Per „Onleihe“-Erfolgsprojekt ins Dilemma

18.1.2013, 00:00 Uhr
Per „Onleihe“-Erfolgsprojekt ins Dilemma

Es ist schon ein wenig frustrierend. Da hat man sich das „App“ von „Franken-Onleihe“ fürs nagelneue Tablet angelegt und endlich auch kapiert, dass zusätzlich ein spezielles „Lese“-Programm notwendig ist — und scrollt nun von einem nicht verfügbaren Medium zum anderen. Das Problem: „Die Bibliothek für immer & überall“, die seit einem Jahr den Mitgliedern der Stadtbibliothek zur Verfügung steht, ist zu erfolgreich. „Das ist das große Dilemma, in dem wir stecken. Wir können die Nachfrage nicht abdecken“, erklärt Marlene Neumann, „E-Book-Beauftragte“ im Palais Stutterheim.

„Franken-Onleihe“ ist ein Verbund von 16 fränkischen Bibliotheken, der über einen Großanbieter digitale Medien zur Verfügung stellt. „Wir haben uns zusammengeschlossen, um Kosten zu sparen und um schlagkräftiger agieren zu können“, erklärt Bibliotheks-Leiterin Anne Grimmer. Knapp 10000 Einzel-Lizenzen für elektronische Medien vom Buch bis zur Zeitung bietet Erlangen derzeit an. Von den 6696 Nutzern im Verbund sind allein über 1800 in Erlangen angemeldet. Im ersten Jahr gab es hier 29221 Ausleihen (insgesamt: 102705).

Die Einrichtung musste aus dem vorhandenen Etat gestemmt werden. Für den Erstbestand und der technischen Grundausstattung wurden im vergangenen Jahr 17000 Euro ausgegeben. Vom Jahres-Etat in Höhe von 180000 Euro für Neuanschaffungen sind nun fünf Prozent für E-Medien reserviert. Grimmer: „Wir haben trotz des Angebots keinerlei Einbrüche bei der Ausleihe von traditionellen Medien beobachten können. Deshalb ist es bislang nicht gerechtfertigt, mehr Geld aus diesem Posten abzuziehen. Doch in der Zukunft wird es sicherlich Verschiebungen geben.“

Wichtig ist es Beiden, in den nächsten Monaten den Service zu verbessern. So können bislang keine Zeitschriften oder Zeitungen auf ein Tablet oder ein Smartphone geladen werden. Das soll sich bald ändern. Immerhin steht fest: „Im Laufe des Jahres werden Hörbücher abspielbar sein.“ Grimmer betont, dass das „Onleihe“-Projekt ständig verbessert wird. Nicht nur finanzielle Engpässe, auch technische und rechtliche Probleme gilt es dabei zu überwinden. So funktioniert „Onleihe“ beispielsweise nicht auf dem weitverbreiteten „Kindle-Reader“, da die Firma Amazon einen Riegel vorgeschoben hat.

Um dem gestiegenen Beratungsbedarf gerecht zu werden, hat die Stadtbibliothek im ersten Stock des Palais Stutterheim eine Informations-Station eingerichtet. Dort kann auch — wenn verfügbar — eines von drei Lesegeräten ausgeliehen werden, um die 14-tägige Medienausleihe zu testen. Übrigens: Nach Ablauf der zwei Wochen gibt es eine Abruf-Blockade. Neumann beruhigt: „Wer gerade beim Lesen ist, fliegt nicht aus seinem Buch. Erst wenn die Datei wieder geschlossen ist, endet die Ausleihe.“ Dann muss man wieder neu ausleihen — wenn nicht jemand schneller war und sich die begehrte Datei bereits geschnappt hat.

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