Nach Urteil aus Kamerun: Freude über Siewes Freilassung in Erlangen

31.10.2020, 18:00 Uhr
Nach Urteil aus Kamerun: Freude über Siewes Freilassung in Erlangen

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Das Gericht in Jaunde verurteilte Siewe in einem Revisionsverfahren am späten Donnerstagabend zwar zu 16 Monaten Haft, rechnete ihm aber die bereits abgesessene Haftzeit an. Der Deutsche kamerunischer Herkunft war im August 2019 wegen der – so die Anschuldigung – Beteiligung an einer Gefängnisrevolte zu drei Jahren Haft verurteilt worden. Siewe hatte die Vorwürfe stets bestritten.

"Wir sind sehr froh, dass mein Mann endlich zurückkommt", sagt Layoko Siewe. Doch es sei schade, dass er überhaupt verurteilt wurde. Nähere Informationen, wann ihr Ehemann in Erlangen ankommt, liegen ihr bislang aber noch nicht vor, berichtet sie.

Auch im Unterstützer- und Helferkreis herrscht nach der Nachricht aus Jaunde vor allem Erleichterung. SPD-Stadtrat und Siewes Siemens-Kollege José Luis Ortega Lleras bezeichnet seine Freude über die Freilassung als "gigantisch".

Zugleich aber ist auch bei ihm die Freude ein klein wenig getrübt. Er findet es, ebenso wie Layoko Siewe, schade, dass das Gericht weiterhin auf einer Verurteilung beharrt hat.

"Es hätte schlimmer kommen können"

Es hätte aber durchaus noch schlimmer kommen können, sagt er, nämlich, dass das Gericht bei dem ursprünglichen Urteil von drei Jahren Haft bleibt. "So ist es nicht gekommen und darüber bin ich sehr glücklich, wir können uns nicht beklagen", sagt Ortega, "er wird im Dezember freigelassen und das ist das Beste, das uns passieren kann."

Die Deutsche Botschaft habe bereits zugesichert, ab dem Moment, in dem das Datum der Freilassung feststeht, alles dafür zu tun, dass Wilfried Siewe schnell und sicher nach Deutschland ausgeflogen wird, erläutert er.

Mit großem Unterstützerkreis

Abgesehen von einem leicht bitteren Beigeschmack über die Tatsache der Verurteilung generell, blickt Ortega gleich in doppelter Weise zuversichtlich Siewes Rückkehr entgegen: "Ich gehe 2021 in Pension und freue mich, dass ich ihm privat und auch in der Arbeit helfen kann, sich wieder hier zurechtzufinden, das wird nicht einfach, aber wir haben einen großen Unterstützerkreis", sagt Ortega, der beim gemeinsamen Arbeitgeber auch Betriebsrat ist.

Ortega, der Siewe unter anderem von der Ausländer- und Integrationsarbeit kennt, hatte sich in den vergangenen Monaten immer wieder für ihn eingesetzt und beispielsweise Solidaritätskundgebungen auch in Erlangen mitorganisiert.

Neben diesem öffentlichen Eintreten habe auch die Diplomatie viel zur jetzigen Wende in dem Fall beigetragen: "Es haben viele im Hintergrund agiert, man kann in Kamerun nicht einfach irgendwo hingehen und sagen, wir möchten, dass er freikommt, das funktioniert nicht".

Ortega glaubt: "Das stille Wirken im Hintergrund hat die Verkürzung von drei Jahren auf 16 Monate mit ermöglicht." Diplomaten, Politiker aller Ebenen, Exil-Kameruner, Freunde und – wie Ortega – Siemens-Kollegen hatten sich für Siewes Freilassung starkgemacht.

Erlanger OB: "Es freut mich sehr"

Der Erlanger Oberbürgermeister Florian Janik (SPD) äußert sich ebenfalls positiv über das jüngste Urteil: "Es freut mich sehr, dass die schlimme Zeit für Wilfried Siewe und seine Familie nun enden wird", sagt er. Seine Frau und ein großer Unterstützerkreis hätten dafür gesorgt, dass sein Schicksal nicht in Vergessenheit geraten sei. "Nun", so betont Janik weiter, "zeichnet sich endlich ein Erfolg ab."

Schlusspunkt einer Leidensgeschichte

Das Urteil, das in der kamerunischen Hauptstadt gefällt wurde, markiert jetzt den Schlusspunkt einer langen Leidensgeschichte, die für Wilfried Siewe im Februar 2019 begonnen hatte. Der Diplomingenieur war damals mit Frau und zwei Kindern auf Urlaubsbesuch in seiner alten Heimat. Kurz vor dem Rückflug nach Deutschland wurde er verhaftet.

 

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