"Mit schwerem Herzen": Bürgermeisterin Preuß hört auf

14.5.2020, 14:00 Uhr
War von 2003 bis Ende April 2020 Bürgermeisterin: Elisabeth Preuß.

© Anja Hinterberger War von 2003 bis Ende April 2020 Bürgermeisterin: Elisabeth Preuß.

Nach 20 Jahren für die FDP im Stadtrat ist Schluss für die Frau, die seit 2003 als Bürgermeisterin, zunächst an der Seite von Siegfried Balleis, dann von Florian Janik - einem CSU- und einem SPD-Oberbürgermeister -, an der Stadtspitze stand. Und das, obwohl die Wähler im März bei der Kommunalwahl durchaus deutlich signalisiert hatten, dass sie die engagierte Arbeit der Sozialbürgermeisterin weiterhin unterstützen. Doch weder bleibt sie in diesem Amt, noch bleibt sie Stadträtin.


Elisabeth Preuß: Kämpferin für die Demokratie


Der Blick zurück auf die Kommunalwahl zeigt: Von Listenplatz 4 wurde Preuß mit großem Stimmenvorsprung auf Platz 1 vorgewählt und lag damit vor dem FDP-Oberbürgermeisterkandidaten Holger Schulze. Beide sollten als Vertreter der Liberalen in den neuen Erlanger Stadtrat einziehen. Dazu kommt es nun nicht. Zwar wird Holger Schulze erstmals Mitglied des Gremiums sein, für Preuß indessen rückt Lars Kittel nach, der auch bisher schon für die FDP im Stadtrat saß. Sie freue sich, dass Kittel weitermachen könne, sagt sie, er sei ein sehr kundiger Stadtrat.

Dass sie selbst nicht weitermachen kann, bedauert sie im Gespräch mit den Erlanger Nachrichten sehr. "Mit schwerem Herzen", sagt Elisabeth Preuß, "und zwei weinenden Augen habe ich das Mandat niedergelegt. Nach 20 Jahren ist der Stadtrat ein Teil von mir." Ihr Mandat kann sie nicht antreten, weil sie künftig städtische Angestellte sein wird - damit darf sie nicht Stadträtin sein. Sie wird bei der Volkshochschule Aufgaben in Bereichen übernehmen, mit denen sie auch als Sozialreferentin zu tun hatte, wird sich um Themen kümmern wie den interreligiösen Dialog, die Kooperation mit dem muslimischen Bildungswerk und darum, die Angebote der VHS für vereinsamte Senioren zu intensivieren.

Als Bürgermeisterin kann Preuß, ebenso wie Susanne Lender-Cassens (Grüne Liste) ihre Arbeit nicht fortsetzen, in der neuen Koalition von SPD und CSU wird künftig der Christsoziale Jörg Volleth als Bürgermeister neben OB Florian Janik agieren.

"Mit zwei weinenden Augen"

Das Referat für Soziales, Integration, Inklusion und Demografischer Wandel, das Preuß inne hatte, wird ausgeschrieben, so wie es im Koalitionsvertrag steht, das Vorschlagsrecht hat die SPD. Absolut nachvollziehbar, findet Preuß, dass die Sozialdemokraten das aus ihrer Sicht wichtige Referat selbst besetzen wollen, "das geht in keinster Weise gegen meine Person". Sie habe dafür einfach das falsche Parteibuch. Doch die Neubesetzung des Sozialreferats mit einem berufsmäßigen Stadtrat wird noch auf sich warten lassen, Vorrang haben in der nächsten Stadtratssitzung Ende Mai die neu geschaffene Stelle eines hauptamtlichen Bürgermeisters und die Leitung des neu geschaffenen Referats für Klima und Umweltschutz, für die die Grüne Liste das Vorschlagsrecht hat.

Preuß will sich weiterhin engagieren - "aus der Zivilgesellschaft heraus." Bürgerrechtspolitik und Demokratiearbeit sind für sie nicht abgehakt. Die Arbeit für Flüchtlinge und als Vorstand der Allianz gegen Rechtsextremismus werde sie weitermachen, in vielen Verbänden aktiv sein. " Ich will weiter meinen Mund aufmachen", sagt sie. "Immer dann, wenn in Erlangen rechtsextreme Gedanken geäußert werden." Sie werde alle unterstützen, die auf diesem Gebiet in Erlangen arbeiten, dies sei nötiger denn je.

Verwandte Themen


1 Kommentar