My Fair Lady auf Fränkisch

25.3.2019, 11:00 Uhr
My Fair Lady auf Fränkisch

© Andrea Beck

Die Georg-Hänfling-Halle in Eschenau hat sich für die Präsentation des Musicals "My Fair Lady. A weng fränkisch!" in den Nürnberger Hauptmarkt verwandelt. Neben Ständen voller Obst und Gemüse steht die Fassade eines typisch fränkischen Restaurants, vor dem die Menschen in der Sonne sitzen. Die Marktkulisse sowie die Inneneinrichtung von Higgins Haus in Erlenstegen hat das Ensemble der "Musical Family" ansehnlich gestaltet.

Wette abgeschlossen

Der Eckentaler Verein aus Laiendarstellern führt seit 2003 regelmäßig bekannte Musicals auf. Nach Interpretationen von Stücken wie "Joseph" und "Jesus Christ Superstar" hatte Regisseurin Gudrun Höhn 2018 die Idee, den Klassiker "My Fair Lady" ins Repertoire aufzunehmen. Unter anderem aufgrund seiner Länge ist das Werk von Frederik Loewe und Alan J. Lerner für Laien und Publikum eine Herausforderung.

Die Geschichte des Blumenmädchens Eliza Doolittle und ihres Sprachlehrers Henry Higgins zählt seit ihrer Premiere 1956 am New Yorker Broadway zu den bekanntesten Musicals der Welt. Die junge Eliza lebt von dem wenigen Geld, das ihr der Verkauf von Blumen einbringt. Sie träumt davon, eine Dame der gehobenen Gesellschaft zu sein, als sie eines Tages zufällig dem Rhetoriker Higgins und seinem Bekannten Oberst Hugh Pickering begegnet.

Auf Bitte von Eliza nimmt Higgins das Mädchen in sein Haus auf, um eine Lady aus ihr zu machen. Was Eliza nicht weiß, ist, dass Higgins und Pickering auf den Erfolg ihrer "Erziehung" eine Wette abgeschlossen haben.

My Fair Lady ist in Hinsicht auf eine moderne und lokale Anpassung des englischen Originals ein dankbares Stück. Die Musical Family versetzt die Handlung nach Franken. So stammt Eliza ursprünglich aus Eckenhaid, verkauft ihre Blumen in Nürnberg und ihr Vater Alfi Doolittle feiert seine Hochzeit in der Nürnberger Lorenzkirche. Nur das Pferderennen findet, wie im Original, im berühmten Ascot statt.

Das breite Fränkisch der Bauernleute wird von Higgins als "kaltblütiger Muttersprachenmord" bezeichnet. Die Zuschauer dagegen bejubeln ihren heimischen Dialekt. Vor allem Ewald Vojtech als der sorglose Müllmann Afli Doolittle setzt die Rolle des betrunkenen Spaßvogels amüsant um und erhält viel Applaus für seine Darbietung.

Loewes Melodien sind wahre Hits der Musical-Geschichte. Lieder wie "Es grünt so grün" und "Bringt mich pünktlich zum Altar" schrieb der Komponist für die großen Orchester der Oper. Erfreulicherweise beweist die Band der Musical Family, dass auch kleinere Musik-Ensembles die Melodien gelungen präsentieren können.

Das Eckentaler Ensemble besteht aus sieben Musikern, angeführt vom musikalischen Leiter und Pianisten der Aufführung, Udo Reinhart. Der Musiklehrer des Maria-Ward-Gymnasiums in Nürnberg leitet nicht nur den musikalischen Part der Musical Family, sondern auch den Uttenreuther Chor "Happy Voices", der die Eckentaler Sänger in My Fair Lady im Hintergrund unterstützt. 

"Der große Besucherandrang zeigt, dass sich die Musical Family einen Namen in der Region gemacht hat", sagt Reinhart. Bereits die Premiere war mit rund 400 Gästen fast ausverkauft.

Die Hauptdarstellerin Laura Hanauer, die sich mit Corinna Bock in der Rolle der Eliza Doolittle abwechselt, nimmt bei Reinhart Gesangsunterricht und wird so Teil des Teams. Hanauer übernimmt die Premiere und überzeugt das Publikum als flapsige Eliza, die sich die Nase am Ärmel der Jeansjacke abwischt. Solos wie "Ich hätt’ getanzt heut’ Nacht" singt sie mit fester Stimme.

Zu den Highlights des Abends zählt in jedem Fall Stefan Petrauschs Darbietung des Liedes "In der Straße, mein Schatz, wo du lebst". Als Freddy von Eynsford-Hill demonstriert der Tenor seine musikalische Erfahrung, unter anderem als Chormitglied der Sommeroper Bamberg.

Komödie mit Botschaft

My Fair Lady gibt dem Zuschauer die Botschaft an die Hand, dass das Pflegen von Freundschaften und Beziehungen bedeutender ist als die ständige Jagd nach Geld und gesellschaftlichem Aufstieg. Vor allem aber will die Komödie das Publikum unterhalten.

Das gelingt dem Ensemble der Musical Family, auch wenn die Souffleuse einige Male aushelfen muss und nicht alle Töne getroffen werden. Die amüsante Übersetzung des Stücks ins Fränkische und die gute Darstellung der Charaktere in ihren selbstgewählten Kostümen machen die Aufführung zu einer gelungenen Abendveranstaltung auf einem erfreulich hohem Niveau.

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