Nach dem Terror: Hassattacken gegen Mahnwache in Erlangen

17.11.2015, 10:30 Uhr
Nach dem Terror: Hassattacken gegen Mahnwache in Erlangen

© privat

Das Café Abraham ist eine Gruppe von Juden, Christen und Muslimen, die sich wöchentlich zu intellektuellem und theologischem Austausch trifft. Geschockt von den Terroranschlägen in der französischen Hauptstadt, hielt man am Samstag und Sonntag auf dem Hugenottenplatz spontan jeweils eine Mahnwache ab. Die Bevölkerung reagierte darauf ganz unterschiedlich.

Während die überwiegende Mehrzahl der Mahnwache positiv begegnete und einzelne Passanten sich sogar spontan zu den Demonstranten gesellten, wurde die Mahnwache aber auch angepöbelt und mit rassistischen Sprüchen belegt, so Fabian Schmidmeier, der zusammen mit El Hadi Khelladi und Benjamin Moscovici das Café Abraham gegründet hat.

Auf der Facebookseite Café Abraham heißt es wörtlich: „Mitglieder wurden aufgrund ihrer Abstammung angepöbelt. Auch deutschstämmige Mitglieder wurden nicht als Deutsche akzeptiert, weil sie mit Menschen mit Migrationshintergrund gemeinsam demonstrierten. In Erlangen hat sich die Stimmung seit dem vergangenen Jahr drastisch verändert, obwohl Erlangen kein problematischer Ort ist. Dass wir als Juden, Muslime und Christen gemeinsam demonstrieren widert viele deutlich erkennbar an.“

Vor allem ältere Leute, so Schmidmeier weiter, hätten sich abwertend geäußert. Dabei sei auch häufig die aktuelle Flüchtlingsdiskussion mit den brutalen Terroranschlägen vermischt worden. „Ich habe Erlangen immer als weltoffenen Stadt erlebt und erlebe sie nach vor so. Aber es hat sich verändert“, sagt Fabian Schmidmeier, der übrigens auch der CSU-nahen Jungen Union angehört.

Am Wochenende aber waren auch in Erlangen viele Menschen über die Anschläge in Paris bestürzt - und zeigen Bestürzung in Worten und Gesten.

Am Dienstag findet in Erlangen ein Trauermarsch durch das Zentrum statt. Treffpunkt ist um 18.30 Uhr am Rathaus.

10 Kommentare