Mitfahrbänke können ÖPNV-Lücken im Erlanger Umland füllen

28.1.2019, 06:00 Uhr
Mitfahrbänke können ÖPNV-Lücken im Erlanger Umland  füllen

© Harald Sippel

Entstanden ist die Idee, Mitfahrbänke aufzustellen, in der Eifel. Mit ihnen sollte eine Ergänzung zum öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) geschaffen werden, um vor allem Bürgern in Gegenden, wo Linienbusse oder Züge nur in großen Abständen oder gar nicht fahren, einen Service anzubieten, der die Kassen der Kommunen nicht zu stark belastet. Damit verbunden ist eine bessere Auslastung des Individualverkehrs, womit ein Beitrag geleistet wird, dem Klimawandel entgegenzusteuern.

Das Prinzip der Mitfahrbänke ist einfach. An Stellen, die vom Verkehrsnetz her sinnvoll erschienen, die von weitem gut zu sehen sind und an denen sich ohne Gefährdung anhalten lässt, stellt die jeweilige Kommune besonders gekennzeichnete Bänke auf. Wer sich auf eine setzt, signalisiert damit nahenden Autofahrern, dass er gerne mitgenommen werden möchte.

Die individuelle Gestaltung unterscheidet sich von Gemeinde zu Gemeinde. In Buckenhof, wo sie vor zweieinhalb Jahren aufgestellt wurden, fallen die Mitfahrbänke durch ihre türkise Farbe auf.

Sie stehen an sechs Standorten. Von der Eisenstraße, dem Karlsgarten, der Weiselstraße, der Forsthube und der Straße "An der Röth" lässt sich zur Bank am Edeka-Markt trampen. Dort wiederum können die Nutzer zwischen den Richtungen "Erlangen" und "Buckenhof" wählen und hierzu entsprechende Hinweisschilder umklappen. Wo sie dann genau aussteigen, besprechen sie anschließend mit dem Fahrer.

Oft mit Fahrrad unterwegs

Zunächst war die Resonanz auf diese Einrichtung recht positiv. Bürgermeister Georg Förster: "Meine Frau hat gerne Bürger mitgenommen, die dort saßen. Das Procedere ist unkompliziert und vom Grundsatz her eine tolle Idee." Er selbst bewältigt die Strecken in der näheren Umgebung fast ausschließlich mit dem Fahrrad — "hier jemanden mit aufsitzen zu lassen, ist wohl etwas zu wackelig und gefährlich."

Inzwischen hat das Interesse an den Mitfahrbänken in Buckenhof spürbar nachgelassen. Förster führt dies vor allem darauf zurück, dass der Ort gut an den ÖPNV angebunden sei, wozu auch das Linienbedarfstaxi beitrage. Dieses kann ohne Aufpreis angefordert werden, um Ziele anzusteuern, die von der nächsten Bushaltestelle weiter entfernt sind. Mit zirka 25 000 Euro im Jahr fördert die Gemeinde diesen Service, zu dem auch der Freistaat einen Zuschuss gibt.

Wie Förster sind zudem auch viele andere Buckenhofer oft mit dem Fahrrad oder zu Fuß unterwegs. "Bei uns fehlt offensichtlich der Bedarf an weiteren Fahrgelegenheiten. In Gemeinden auf dem flachen Land, wo die Bedingungen schlechter sind, dürften Mitfahrbänke sicher besser angenommen werden", vermutet der Bürgermeister. Etwa 5000 Euro investierte Buckenhof in die wetterfesten Bänke. Wieder abbauen möchte sie Förster nicht: "Anderweitig nutzen können wir sie momentan ohnehin nicht. Wenn sie lediglich zum Ausruhen dienen, ist dies auch okay."

Die Bräuningshofer sind demgegenüber froh über den Service. Laut Bernd Meierhöfer, dem Geschäftsstellenleiter der Gemeinde Langensendelbach, werden mit den Bänken Lücken beim ÖPNV geschlossen. Deshalb finanzierte die Gemeinde nicht nur die Tramperstation in Bräuningshof beim Feuerwehrhaus und der Dorfstube, sondern auch in Bubenreuth an der Einmündung der Hans-Paulus- in die Hauptstraße.

Eine Einkaufsmöglichkeit fehlt leider in Bräuningshof, sodass die Bewohner auf diese Weise relativ problemlos zu den Geschäften in Bubenreuth gelangen können. Außerdem hat der Nachbarort eine viel kürzere Busanbindung nach Erlangen.

Meierhöfer: "Die Bräuningshofer kennen sich gut untereinander. Soweit ich gehört habe, muss niemand lange warten, um in einem Auto mitfahren zu können. Ich finde es prima, wenn die Menschen so wie früher wieder stärker in Kontakt miteinander kommen und sich gegenseitig unterstützen."

Die Bubenreuther verfügen dagegen ähnlich wie die Buckenhofer anscheinend über ausreichend Alternativen, weshalb sie nach den Beobachtungen von Bürgermeister Norbert Stumpf kaum auf den Mitfahrbänken Platz nehmen. Dabei sind die Autofahrer durchaus hilfsbereit.

So setzte sich Stumpf einmal auf eine der Bänke, weil er auf jemanden wartete. Prompt öffnete sich vor ihm eine einladende Tür: "Mir war das richtig peinlich. Schnell habe ich abgewinkt, denn in diesem Moment passte mir ein Abstecher nach Bräuninghsof gar nicht ins Konzept."

Am Ende der Waldstraße errichtete die Gemeinde Bubenreuth nahe der Einmündung der Hirtenstraße eine eigene Mitfahrbank, damit in erster Linie Einwohner, denen das Gehen schwerfällt, auf diese Weise zum Friedhof oder in die Vogel- und die Geigenbauersiedlung kommen können. Hans-Jürgen Leyh, mit Manfred Winkelmann einer der beiden Seniorenbeauftragten, hat jedoch nur selten jemanden auf dieser Bank sitzen sehen.

"Leider haben die Leute offensichtlich auch Hemmungen, sich dort einfach nur auszuruhen. Aber ich glaube, kein Autofahrer ist sauer, wenn man freundlich zu erkennen gibt, dass man gerade nur ein bisschen verschnaufen und nicht mitgenommen werden will", so Leyh. Er fände eine solche Nutzung immer noch besser, als wenn die Bank weiter überwiegend verwaist ist. SCOTT JOHNSTON

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