Mit Kunst und Theater ist alles okay in Erlangen

15.12.2017, 18:30 Uhr
Mit Kunst und Theater ist alles okay in Erlangen

© Camilla Schlie

Ein Besuch des Weihnachtsmärchens am Theater Erlangen steht für alle 280 Schüler der Hedenus-Grundschule in diesen Wochen auf dem Programm. Dass aber die zweiten Klassen sogar als "Patenklassen" für "Die Geschichte von Kalif Storch" fungierten, noch vor dem Spielstart in einer Probe waren und den Schauspielern eine direkte Rückmeldung über die Inszenierung gaben, hängt damit zusammen, dass seit zwei Jahren ein enger Kontakt zwischen Kultur- und Bildungsinstitution besteht.

Aktives Erleben

Den Anstoß dazu gab die Robert Bosch Stiftung mit dem von ihr initiierten Förderprogramm "Kunst und Spiele", das sie gemeinsam mit der Stiftung Brandenburger Tor durchführt. 15 Kultureinrichtungen werden bundesweit gefördert und dabei unterstützt, die frühkindliche Kulturvermittlung an ihren Häusern zu stärken und auszubauen. "Wie sehen kindgerechte Vermittlungsformen aus? Wie werden Neugier und Forscherdrang geweckt? Wie können in Museen, Theatern und Konzerthäusern spannende Erlebnisräume für ein Mitmachen und aktives künstlerisches Erleben geschaffen werden und wie erreicht man Kinder auch außerhalb kulturaffiner Elternhäuser?"

Auf diese Fragen sollen Antworten gefunden, Konzepte der Kulturvermittlung für Kinder im Alter bis zu acht Jahren entwickelt und in den teilnehmenden Kultureinrichtungen nachhaltig verankert werden. In Bayern ist neben den Münchener Philharmonikern und den Pinakotheken der Landeshauptstadt seit 2015 auch das Theater Erlangen dabei. "Es soll selbstverständlich werden, dass junge Kinder in Kontakt mit Kultur kommen", sagt Camilla Schlie. Die Theaterpädagogin betreut das Projekt am Theater Erlangen. Als Kooperationspartner sitzt das Kunstpalais mit im Boot. Zwei Jahre lang nahm eine jetzige dritte Klasse – eine Ganztagsklasse – der Hedenus-Grundschule an dem Pilotprojekt teil, inzwischen ist das Projekt in einer Transferphase, in der es auf sämtliche Klassen der Schule übertragen wird. "Die bisherigen Einzelprojekte werden jetzt weitere zwei Jahre lang in ein Gesamtkonzept für die gesamte Schule gegossen", sagt Konrektorin Christina Nöth. Das passe gut zum neuen Grundschullehrplan, erklärt sie. "Zuhören, präsentieren, sich selber einschätzen lernen" sollen die Schüler demzufolge lernen. Diese Fähigkeiten "werden mit den Aktionen des Kulturprojekts gefördert", so Nöth, "sie passen zu einer ganzheitlichen Bildung".

Begriff "Heimat"

Das Pilotprojekt mit der Ganztagsklasse stehe unter dem Begriff "Heimat", erklärt die Lehrerin weiter. Ausgangspunkt sei die Beschäftigung mit Erlangen als "Heimat" gewesen, dann sei den Kindern der Ganztagsklasse vermittelt worden, dass das Kunstpalais und das Theater Teile der kulturellen Heimat seien. Außerdem arbeite man sich von der Rezeption zur Produktion von Kulturgütern vor. Das heißt beispielsweise, dass die Schüler nach einem Besuch der Ausstellung "Dicker als Wasser" unter Anleitung von Laura Capalbo, der leitenden Kunstvermittlerin am Kunstpalais, selbst Porträtfotos gestellt haben. Oder dass sie nach einem Theaterbesuch das Erlebte gemalt haben. Und bei der Abschlusspräsentation nach den ersten beiden Jahren zeigte sich, dass die Kinder keine Probleme damit hatten, auf der Bühne zu stehen und vor Publikum zu sprechen. Genau das hatten sie zuvor in Workshops mit der Theaterpädagogin Camilla Schlie gelernt. "Selbst unsere stillen Kinder konnten sich mit Standing präsentieren", sagt die Konrektorin.

Durchweg positive Rückmeldungen gibt es sowohl von den Kindern als auch von den Eltern. Den Namen "Kulturfüchse" haben sich die Kinder aber selbst ausgesucht. Und wo in Erlangen das Kunstpalais und das Theater sind, haben sie längst auf einer Karte verortet. Die Hoffnung von Camilla Schlie ist, dass irgendwann die Kinder ihre Eltern zu Veranstaltungen mitbringen – und nicht mehr nur umgekehrt. "Wir finden es klasse, wenn wir die Kinder dazu kriegen, sich eigenständig für Kultur zu interessieren", sagt die Theaterpädagogin.

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