeugt, dass Erlangen hiervon durchaus etwas brauchen kann. Ein Gastraum und eventuell zusätzliche Galerieräume schweben ihm für die Zukunft vor.

Gefunden hat er seine zukünftige Wirkungsstätte allerdings noch nicht. Jetzt macht er erst einmal Betriebsurlaub.

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