Modellhaft: BRK und ASB bauten zusammen ein Haus

11.3.2019, 11:00 Uhr
Modellhaft: BRK und ASB bauten zusammen ein Haus

© Foto: Hinterberger

Das hat nicht nur der Festredner, Bayerns Innenminister Joachim Herrmann so gesagt, sondern auch die Landeschefs der beteiligten Organisationen, BRK-Präsident Theo Zellner und ASB-Landesvorsitzender Hans-Ulrich Pfaffmann. Hintergrund: Der Europäische Gerichtshof verhandelt gerade die Klage eines Rettungsunternehmens, das europaweite Ausschreibungen bei der Vergabe von Rettungsdienstleistungen fordert. Der Fall spielt in Solingen, hat aber Muster-Charakter.

Doch an "profitorientierte Organisationen", so Joachim Herrmann, dürfe man diesen Dienst an der Bevölkerung nicht ausliefern. Haupt- und Ehrenamtliche sollten weiter zusammenarbeiten für "Hilfeleistung in bestmöglicher Qualität".

In diesem Spannnungsfeld haben Rotes Kreuz und Arbeiter Samariterbund nach den Worten ihrer Spitzen in Herzogenaurach genau das Richtige getan: Sie taten sich unter tätiger "Mediation" (BRK-Kreisgeschäftsführerin Beate Ulonska) durch die Stadt Herzogenaurach zusammen zu einer Bauherrengemeinschaft, der ersten derartigen in Bayern.

Für fünf Millionen Euro ist auf 2400 Quadratmeter Gewerbegrund an der Werner-Heisenberg-Straße ein dreistöckiges Gebäude mit 900 Quadratmetern entstanden. Darin ist nicht nur die gemeinsame Rettungswache untergebracht, die beide Organisationen in Herzogenaurach schon seit 1974 betreiben, mithin in genau 45 Jahren institutioneller Zusammenarbeit, so Joachim Herrmann.

Hier ist auch ein Notarzt-Standort. ASB und BRK haben jeweils Fahrzeughallen für ihre im öffentlich-rechtlichen Dienst stehenden Rettungswagen und auch für die Fahrzeuge ihrer ehrenamtlichen Gemeinschaften, dazu Ruheräume für das Rettungs-Personal, aber auch Lehrsäle für die Erste-Hilfe-Ausbildung, Büros unter anderem für den Landesverband des ASB. Mit Wasserwacht und der Rettungshundestaffel sind weitere Gemeinschaften des BRK hier untergebracht, und hier lagert auch der Sonderbedarf für so genannte "Großschadensfälle" im Einzugsgebiet. Letzteres umfasst außer Herzogenaurach Aurachtal, Oberreichenbach, die Seebachgrund-Gemeinden und im Rettungsdienst auch Teile des Landkreises Fürth.

Laut Joachim Herrmann ist der Bau ein "Musterbeispiel für hocherfolgreiches Miteinander", als "einen nicht ganz alltäglichen Neubau", bezeichnete ihn der BRK-Kreisvorsitzende Stefan Müller, der mit ASB-Landesgeschäftsführer Thomas Klüpfel die Feier eröffnete.

Nicht ganz alltäglich wohl auch die Aufgabe, traditionell eher konkurrierende Verbände zügig und rechtlich hieb- und stichfest in eine gemeinsame Bauherrschaft zu bringen. Es sei hervorragend gelungen, sagte BRK-Kreisgeschäftsführerin Beate Ulonska. Aber Herzogenaurachs Bürgermeister German Hacker ließ in seinem Grußwort durchblicken, es sei so einfach nicht gewesen. Manchmal habe er den Eindruck gehabt, es sei leichter, Herzogenaurach und Höchstadt ein gemeinsames Rathaus bauen zu lassen.

Jetzt aber ist der Neubau ein weiteres Stück in der guten Infrastruktur des Landkreises, der mit der Stadt Erlangen zusammen ja eine "Gesundheitsregion plus" bilde. So Landrat Alexander Tritthart in seinem Grußwort. Und Edmund Kainer, Vorstandsvorsitzender der Raiffeisenbank Seebachgrund, äußerte Stolz, dass sein Geldinstitut dieses außergewöhnliche Projekt finanziere. Der Architekt und Bauleiter Stefan Quandt wies darauf hin, dass dieses Haus bundesweit das erste sei, das nach den seit 2017 geltenden neuen DIN-Vorschriften für derartige Gebäude fertiggestellt worden sei. Quandt übergab symbolisch Schlüssel an beide Bauherren, bevor der evangelische Pfarrer Oliver Schürrle und der katholische Kaplan Tobias Fehn die neue Wache und alle Nutzer.

 

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