"Müllcom X": Neuer Horror-Film aus Erlangen

18.2.2020, 14:30 Uhr

© Lisa Neun

Was macht ein poetischer Müllwerker in Nordkorea? Wieso tragen Hinz und Kunz in einer Kneipe haarsträubende Texte vor? Wie können menschliche Köpfe ohne Körper Hunger haben? Wer Sinn für absurde Situationen, für knochentrocken serviertes Amateur-Schauspiel, für ironisches Hochkultur-Bashing, für eruptive Gewaltszenen, also im Grunde für alles Schräge, hat, wird mit der neuesten Produktion aus dem Hause "Shock Film Corporation Erlangen" bestens bedient: "Müllcolm X – Die seltsamen Abenteuer des Müllmannes Mario" ist unterhaltsames (Heim-)Kino der trashigen Sorte, gedreht von Erlangern in Erlangen und sogar mit dem Oberbürgermeister in einer sekundenkurzen Rolle.

Die für Sujets dieser Sorte besonders empfängliche Amateur-Crew rund um den Träger des Kulturehrenbriefs der Stadt und Chefs der "Glückstrassenstudios", Mike Neun, hat mit "Müllcolm X" ihre jährliche Bizarr-Horror-Produktion abgeliefert – garantiert alles handgemacht, selbst erdacht und aufgeschrieben, aus – weil mithilfe einer kleinen digitalen Kamera – dem Handgelenk gefilmt. Mike Neun hat das Drehbuch geschrieben, dessen Ehefrau Lisa und Holger Wlodarczak haben die Kamera und die Regie geführt. Fans kennen die Besetzung bereits aus früheren Filmen, "Mario"-Hauptakteur Hasso von Scotch (eigentlich Stefan Heß) ist im Hauptberuf sogar tatsächlich Müllmann (und war anfänglich gar nicht begeistert über die Profession seines Filmcharakters).

Worum geht’s nun eigentlich? Ein Müllmann, der sich zur Poesie hingezogen fühlt, nimmt unter anderer Identität an einem Lesewettbewerb teil, wird gnadenlos ausgepfiffen und nimmt furchtbare Rache an seinen Kritikern. Doch damit nicht genug: Auch der Zuhälter aus einem Datingportal muss auf unschönste Art und Weise dran glauben. Und auch die eher grobschlächtig daherkommenden (Klischee-)Müllmänner-Kollegen nimmt sich Mario in seinem unheiligen Furor vor. Schluss-endlich packt er die Koffer und haut ab nach Nordkorea, wo er endlich die gewünschte Anerkennung findet.

© Foto: Lisa Neun

Dreharbeiten im Freundeskreis machen Spaß (was die auf der DVD enthaltenen Outtakes dokumentieren), aber auch sonst gibt es interessante Hintergrund-Geschichten vom Dreh zu berichten: Der Film wurde, wie bereits dessen Vorgänger, fast komplett an einem Tag Ende August 2019 abgedreht, ganz spontan entschied man sich, dem gerade stattfindenden Poetenfest einen Besuch abzustatten. Auf einem gerade leeren Nebenpodium im Schlossgarten wurde schnell eine Traumsequenz gefilmt, mit zufällig anwesenden Besuchern als willfährigen Statisten.

Olaf Nies, Chef des "Dartmoor Inn" in der Friedrichstraße, in dessen Hinterzimmer der Lesewettbewerb gedreht wurde und der selbst als Lese-Kandidat seine Speisekarte in Gedichtform vortrug, kochte Spaghetti Bolognese fürs gesamte Team. Und schließlich schlendert den Müllmännern (der eingeweihte) Florian Janik samt Tochter auf der Glückstraße, dem Hauptdrehort, entgegen – noch ganz im damaligen Sommerurlaub-Look, also mit Bart. "Für eine saubere Stadt wird der Beruf zur Berufung", tut Mario ganz unterwürfig.

Ein durch und durch ironisches Schaulaufen, selbst die horrible Gewalt ist hier ironisch. Und einen veritablen Ohrwurm ("Zweimal wird nicht geklingelt") hat das Ding auch.

Die öffentliche Filmpremiere findet am Samstag, 22. Februar 2020, ab 20 Uhr im "Dartmoor Inn" statt. Dort (oder per Mail an mike.neun@t-online.de) kann der Film dann auch käuflich erworben werden.

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