Platznot in Erlangen: Wo sind Plätze zur Nachverdichtung?

30.12.2019, 06:00 Uhr
Platznot in Erlangen: Wo sind Plätze zur Nachverdichtung?

© Klaus-Dieter Schreiter

Unten einkaufen, oben wohnen. Warum nicht? Wohnungen auf Supermärkten oder über den vielen "Flachmännern" und Parkplätzen – würden die Städte solche Nachverdichtungs-Potenziale besser nutzen, könnte die Misere am Wohnungsmarkt deutlich entschärft oder bestenfalls gar gelöst werden, sagt eine Studie. Und Berlin ist eifrig dabei, das gezielt umzusetzen. Durch Aufstockungen oder Umnutzungen bestehender Gebäude könnten in der Hauptstadt bis zu 140.000 neue Wohnungen entstehen. Das geht aus jener "Deutschlandstudie 2019" der TU Darmstadt und des Pestel Instituts hervor, die vor einigen Monaten in Berlin vorgestellt wurde.


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Ähnliches soll auch in Erlangen in die Gänge kommen. Zu diesem Behufe haben die Stadtoberen bereits im September 2018 das Büro der Landschaftsarchitekten und Stadtplaner von arc.grün aus Kitzingen damit beauftragt, die Stadt genau unter die Lupe zu nehmen, und eine Studie zu den "potenziell mindergenutzten Flächen" zu erstellen. Letztlich soll dabei "ein Konzept zur Nachverdichtung auf ebenerdigen Stellplatzanlagen und über gewerblichen Flachbauten" herauskommen. Thomas Wirth vom Büro arc.grün hat unlängst im Umwelt-, Verkehrs und Planungsausschuss erste Ergebnisse seiner stadtweiten Bestandsanalyse präsentiert.

 "Mindergenutzte Flächen" meist in privater Hand

Die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum ist und bleibt eine der großen Herausforderungen für Erlangen.

Gefördert vom Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr hat das Büro arc.grün nun eine Studie erstellt, die eben jene "mindergenutzte Flächen" im Stadtgebiet untersucht. Diese Studie zeigt: Dort, wo die Stadt im Eigentum von solchen Flächen ist, wird bereits intensiv an einer besseren Nutzung gearbeitet, unter anderem für Wohnbebauung. Allerdings ist der Anteil städtischer Flächen und der unmittelbare Handlungsspielraum der Stadt auf diesem Felde relativ gering, denn die große Zahl jener "mindergenutzten Flächen" ist schlicht in privater Hand. Die "Privaten" müssten also mitziehen, so wie es beispielsweise der Aldi-Konzern in Berlin schon seit geraumer Zeit vormacht.

Möglichkeit der Erweiterung

In den Gewerbegebieten Erlangens wird ein beachtliches Potenzial gesehen, unter anderem in der Umwandlung von "mindergenutzten Gewerbeflächen", die für die Erweiterung von Gewerbebetrieben, aber auch für die Erhöhung der Anzahl der Betriebe (Handwerkerhöfe) geeignet sind. Zum anderen werden in innerstädtischen Misch- und Wohnbaugebieten große Möglichkeiten bei Tankstellen und ebenerdigen Parkflächen erkannt. Letztere ließen sich durch Tiefgaragen oder überbaute Parkplätze mit dringend benötigtem Wohnraum ergänzen. Dabei könne auch das Erscheinungsbild der Stadt durch die Schließung von Baulücken profitieren. "Durch deren meist prominente Lage kann punktuell eine positive stadtgestalterische Entwicklung erreicht werden", so Planungs- und Baureferent Josef Weber.

Darüber hinaus zeige die Studie, dass es sich lohne, "proaktiv auf potenzielle Partner" zuzugehen, also Gespräche führen und machbare Möglichkeiten ausloten. "Wir freuen uns über das Lob der Gutachter, was die dementsprechende Entwicklung von Flächen im städtischen Eigentum angeht. Bei den privaten Flächen beginnt nun die eigentliche Beratungsarbeit, da hier das größte Potenzial liegt", meinte Oberbürgermeister Florian Janik.

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