NS-Gedenkort: Lösung in Erlangen zeichnet sich ab

25.5.2020, 19:39 Uhr
Der Mittelrisalit des HuPfla-Kopfbaus mit Teilen des Ost- und Westflügels bleibt stehen. Hier soll ein Gedenkort für die Opfer der NS-Krankenmorde entstehen. Mit dem Abriss von großen Teilen des über 160 Meter langen Gebäudes wird im Juni 2020 begonnen.

© Harald Sippel Der Mittelrisalit des HuPfla-Kopfbaus mit Teilen des Ost- und Westflügels bleibt stehen. Hier soll ein Gedenkort für die Opfer der NS-Krankenmorde entstehen. Mit dem Abriss von großen Teilen des über 160 Meter langen Gebäudes wird im Juni 2020 begonnen.

Jörg Skriebeleit, der die KZ-Gedenkstätte Flossenbürg leitet, wurde von der Stadt Erlangen und dem Universitätsklinikum damit beauftragt, gemeinsam mit seinem wissenschaftlichen Mitarbeiter Julius Scharnetzky ein Konzept für einen künftigen Gedenk- und Lernort für die Opfer der NS-Krankenmorde zu entwickeln. Am Montag gaben sie im Beisein von Innenminister Joachim Herrmann einen Zwischenbericht im kleinen Hörsaal der Medizin am Uniklinikum.

Verbunden war dies mit einer Vorstellung der geänderten Planung für den Gedenkort ebenso wie für die Forschungsgebäude, die auf dem nördlichen Uni-Gelände angrenzend an das Internistische Zentrum des Universitätsklinikums entstehen sollen. Anstelle eines kleinen Teils des Ostflügels mit einer Fläche von zirka 600 Quadratmetern, wie zuletzt geplant, soll nun der Mittelrisalit des sogenannten Kopfbaus der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt (HuPfla) mit beidseitig Teilen des Ost- und Westflügels - jeweils drei Fensterreihen - erhalten bleiben, somit eine Fläche von 2100 Quadratmetern. Die Symmetrie des Gebäudes bleibt auf diese Weise erhalten.

Miteinbezogen werden in die Konzeption des Gedenkortes soll auch die ehemalige Direktorenvilla der HuPfla. Die beiden Gebäude, die von der einst großen Anlage noch übrig sind, waren ehemals die nördliche und südliche Begrenzung der HuPfla. Mit den beiden Gebäuden habe man im Norden einen Ort der Opfer, im Süden einen Ort der Täter, sagte der Leiter des Universitätsklinikums, Professor Heinrich Iro. Man könnte in diesem Zusammenhang von einer Art Gedenkachse sprechen, meinte er. Die geplante Gedenkstätte werde als Brücke zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft prominent zur Geltung kommen.

Aber auch die Vision einer einmaligen Forschungslandschaft rücke näher, so Iro, zunächst wolle das Uniklinikum das geplante Translational Research Center (TRC) II baulich umsetzen. Weitere Forschungsgebäude der Uniklinik - ein TRC III und IV - und der Max-Planck-Gesellschaft werden ebenfalls gebaut.

Die Überlegung, den Mittelrisalit mit Teilen der Seitenflügel zu erhalten, hatte Jörg Skriebeleit bereits im November im Wissenschaftsausschuss des Landtags ins Spiel gebracht. Das Thema wurde dort behandelt, nachdem der Erlanger Stadtheimatpfleger Konrad Rottmann eine Petition für den Erhalt des Bauwerks eingebracht hatte. Der Ausschuss beschloss, einen Teil der Petition zur Würdigung ans Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst zu überweisen mit der Bitte an die Uniklinik, ihre Pläne zu überdenken.

"Ende April haben wir unseren Kompromissvorschlag dem Wissenschaftsministerium vorgestellt", sagte Prof. Iro. Das Wissenschaftsministerium habe diesen ausdrücklich begrüßt und an den Landtag weitergeleitet. Dort stieß er offenbar ebenfalls auf Zustimmung. Auch Innenminister Herrmann bedankte sich für das überzeugende Konzept. Ein wichtiges Projekt sei nun auf einem guten Weg.

Noch vor der Sommerpause wollen Skriebeleit und Scharnetzky das fertige Konzept vorlegen. Klar ist jetzt schon, dass hier auch Raum für medizinethische Debatten geschaffen werden soll.

OB Florian Janik lud die Bürger dazu ein, sich unter gedenken.gestalten@stadt.erlangen.de zu Wort zu melden, die Veranstaltung wurde auf Video aufgenommen und ist auf der Homepage des Uniklinikums zu sehen. Mit dem Teilabbruch der HuPfla soll im Juni begonnen werden.

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