NZ-Klinikcheck: Hier kommen Babys gut zur Welt

27.7.2019, 06:00 Uhr
NZ-Klinikcheck: Hier kommen Babys gut zur Welt

© Carmen Jaspersen, dpa

"Es gibt nicht die werdende Mutter und den werdenden Vater", sagt Oberarzt Sven Kehl. Jede ist anders und legt auf unterschiedliche Dinge Wert. "Es gibt eine Gruppe, die sehr auf Sicherheit bedacht ist", weiß der Gynäkologe aus Erfahrung. In einer großen Uniklinik wie in Erlangen sind rund um die Uhr Neonatologe, Oberarzt und Anästhesist vor Ort, falls Probleme auftreten. "Eine andere Gruppe legt ihren Fokus auf Selbstbestimmung", erzählt Kehl. "Ihnen ist vor allem wichtig, dass sie entscheiden, was passiert." Manche wollen, dass bei der Geburt wenig Leute im Raum sind. Andere lehnen eine Periduralanästhesie, kurz PDA, eine lokale Betäubung nahe des Rückenmarks, kategorisch ab.

NZ-Klinikcheck: Hier kommen Babys gut zur Welt

© Roland Fengler

"Entgegen der landläufigen Meinung finden wir Patientinnen gut, die wissen, was sie wollen und das auch sagen, weil dann können wir uns darauf einstellen", sagt Kehl. "Man darf das aber nicht zu verbissen sehen, sondern sollte flexibel bleiben, um auf Unvorhergesehenes reagieren zu können." Die dritte Gruppe entscheidet eher pragmatisch und wählt das nächstgelegene Krankenhaus. "Jede Schwangere kann frei entscheiden, wo sie ihr Kind zur Welt bringen möchte, sie sollte nur vorher durch die betreuende Hebamme oder die Frauenärztin gut über die verschiedenen Optionen informiert werden."

Bei der Geburtshilfe liegen Kehl und seine Kollegen beim diesjährigen NZ-Klinikcheck ganz vorne. Das Ranking vergleicht 15 Krankenhäuser in der Region, in denen Kinder zur Welt kommen. "Der betreuende Frauenarzt sollte die umliegende Kliniklandschaft gut und neutral beurteilen können und auch Hebammen bekommen Rückmeldungen von Frauen, die sie betreuen", erklärt Kehl. "Werdende Eltern können sich auch verschiedene Häuser anschauen und dann entscheiden, wo sie sich wohl gefühlt haben."

NZ-Klinikcheck: Hier kommen Babys gut zur Welt

© FAU Erlangen-Nürnberg/NZ-Infografik


Zu den Qualitätskriterien beim Klinikcheck zählt unter anderem die Zeit, die zwischen der Entscheidung zum Kaiserschnitt und dem Eingriff vergeht. "Das ist ein ganz heikler Parameter", sagt Kehl. "Wenn wirklich eine Notsituation eintritt, muss es eben schnell gehen." Das bedeutet, wenn die Blut- und damit Sauerstoffversorgung des Kindes unterbricht, ist die Zeit entscheidend, bis das Kind draußen ist. Denn wenn das Gehirn keinen Sauerstoff bekommt, drohen langfristige Schäden. "Da ist es dann von Vorteil, wenn wie in den Level-1-Perinatalzentren immer ein Oberarzt im Haus ist, um einen Kaiserschnitt zu machen und Neonatologen, um das Kind zu versorgen."

Das Ranking

Gesundheitswissenschaftler der Universität Erlangen-Nürnberg haben den NZ-Klinikcheck aus öffentlich zugänglichen Daten der Kliniken für die gesetzliche Qualitätsmessung, Fallzahlen und Patientenbewertungen erstellt. Nach dem Uniklinikum Erlangen folgen auf den weiteren Siegerplätzen in der Spitzenkategorie bei der Geburtshilfe das Klinikum Fürth, Klinikum Bamberg, Klinikum Nürnberg Süd und die Klinik Hallerwiese in Nürnberg.

"Ziel unserer Projekts ist es, die Versorgungsqualität in der Region insgesamt anzuheben", erklärt PD Dr. Martin Emmert, der verantwortliche Wissenschaftler am Nürnberger Lehrstuhl für  Gesundheitsmanagement. In den USA hätten ähnliche Ranglisten Kliniken zu Verbesserungen anregen können. Auch könnten niedergelassene Ärzte damit ihre Patienten gezielter beraten. Alle gerankten Krankenhäuser sehen Sie hier auf der Karte:

Im NZ-Klinikcheck, der in diesem Jahr in die vierte Runde geht, schneiden die Kandidaten bei den betrachteten Behandlungsarten ganz unterschiedlich ab. Große, kleine oder spezialisierte Häuser können im Wechsel punkten. Für Emmert ist das ein wichtiges Ergebnis: "Wir möchten die Menschen dafür sensibilisieren, dass man sich nicht nur generell über ein Krankenhaus informieren sollte, sondern dass es deutliche Unterschiede je nach Fachgebiet geben kann."
Obwohl das Ranking zur Krankenhauswahl beitragen könne, dürfe es nicht die einzige Informationsquelle sein, rät Martin Emmert. "Es ist natürlich weiterhin wichtig, dass Patienten mit ihrem Arzt darüber sprechen und gemeinsam entscheiden."


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