Neues Konzept zur Medienbildung an der Waldorfschule

4.12.2019, 12:00 Uhr
Neues Konzept zur Medienbildung an der Waldorfschule

© Foto: Edgar Pfrogner

"Wir können die Tür nicht einfach verschließen. Auch eine Waldorfschule ist nicht geschützt. Darum haben wir uns für dieses Projekt entschieden", sagt Lehrerin Katrin Büttner-Rosenfeld. "Man kann so viel Mist mit den sozialen Medien anstellen. Wir wollten nicht wie viele andere Schulen stiefmütterlich mit dem Thema Medien umgehen", so Michael Wiets (ELR).


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Darum habe man gemeinsam mit Eltern, Lehrern und Experten ein Medienkonzept erarbeitet. Bestehend aus einer Medienvereinbarung und der Ausbildung von Medienscouts. Ein Mediencurriculum, das die Kompetenzen der Mittel- und Oberstufen aufbauen soll, werde gerade entwickelt.

Dreizehn Schüler aus den Klassenstufen 9 bis 11 haben sich informiert und zu Beratern und Vermittlern für ihre Mitschüler ausbilden lassen. Die angehenden Medienscouts wurden im Bürgersaal der Stadtbibliothek anderthalb Tage lang von externen Spezialisten geschult.

Tobias Nägel, Jugendpräventionsbeauftragter der Polizeidirektion Mittelfranken, klärte die Jugendlichen über die Täterseite auf. Themen wie exzessive Mediennutzung und das Verhalten in sozialen Netzwerken inklusive den Konsequenzen wurden aufgegriffen. Im Rollenspiel versetzten sich die Schüler in die Lage von Opfer und Täter. Nägel ging auch auf den Zeitfaktor ein. Denn je länger man online ist, desto mehr leiden Bereiche wie Schule, Freizeit und Freundschaften darunter. Entscheidend ist die Balance.

Die Jugendlichen hatten keine Erfahrung in Workshoparbeit und waren von dem Mix aus Interaktion und Theorie sichtlich angetan. Die Themen könnten einen selbst und auch die Mitschüler jederzeit betreffen, so die beiden Zehntklässlerinnen Karlotta und Emily. Beide hatten sich aus diesem Grund für die Schulung entschieden.


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Udo Winkler vom Weissen Ring betonte wie entscheidend es ist, die Opfer aus ihrem emotionalen Schambereich zu befreien. Denn rechtlich gesehen entscheidet das Opfer, wie schwerwiegend es die Verletzung erfahren hat. Dies kann aber nur geschehen, wenn es sich traut und die Tat beweisen kann. Darum müssen Opfer Gehör finden, so Winkler. Das Peer-to-Peer-Prinzip, also Jugendliche Ansprechpartner auf Augenhöhe, ist hier ein wichtiger Ansatz.

Im zweiten Teil des Workshops wurde gemeinsam mit Waldorflehrer Gunnar Eckhoff und Coach Michaela Suchy (ELR) gebrainstormt. Auf Karten und Flipchart sammelten sich Fragen, Ängste und Sorgen. In der kleinen Umfrage kam heraus, dass mit dem Smartphone am wenigsten telefoniert wird, es aber das am meisten genutzte Gerät ist.

Gefolgt von Laptop, Smart-TV und Tablet. Applikationen wie WhatsApp, Musik-Streaming-Dienste, YouTube, Instagram und Spiele wie Clash Royal werden täglich angewendet. Ängste und viel Unsicherheit im Umgang mit Mobbing, Sucht, Manipulation, Betrug durch Drittanbieter und In-App-Käufe wurden auf Karten ausgedrückt. Was darf man posten? Ab wann macht man sich strafbar und muss in sozialen Netzwerken eingreifen?


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Rechtsanwalt Andreas Büttner ging auf die rechtlichen Grenzen ein und machte die Schüler im Umgang mit Bildern, Persönlichkeitsrecht, Urheberrecht, Nutzungsrecht, Hate-Speech, Vertragsschluss, Profiling, Gewaltdarstellungen, Pornographie und Sexualität im Internet fit.

Es sei wichtig zu wissen, dass man sich "gläsern" mache. "Das darf man nicht unterschätzen. Was heute anonym scheint, ist es morgen nicht", so Büttner. In ein paar Jahren würden die Schüler auf Arbeitssuche sein und Personaler schauten sich Profile genau an.

Internet ist Fluch und Segen

IT-Spezialist Jan-Boike Fischer sprach von einem Fluch und Segen des Internets. Denn man könne neben einem schlechten Image auch ein sehr gutes aufbauen. Später klärte er über Firewall, Datenschutz, Backup und Co auf.

Die Waldorfschüler gingen am späten Nachmittag bestens ausgestattet und medienkompetent nach Hause. Auch Lehrer und Experten waren zufrieden mit dem Feedback der Schüler. "Es hat ihnen sehr gefallen, dass alles in einem Raum außerhalb der Schule stattgefunden hat und das neues Wissen von fachkompetenten Leute vermittelt wurde, die nur für sie da waren. Dies hat dem ganzen einen Wertzuwachs gegeben", so Suchy.

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