Mit Musik-Strategie durch die Nacht

20.5.2010, 00:00 Uhr
Mit Musik-Strategie durch die Nacht

© privat

»Die Menschen in Miami tanzen mit dem Gesicht zum DJ. Sie sind nicht nur mit sich selbst beschäftigt, sondern der DJ steht immer im Mittelpunkt. Er wird regelrecht gefeiert, das ist der ultimative Kick.« Wenn Thorsten Weber von seinen Erfahrungen in Miami berichtet, dann spricht aus ihm die Faszination für die Vielfalt des DJing: Jedes Publikum, jeder Ort ist verschieden, keine Nacht gleicht der anderen. Ganz besonders dann, wenn man bei der Winter Music Conference in Miami auflegt.

Im ganzen Stadtteil South Beach wurde fünf Tage lang gefeiert, während gleichzeitig Ausstellungen, Diskussionen und Nachwuchswettbewerbe stattfanden; die WMC ist riesige Party und weltweit größte Fachmesse zugleich. Zum angeschlossenen Ultra Music Festival kamen nicht nur rund 100 000 Fans, sondern auch die Stars der House-Szene wie David Guetta oder Carl Cox.


Menschen auf einer Wellenlänge


Gerade als Austauschforum hat die WMC für Weber eine hohe Bedeutung: »Man trifft auf DJs, Veranstalter oder Plattenmanager aus der ganzen Welt, mit denen man problemlos ins Gespräch kommt. Alle liegen auf einer Wellenlänge, weil alle denselben Fokus haben: House-Musik.« Und erstmals durfte DJ Rewerb auf der Messe auch selbst auflegen: Im Hotel Eden Roc, dem zentralen Veranstaltungsort der Konferenz, sorgte er in der Lobby für die musikalische Untermalung.

Und im Nikki Beach, einem Strandresort mit angeschlossenem Club, legte er zwei Stunden lang für fast 3000 Leute auf, die sich vorher bei bekannten DJs wie JP Rigaud aus Miami und Danny Marquez aus Barcelona warm getanzt hatten.

Eine Herausforderung, wenn man es gewohnt ist, sein Publikum sonst sieben Stunden lang in der Hand zu haben: »Es ist schwierig, ohne Vorprogramm und Kenntnis der Akustik des Clubs aufzulegen. Ich habe einfach aus dem Bauch heraus gespielt, sofort von 0 auf 100.« Da das Publikum aber zum harten Kern der House-Fans zählte, seien die Reaktionen »absolut gigantisch« gewesen, so Weber: »Die letzten 20 Minuten meines Gigs habe ich nur noch Hände geschüttelt.«

Fokussierung auf den DJ

Die Fokussierung der Tanzenden in Miami auf den DJ erlaubte eine intensive Interaktion, für die aber viel Konzentration notwendig ist: Der DJ muss die Musikstücke strategisch spielen, Tempo, Rhythmus und Melodie des Stückes entscheiden, wann es eingesetzt wird, zwischen den Liedern müssen möglichst fließende Übergänge hergestellt werden. Wer es nicht schafft, die Tanzenden im Fluss zu halten, steht bald vor einer leeren Tanzfläche. Neben einem feinen Gehör benötigt man dafür ein ausgeprägtes technisches Verständnis: Thorsten Weber kam zum DJing, weil er auf Schulpartys der Einzige war, der Mischpulte zusammenlöten konnte.

Für Weber bedeutet es einen Wissensvorteil, auf der WMC gewesen zu sein, denn so kennt er bereits jetzt Lieder, die in Deutschland erst in einigen Monaten zu Clubhits werden könnten, etwa »Hey Hey« von Dennis Ferrer oder »Pacha on Acid« von Afrojack: »Die Songs hätte ich vielleicht unterschätzt, wenn ich nicht live erlebt hätte, wie die Leute darauf abgehen«.

Die erste Chance, die neuesten Titel aus Miami in Erlangen zu hören, gibt es bei den »BergWerk«-Partys im E-Werk, vor allem am Samstag, 22. Mai, wenn DJ Rewerb in der Clubbühne House auflegt.