Mit Fahrrad-Draisinen auf alten Schienen

11.7.2012, 09:00 Uhr
Mit Fahrrad-Draisinen auf alten Schienen

© Gunnar Och

Die Nahverkehrsprobleme Erlangens glaubt Karl-Heinz Stammberger mit seiner Draisinen-Idee nicht lösen zu können, aber von der Schiene ist er schon länger fasziniert. Seit Mitte der 90er Jahre bastelt er an der Draisinen-Technik – nun hat er ein Unternehmen im Schwäbischen gefunden, das leichte und stabile Draisinen baut, die mit der Muskelkraft der Beine bewegt werden: Die Fahrrad-Draisine.

Dabei ist der Begriff „Fahrrad-Draisine“ durchaus doppeldeutig, ist doch die Fortbewegungsmechanik der Draisine dem Fahrrad abgeguckt — man kann aber auch Fahrräder mitnehmen und die Draisine stehen lassen. Dann geht es per Fahrrad weiter.

Was auf den ersten Blick ein wenig versponnen wirkt, ist in anderen Bundesländern längst Wirklichkeit: In Thüringen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt fahren auf aufgelassenen Bahnstrecken der ehemaligen Deutschen Reichsbahn (so hieß die Bundesbahn in der DDR) längst Miet-Draisinen auf landschaftlich schönen Bahnlinien. Und die Unternehmen expandieren, weil der Erfolg groß ist.

Eigene Strecke gesucht

Stammberger, der seine modifizierte Draisine auf der Strecke der DFS in der Fränkischen Schweiz vorstellte, denkt bei „seiner“ Strecke eher an die Schiene vor seiner Haustür: Bruck-Frauenaurach-Kriegenbrunn. Sein Problem ist allerdings, dass die Strecke keineswegs stillgelegt ist, sondern darauf die Müllzüge des Bahn-Unternehmens DB Schenker verkehren, die Erlangens Müll nach Nürnberg oder Bamberg in die Müllverbrennung fahren. „Das macht die Zulassung kompliziert“, räumt er ein, „ich verhandele derzeit mit allen und jedem.“ Allein die Zuständigkeiten seien so kompliziert verteilt – ein Stück der Strecke gehöre sogar der Stadt Erlangen –, dass vorerst kaum mit Fahrgenehmigungen zu rechnen sei. So lange steht die Draisine in der Silvaniastraße 1 im Bahnhof Frauenaurach. Dort, in der Pizzeria Ätna, hält Stammberger auch regelmäßig Sprechstunden ab, um Neugierige und Interessierte mit seiner Idee bekannt zu machen, die Strecke der alten „Fuchtl“, der Aurachtalbahn, zu reaktivieren. Das wollen im übrigen auch die Eisenbahnfreunde Erlangen-Bruck um Günter Strobel. Der will die (noch) vorhandene Strecke in die Planungen einer Stadt-Umland-Bahn eingebunden wissen — das sei viel kostengünstiger als eine neue Brücke über den Talgrund nach Büchenbach.

Für Draisinen-Freund Stammberger wäre eine solche Zweckbindung der Strecke kein Beinbruch. „Es gibt viele Bahnstrecken, die für Draisinen-Fahrten in Betracht kommen. Das muss nicht vor der Haustür sein.“

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