Bürgermeister ist überrascht

Paukenschlag in Bubenreuth: Caritas-Altenheim schließt

7.7.2021, 17:29 Uhr
Das Caritas-Altenheim am Eichenplatz 6 in Bubenreuth wurde 1988 durch den damaligen Weihbischof Werner Radspieler eingeweiht.

© Klaus-Dieter Schreiter, NN Das Caritas-Altenheim am Eichenplatz 6 in Bubenreuth wurde 1988 durch den damaligen Weihbischof Werner Radspieler eingeweiht.

Bürgermeister Norbert Stumpf wurde vorab nicht informiert, er ist entsetzt. Erst durch die Nachfrage der Erlanger Nachrichten hat er erfahren, dass das Alten- und Pflegeheim St. Franziskus am Eichenplatz Ende November geschlossen wird.

Einen Tag später habe ihn die Geschäftsführerin der Caritas gGmbH St. Heinrich und Kunigunde, Friederike Müller, telefonisch informiert, sagt Stumpf. „Das schockt mich gewaltig“. Immerhin werde derzeit ein Baugebiet entwickelt, auf dem Flächen für den Neubau einer entsprechenden Einrichtung zur Verfügung stehen würden. Die Planungen seien so angelegt, dass die Caritas dort bis zum Jahr 2023, wenn die Betriebserlaubnis ihres Heimes auslaufe, einziehen könne. Ein Bauträger würde den Bau übernehmen. Darüber habe die Gemeinde die Caritas informiert.

Bubenreuth gab damals einen Zuschuss von 800.000 Mark

Sauer ist man in Bubenreuth auch, weil die Gemeinde 1988 immerhin 800.000 Mark als Zuschuss für das damals rund zwölf Millionen Mark teure Projekt gegeben hatte.

Laut Heimatbuch der Gemeinde hat die Caritas damals 1,2 Millionen Mark aus Spendengeldern beigesteuert, die Erzdiözese Bamberg weitere 1,5 Millionen Mark. Der große Rest sei durch öffentliche Zuschüsse und durch ein Darlehen finanziert worden, für das der Landkreis die Zinsen übernommen habe, heißt es in dem Nachschlagewerk.

In einem Pressegespräche am Mittwochnachmittag erläuterte Geschäftsführerin Friederike Müller die Probleme, die die Caritas mit dem Seniorenheim hat. „Personelle, fachliche, wirtschaftliche und bauliche Gründe“ führte sie als Grund für die Schließung zum 30.November an.

Caritas: Umbau im laufenden Betrieb nicht möglich

Das Gebäude sei in die Jahre gekommen, ein Umbau im laufenden Betrieb sei nicht möglich. Die Information der Gemeinde über deren Planungen für ein Seniorenheim sei zu spät gekommen. Außerdem müsse noch viel Geld in die Hand genommen werden, wenn das jetzige Heim bis Ende 2023 weiter betrieben werden sollte. Zudem lasse sich aufgrund der fehlenden Perspektive für die Einrichtung nur noch schwer Personal finden.

Gegenwärtig leben im Alten- und Pflegeheim St. Franziskus noch 55 Bewohnerinnen und Bewohner, die nach Forchheim, Röthenbach/Pegnitz, Neunkirchen am Brand oder Eggolsheim umziehen können. Da werde man unterstützen.

Man werde auch versuchen, den ebenfalls 55 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die auch erst am gestrigen Mittwoch über die Schließung informiert wurden, Arbeitsplätze in anderen Einrichtungen anzubieten. „Betriebsbedingte Kündigungen können dennoch nicht ausgeschlossen werden“, heißt es.

„Bubenreuth ist ein guter Standort“

Wegen der personellen Situation kann sich Friederike Müller nicht vorstellen, dass die Caritas ein Seniorenheim in Bubenreuth betreiben wird, wenn es von einem Bauträger, wie Bürgermeister Stumpf es geplant hat, gebaut wird. Sie sagt aber auch: „Bubenreuth ist ein guter Standort“.

wird doch seit 2013 ein geeignetes Grundstück für einen Neubau gesucht. Im Jahre 2018 trugen Gemeinde und Caritas im Gemeindeblatt einen öffentlichen Disput über das Alten- und Pflegeheim aus. „Aktuell wurde uns zugetragen, dass die Caritas nun wohl beabsichtigt, das Seniorenheim am Eichenplatz zu schließen, ohne – wie uns bisher zugesichert – dort einen Ersatzneubau zu erstellen“, hatte der Bürgermeister in der August-Ausgabe geschrieben.

"Unverständlich und in höchstem Maße ärgerlich"

Die Gemeinde habe daraufhin eigene Grundstücke angeboten und die Bereitschaft erklärt, sich vermittelnd einzubringen, damit private Flächen für einen Neubau erworben werden können. Private Eigentümer hätten ihre Verkaufsbereitschaft sogar bekundet. „Die Gemeinde hatte auch zugesichert, mit den kirchlichen Trägern einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan zu erstellen, um an einem künftigen Standort des Altenheims das erforderliche beziehungsweise ein ausreichendes Baurecht zu schaffen“, hieß es damals. „Das Vorgehen von Caritas und Joseph-Stiftung gegenüber Gemeinderat, Bürgermeister und Einwohnerschaft ist leider unverständlich und in höchstem Maße ärgerlich“, schließt die Stellungnahme des Bürgermeisters.

In der September-Ausgabe hatte sich die Caritas schließlich zurückgemeldet. Es werde vom Bürgermeister „ein Gerücht kolportiert, das Caritas-Alten- und Pflegeheim solle geschlossen werden“, heißt es da. Und weiter: „Das Alten- und Pflegeheim St. Franziskus in Bubenreuth hat eine eindeutige Zukunftsperspektive und darüber ist die Gemeinde Bubenreuth von der Caritas auch informiert worden. Dies ist gegenüber der falschen Darstellung in der Ausgabe Juli/August des Mitteilungsblattes festzuhalten“.

2023 wäre eh Schluss gewesen

Die Caritas informierte in der Stellungnahme auch darüber, dass ihre Einrichtung nicht mehr den gesetzlichen Vorschriften entspreche. Damit sie nicht 2023 geschlossen werden müsse, habe man bereits seit 2013 in Bubenreuth und in benachbarten Gemeinden intensiv nach einem geeigneten Bauplatz gesucht. „Ein ausreichend großes und finanzierbares Grundstück“ sei jedoch nicht gefunden worden. Darum sollte das Bubenreuther Heim in die Erlanger Caritas integriert werden.

Dann hätte man auf einem kirchlichen Grundstück in Niederndorf neu bauen können. Das aber hat sich zerschlagen. Die Gemeinde kommentiert die Stellungnahme der Caritas in derselben Ausgabe des Gemeindeblattes scharf. „Es ist für Bubenreuth vollkommen irrelevant, dass das Heim nicht geschlossen wird, sondern lediglich nach Niederndorf umzieht“, schreibt der Bürgermeister. Über diese „Wendung“ habe er im Übrigen erst aus der Stellungnahme erfahren.

Caritas: Erfolglose Grundstückssuche für Ersatzneubau in Bubenreuth

Vielmehr sei man in einem Gespräch darüber informiert worden, „dass wegen der erfolglosen Grundstückssuche ein Ersatzneubau am bisherigen Standort errichtet werde“. Die Caritas habe ein „Informationsdesaster“ angerichtet, heißt es in dem damaligen Mitteilungsblatt der Gemeinde. Das Schlimmste aber sei, dass sich das in Bubenreuth verbreitete Gerücht nun doch bewahrheite. Das alles war 2018, und es scheint, als seien die Fronten ziemlich verhärtet.

Nun hat die Caritas den Schlussstrich gezogen. Von der Problematik, wie sie von der Caritas in dem Pressegespräch dargelegt wurde, habe die Gemeinde nichts gewusst, sagt Norbert Stumpf. Darum habe er keine Möglichkeit gehabt, entsprechend zu regieren. „Wir fühlen uns vor den Kopf gestoßen“. Ein Zurück aber gibt es nun wohl nicht mehr.

Dieser Artikel wurde am 7. Juli 2021 um 17:29 Uhr aktualisiert.

Keine Kommentare