Nach tödlichem Surfunfall: Ehefrau sammelt Spenden

24.10.2020, 10:28 Uhr
Nach tödlichem Surfunfall: Ehefrau sammelt Spenden

© Marcel Staudt

Der BRK-Kreisverband Nürnberger Land erfüllt mit seinem Hospizmobil letzte Wünsche von Palliativpatienten – etwa den Besuch eines Fußballspiels oder eine Reise. Hierfür braucht der Kreisverband Spenden. Redlich hilft Geld zu sammeln, indem sie Spraypaintings ihres verstorbenen Mannes verschenkt. Die Beschenkten spenden im Gegenzug für das Hospizmobil. Die Werke können dem Stil zugeordnet werden, den der niederländische Maler Piet Mondrian geprägt hat. "Es ist ein Spiel mit Formen und Farben", sagt Margit Redlich.

Erwin Redlich, 1947 in Erlangen geboren, war schon als Jugendlicher ein Hobbykünstler. "Er hat anfangs mit Bleistift und Tusche experimentiert", sagt seine Frau. Als Flugbetriebsleiter am Flughafen Nürnberg hatte er in der Nachtschicht Zeit, um zu malen. Margit Redlich hat sich immer gefreut, wenn ihr Mann morgens aus der Arbeit kam und ihr sein nächstes Werk präsentierte. Nie hat sie ihn gefragt, was er mit den Bildern sagen möchte. Sie hatte aber immer den Eindruck, dass er damit Dinge verarbeitet. Nur für sich. "Wer gut reden und sein Herz auf den Tisch legen kann, muss nicht malen."

Manche Bilder sind düster

Entstanden sind die Bilder in den Jahren 1997 bis 2000. Manche können als düster bezeichnet werden und tragen Namen, über die es sich nachzudenken lohnt. Beispielsweise über das Werk "Licht am Ende des Tunnels" hat Redlich viele Gedanken verloren und ist zu dem Schluss gekommen: "Vielleicht hatte er eine Vorahnung."

Eine Vorahnung darauf, was im Jahr 2000 passierte. Das Ehepaar wollte in Neuseeland sesshaft werden und ein Motel betreiben, die Immobilie war schon gekauft. Doch dann verunglückte Erwin Redlich auf Mauritius beim Surfen tödlich.

Seine Frau hatte keine Möglichkeit, sich auf diesen Verlust vorzubereiten. "Ich hatte am Tag vorher noch für eine Woche eingekauft." Doch nach dem tödlichen Unfall ihres Mannes brach sie den Aufenthalt auf Mauritius ab und kehrte zurück nach Deutschland.

Die Bilder zeigte sie in den folgenden Jahren bei diversen Ausstellungen. Seit 2014 lagern sie in Redlichs Keller. "Ich habe im Sinne meines Mannes kein einziges Werk verkauft." Die Bilder, die sie als die intimsten der Sammlung empfindet, behält sie. Von dem großen anderen Teil, etwa 30 Werke, wird sie sich nun trennen – gegen eine Spende. "Ich will für eine kleine Organisation Gutes tun."

Reinerlös für Hospizmobil

Hierfür nimmt Redlich selbst Geld in die Hand. Sie hat einen Laden in der Altstadtpassage gemietet, er ist zwischen Teppichgeschäft und Lesecafé zu finden. Es gibt kein Brimborium, keine Vernissage, keine Ausstellung – sondern einfach Bilder gegen Spenden. Die Miete bezahlt Redlich selbst, den Reinerlös erhält der BRK-Kreisverband Nürnberger Land für sein Hospizmobil. "Pro freiwillige Spende gibt es ein Bild als freiwilliges Geschenk." Redlich behält es sich aber vor, "Nein" zu sagen, falls die Spende läppisch ausfällt.

Für sie ist der Abschied von den Bildern ein persönlicher Abschluss. Sie möchte nicht nur Palliativpatienten einen letzten Wunsch erfüllen, sondern auch die Bilder an Leute weitergeben, die auch Redlichs persönliche Geschichte etwas damit anfangen können: "Ich glaube, dass es meinen Mann sehr gefreut hätte, wenn die Bilder noch einmal bewundert werden."

Die Bilder können von Montag, 26. Oktober, bis Mittwoch, 2. Dezember, im Laden zwischen Teppichgeschäft und Lesecafé in der Altstadtpassage besichtigt werden. Der Laden ist mittwochs und samstags von 12 bis 14 Uhr sowie montags, dienstags und freitags von 16.30 bis 18 Uhr geöffnet. Unter der Nummer (01 72) 7 16 36 94 oder via Mail an erli-redlich@t-online.de ist auch eine persönliche Terminvereinbarung möglich.

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