Müllproblem: Kastenläufer müssen auf Freizeitanlage ausweichen

8.6.2019, 06:00 Uhr
In diesem Jahr wurden die Kastenläufer auf die neue Freizeitanlage auf der Wöhrmühlinsel "umgeleitet". Die meisten nahmen‘s gelassen.

© Gisa Bodenstein In diesem Jahr wurden die Kastenläufer auf die neue Freizeitanlage auf der Wöhrmühlinsel "umgeleitet". Die meisten nahmen‘s gelassen.

Junge Menschen versammeln sich, ausgerüstet mit Bierkästen, um alte Freunde auf das ein oder andere Bier zu treffen, bevor es gemeinsam auf den Berg geht. Das funktioniert vor allem deshalb so gut, weil sich feste Treffpunkte etabliert haben und die Berggänger sich nicht extra verabreden müssen. Man weiß, dass man bestimmt irgendwen treffen wird, wenn man am Donnerstagnachmittag am Bürgermeistersteg oder im Wiesengrund vor der Fahrradbrücke an der Wöhrmühle ist.


Kühles Bier, gute Musik: Das war der Freitag auf der Bergkirchweih!


Umso verwunderter, vielleicht gar erschrockener zeigten sich die Feierwilligen, als sie in diesem Jahr an der Regnitzbrücke nur eine leere Wiese vorfanden, "bewacht" von Polizisten samt Reiterstaffel, die dieses Jahr zum ersten Mal auf der Bergkirchweih zum Einsatz kam. Sie forderten die Kastenläufer freundlich, aber bestimmt auf, sich nicht hier niederzulassen sondern das neu geschaffene Freizeitgelände auf dem ehemaligen Campingplatz jenseits der Brücke aufzusuchen. Die Beamten hatten gar ein Plakat gestaltet, das auf den Ausweichplatz hinwies und das "am Baum", wie der Treffpunkt gemeinhin genannt wird, angebracht worden war.

Beschwerden vom Flächenbesitzer

Es habe in den vergangenen Jahren wiederholt Beschwerden vom Flächenbesitzer gegeben, erklärt Christofer Zwanzig, Pressesprecher der Stadt Erlangen. Die Verschmutzung der umliegenden Wiesen sei in der Vergangenheit schwer zu beheben gewesen, vor allem Scherben seien ein Problem. Deshalb sei die Maßnahme, das gewachsene Phänomen Kastenlauf auf die Freizeitfläche "umzuleiten" ein Versuch, auf die Problematik zu reagieren. Das Gelände am anderen Regnitzufer gehört der Stadt und sei als begrenzte Fläche wesentlich leichter zu reinigen. Abgesehen davon sei der bisherige Treffpunkt auch deshalb problematisch, weil die Menschenansammlung die drei dort zusammenlaufenden Radwege behindere.

So sammelten sich die Berggänger diesmal also auf der Brücke – was die Polizei zu verhindern suchte – und auf der städtischen Freizeitfläche. Laut Polizeibericht waren es dort insgesamt etwa 1000 Menschen, weniger als in den letzten Jahren. Viele wollten sich "ihren" Platz nicht nehmen lassen und gingen direkt weiter Richtung Berg. Manche zeigten sich befremdet und ärgerlich über die "städtische Regulierungswut", andere hatten Verständnis für die Maßnahme und freuten sich, dass sich die Stadt um eine Ersatzfläche bemüht hatte. 

Jochen Blum von der Erlanger Polizei bestätigte den Erlanger Nachrichten, dass alles friedlich geblieben sei und es keine Zwischenfälle gegeben habe. Er findet die Ausweichlösung gelungen.

Polizei "unflätig beschimpft"

Anders sah es am Bürgermeistersteg aus: Auch dort war die Reiterstaffel des Polizeipräsidiums Mittelfranken unterwegs, die übrigens auch an den anderen Bergtagen außerhalb des Festgeländes zum Einsatz kommen soll. Hier zeigten sich die Feiernden weniger entspannt: 100 der insgesamt 3200 Kastenläufer gingen "verbal aggressiv" gegen die Einsatzkräfte vor, wie es im Polizeibericht heißt.

Sie seien sogar über Lautsprecher "unflätig beschimpft" worden, was den Berggängern einen Platzverweis einbrachte, den die Beamten durch "Wegschieben" durchsetzten. Ein 19-Jähriger aus dem östlichen Landkreis wurde vorläufig festgenommen, der Blutalkoholtest ergab 1,4 Promille. Andere Feierwillige hätten sich laut Bericht bei den Beamten vor Ort für das Vorgehen gegen die Störenfriede bedankt.

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