Aktion der Stadt

Mit einem "Engagementzimmer" wird in Erlangen fürs Ehrenamt geworben

16.9.2021, 10:00 Uhr
OB Florian Janik mit der Beauftragten für Ehrenamt der Bayerischen Staatsregierung (MdL) Eva Gottstein (re.) und der städtischen Mitarbeiterin Karin Grüsser im "Engagementzimmer".

© Harald Sippel, NN OB Florian Janik mit der Beauftragten für Ehrenamt der Bayerischen Staatsregierung (MdL) Eva Gottstein (re.) und der städtischen Mitarbeiterin Karin Grüsser im "Engagementzimmer".

Am Montag stand das Engagementzimmer auf dem Rathausplatz und wurde von OB Florian Janik und der Beauftragten für das Ehrenamt der Bayerischen Staatsregierung Eva Gottstein - Landtagsabgeordnete der Freien Wähler aus Eichstätt - eröffnet. Platz nehmen auf dem Sofa, im Retro-gestylten Wohnzimmer mit 70er-Jahre-Tapete und dann über ein Thema sprechen, das gar nicht retro, sondern derzeit aktueller denn je ist: bürgerschaftliches Engagement.

Die Fernsehzeitschrift mit dem Titel „Sag’s mir“, die auf dem Couchtisch liegt, möchte die Besucherinnen und Besucher mit Statements und Fragen anregen, über die eigene Bereitschaft zur Beteiligung nachzudenken. „Wieso sollte ich etwas für andere tun? Und dann auch noch umsonst?“: Die Antwort auf diese Frage zum Beispiel ist für Eva Gottstein ganz klar: „Für andere etwas tun ist nicht umsonst. Man bekommt mehr zurück, als man gibt“.

Große Bereitschaft, sich zu engagieren

Bayern sei ein „Mitmachland“, sagt Gottstein, jeder zweite habe ein Ehrenamt. Innerhalb der letzten Jahre vor der Corona-Pandemie habe sich die Engagementbereitschaft gesteigert, das belegen Untersuchungen aus den Jahren 2014 und 2019. Im Prinzip hat sich das auch durch die Pandemie nicht geändert, doch die Corona-Situation mit den Lockdowns hat dennoch unübersehbare Spuren hinterlassen - manche ehrenamtliche Tätigkeit unterbrochen beziehungsweise Inaktivität aufgezwungen, aber auch Neues hervorgebracht.

Beeindruckende Nachbarschaftshilfe zum Beispiel. Manches wurde durch die Digitalisierung erleichtert. Andererseits konnte - etwa bei Sportvereinen - lange Zeit ein Teil der Vereinsstrukturen nicht mehr wahrgenommen werden. Eine Delle entstand aber auch bei vielen kleinen Vereinen.

Ängste wegen Corona

Etwas anderes kommt noch hinzu: Auch jetzt gebe es bei manchen noch Ängste, sich wieder in den öffentlichen Raum zu wagen, konstatiert Gottstein, auch das also wirke sich aus aufs Ehrenamt. Es brauche also Anstöße, die Ehrenamtskampagne zur Woche des Bürgerschaftlichen Engagements sei deshalb ein Mosaikstein in der Coronabewältigung. Denn eine Erkenntnis habe man in den letzten eineinhalb Jahren, in denen die Gefahr der Isolation so deutlich wurde, auf jeden Fall gewonnen: „Es geht viel kaputt in einem Menschen, wenn er isoliert ist“, sagt Gottstein.

Die Grundlage jedes gesellschaftlichen Engagements hingegen sei der Gedanke, dass es nicht nur um einen selbst geht, sondern auch um die anderen, so der Erlanger OB. Damit handele es sich um den niederschwelligsten Beitrag, Menschen für Demokratie zu begeistern.

Krisenereignisse wie die Starkregenkatastrophe im Nordwesten des Landes haben jüngst jedenfalls gezeigt, wie immens groß die Bereitschaft ist, anderen zu helfen. „Solche Krisensituationen würden wir als Gesellschaft nicht meistern, wenn sich nicht so viele Menschen ehrenamtlich engagieren würden“, so der OB. Es sei „ein riesengroßes Glück, dass wir dieses Engagement haben“. Mit Eva Gottstein ist Janik sich einig, dass man allen, die sich ehrenamtlich engagieren, gar nicht genug danken kann.

Lösungen für große Sportvereine

Für die Stadt Erlangen stellt Janik fest, dass die meisten Vereine ganz gut zurechtgekommen seien in der Pandemie. Wo man noch um Lösungen ringen müsse, seien die großen Sportvereine - hier handele es sich um kleine professionelle Unternehmen, die auch hauptamtliche Mitarbeiter haben. „Da müssen wir noch einmal genauer hinschauen“, so Janik. „Man kann solche Strukturen nicht vor die Hunde gehen lassen.“ Es sei der Job von Kommunen, so etwas pragmatisch zu lösen. Von staatlicher Seite habe es bereits kleinere Hilfen gegeben, so Gottstein, aber das sei noch nicht das Ende - man werde sich sicher noch bemühen und etwas einfallen lassen.

Unabhängig von Corona seien Veränderungen nötig: „Wir brauchen im Ehrenamt eine Verjüngung, eine Verweiblichung.“ Mehr Flexibilität, ehrenamtliches Engagement auch über kürzere Zeiträume als früher üblich: Das Ehrenamt ist im Wandel. Wer sich darüber austauschen will, kann dies im Engagementzimmer am Donnerstag auf dem Bohlenplatz von 15 bis 17 Uhr tun.

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