Notre-Dame-Brand: Erlanger Feuerwehren sind vorbereitet

18.4.2019, 06:00 Uhr
Notre-Dame-Brand: Erlanger Feuerwehren sind vorbereitet

© Mark Johnston

Der kleine Spitzturm brennt wie eine Fackel, der Dachstuhl stürzt ein. Etwa 400 Feuerwehrleute kämpfen gegen das Flammenmeer, doch weite Teile der Kathedrale Notre-Dame werden durch das Feuer zerstört. In Erlangen gibt es zwar kein Weltkulturerbe wie Notre-Dame, aber eben historische Gebäude wie das Markgrafentheater, das Stadtmuseum oder die Hugenottenkirche.

Die EN haben den Leiter des Sachgebiets Technik und stellvertretenden Feuerwehrchef Michael Kolmstetter gefragt, ob und wie seine Leute auf ein solches Unglück vorbereitet sind und wie sie vorgehen würden.

Zunächst einmal, so Michael Kolmstetter, gehöre zur Ausbildung eines Feuerwehrmannes oder einer Feuerwehrfrau auch Baukunde. "Wir haben auf jeden Fall eine gewisse Sachkunde, auch was die Dachstühle und die Bauweise historischer Erlanger Gebäude angeht". Allerdings sei Spezialwissen für jedes einzelne Gebäude normalerweise nicht vorhanden.

Notre-Dame-Brand: Erlanger Feuerwehren sind vorbereitet

© Michael Euler/AP (dpa)

Sollte der Dachstuhl der Hugenottenkirche brennen, was niemand hofft, werde man sowohl von innen als auch von außen über Drehleitern löschen. Beim Glockenturm sei das aber problematisch. Die Drehleiter reicht bis auf eine Höhe von 30 Metern, die Wurfweite von einem Strahlrohr beträgt bestenfalls 20 Meter. Der Turm ist aber etwa 52 Meter hoch. "Wir können zwar einen Innenangriff versuchen, doch wenn es in der Spitze brennt, ist das gefährlich. Wenn die Holzkonstruktion lichterloh brennt, ist der Turm verloren".

Wasserabwurf vom Hubschrauber sei zwar grundsätzlich möglich, aber bei einem Feuer im Glockenturm könne er sich das nicht vorstellen, weil die Vorlaufzeit für die Gerätschaften viel zu groß sei, und ein Hubschrauber sei auch nicht so schnell verfügbar. In Paris habe man das wohl auch nicht gemacht, weil die Struktur des Gebäudes den Wassermassen nicht standgehalten hätte.

Weil es im Markgrafentheater eine moderne Brandmeldeanlage gibt, und weil bei Veranstaltungen immer drei Feuerwehrleute in Bereitschaft hinter der Bühne stehen, wäre ein Brand dort keine allzu große Herausforderung. "Wir sind so schnell zur Stelle, dass wir ein Ausbreiten bestimmt verhindern können", meint Kolmstetter.

Außerdem gebe es einen "Eisernen Vorhang" zwischen Bühnenhaus und Zuschauerraum, so dass man separate Brandabschnitte hätte. 90 Minuten lang kann der Vorhang ein Feuer abhalten, eine Evakuierung kann so geordnet stattfinden. Und eine effektive Sprinkleranlage gibt es auch noch.

Zudem kennt die Feuerwehr jeden Winkel in dem Theater und weiß darum genau, wie sie im Falle eines Brandes vorgehen muss.

Und das weiß sie auch, wenn es im Stadtmuseum einmal brennen sollte. Zwar steht Menschenrettung an erster Stelle, parallel zu den Löscharbeiten werden aber auch die Kulturgüter in Sicherheit gebracht. Dafür gibt es detaillierte, vordefinierte Pläne. Die Feuerwehrleute kennen sich im Stadtmuseum ohnehin bestens aus, weil ihnen bei Begehungen immer wieder die sensiblen Bereiche erläutert werden. Zwar müsse man bei solchen Bränden viel Wasser einsetzen, Ziel bei den Löscharbeiten sei es aber auch Wasserschaden möglichst zu vermeiden oder zumindest gering zu halten, sagt Michael Kolmstetter.

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