Neues ICE-WErk: Bahn behält Baiersdorf im Blick

9.12.2020, 08:31 Uhr
Neues ICE-WErk: Bahn behält Baiersdorf im Blick

© Deutsche Bahn AG / Daniel Saarbourg

Danach favorisiere sie nach wie vor das Gebiet in den Nürnberger Stadtteilen Fischbach und Altenfurt.

Bekanntlich regt sich gegen dieses 45 Hektar umfassende Areal allerdings erheblicher Widerstand. So liegt es im Reichswald, der als Bannwald ausgewiesen ist, und beinhaltet ein Vogelschutzgebiet und das Biotop "Orchideenwiese Langwasser".

Anwohner graut es vor den Huptests

Auch Anwohner laufen Sturm. Vor allem graut es ihnen vor den gesetzlich vorgeschriebenen Huptests, die in dem Werk durchgeführt werden sollen. Funktioniert das 100 Dezibel laute Signal nicht, muss ein ICE nämlich seine Höchstgeschwindigkeit von 300 auf 80 Stundenkilometer drosseln.

Mittlerweile sind Grundstücke am Nürnberger Rangierbahnhof, bei Burgfarrnbach, Allersberg und eben bei Baiersdorf als Alternativen zu der Fläche nahe Altenfurt im Gespräch.

Bei der Stadt Baiersdorf hatte man sich darüber sehr gewundert, da sich dort bisher noch kein Vertreter der Bahn meldete, um die Möglichkeiten abzuklären.

Poxdorf und Bubenreuth mit einbeziehen

Grundstücke in der erforderlichen Größenordnung gebe es lediglich im Norden und im Süden der Stadt. Hierzu müsste freilich zusätzlich das Gemeindegebiet von Poxdorf beziehungsweise Bubenreuth mit einbezogen werden.

Ohnehin befinden sich die Flächen im Besitz unterschiedlicher Eigentümer. Dabei könne man nicht ohne Weiteres davon ausgehen, dass alle verkaufen möchten. Auch im Regnitzgrund sei zudem auf den Vogelschutz und auf Biotope Rücksicht zu nehmen.

Bahn setzt Hoffnung auf Altenfurt

Einen weiteren kritischen Punkt bildet nach Ansicht der Stadt der Hochwasserschutz. Von welcher zentralen Bedeutung dieser sei, habe nicht zuletzt die Unwetterkatastrophe von 2007 mit ihren massiven Zerstörungen gezeigt. Gerade durch die Tallage dürfe die Lärmbelästigung für die Bürger im Umkreis gleichfalls nicht unterschätzt werden.

Die Bahn hofft, dass an dem Standort in Nürnberg-Altenfurt festgehalten werden kann. In einem akribischen Prozess sei man zu dem Schluss gekommen, dass der Raum Nürnberg am besten für das ICE-Werk geeignet ist, und ihn beispielsweise gegenüber Frankfurt am Main, Karlsruhe, Cottbus oder Görlitz vorgezogen. Verantwortlich dafür war die Lage Nürnbergs als einem zentralen Knotenpunkt sowohl in der Nord-Süd- als auch in der Ost-West-Achse Deutschlands und seiner Nachbarländer.

Nähe zum Nürnberger Hauptbahnhof wichtig

Wichtig ist für die Bahn die Nähe des ICE-Werks zum Nürnberger Hauptbahnhof, damit nicht zu viel Zeit durch An- und Abfahrten sowie das Rangieren verloren geht. Da die modernen Expresszüge 400 Meter lang, aber bloß vier Meter breit sind, muss die Fläche auch von der Form her passen.

Für die Rodungen im Reichswald will die Bahn entsprechende Neuanpflanzungen an anderer Stelle vornehmen. Mit den Anwohnern und Naturschützern werde der Kontakt gesucht. Die geplanten Versammlungen mussten wegen der Corona-Pandemie erst einmal verschoben werden, weshalb nun andere Wege gefunden werden sollen.

Bahn müsse alles in Betracht ziehen

Generell seien alle Aspekte bei einem solchem Projekt gegeneinander abzuwägen. Doch bei der angepeilten Verkehrswende in der Republik spielten die ICE-Züge eine bedeutende Rolle. Dass diese irgendwo gewartet und repariert werden müssten, ergebe sich von selbst.

Zu einem Raumordnungsverfahren, das für das ICE-Werk nötig ist, gehört es, bei der Wahl des Areals verschiedene Möglichkeiten zu prüfen. Wie Martin Hartnagel, Pressesprecher der zuständigen Regierung von Mittelfranken, gegenüber den Erlanger Nachrichten erläuterte, sei es für die Bahn daher anzeigt, "sich mit allen auf freien Streckenabschnitten in Betracht kommenden Standorten inhaltlich auseinanderzusetzen."

Baiersdorf noch nicht näher untersucht

Innerhalb dieses gängigen Prozesses rückte für die Bahn nun auch Baiersdorf in den Fokus. Nähere Untersuchungen führte sie dazu freilich noch nicht durch. Dies sei auch der Grund, weshalb bisher noch kein Kontakt mit der Stadt aufgenommen wurde.

In mehreren Schritten werde man jetzt die einzelnen Standorte genauer unter die Lupe nehmen, diejenigen weiterverfolgen, die vielversprechend seien, und diejenigen verwerfen, bei denen man bald merke, dass sie nicht in Frage kämen. Trotz der Widerstände ist Nürnberg-Altenfurt weiterhin der klare Favorit der Bahn.

Innerhalb des Raumordnungsverfahrens gibt es dann einen permanenten Austausch mit der Regierung über die Einzelheiten einer Verwirklichung. Laut der Regierung von Mittelfranken will die "Deutsche Bahn Fernverkehr AG" die vollständigen Unterlagen im ersten Halbjahr 2021 vorlegen, so dass anschließend das Raumordnungsverfahren eingeleitet werden kann. Für den Abschluss sieht das Landesplanungsgesetz eine Frist von sechs Monaten vor.

 

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