Poetische Reise ins Königreich des kalten Friedens

1.12.2015, 06:00 Uhr
Poetische Reise ins Königreich des kalten Friedens

© Jochen Quast

Das gibt es auch nicht oft: Da wird ein Bühnenbild erleuchtet und sofort brandet Beifall auf. Beim neuen Weihnachtsmärchen im Markgrafentheater findet dies statt, als erstmals die „Schneekönigin“ in natura zu sehen ist. Ein wirklich eindrucksvolles, visuell spektakuläres und zugleich auch poetisches Bild, das Kathrin Hauer (Bühne und Kostüme) gelungen ist. Gleichzeitig gilt dieser Applaus den weiteren Besonderheiten, die diese Produktion des Erlanger Theaters in diesem Jahr auszeichnen: Hier wird eine Märchenvorlage jenseits der eingängigen bunten Kinder-Spektakel als eine Aufgabe verstanden, die alle Möglichkeiten des Theaters aktiviert. Das fängt bei der guten Leistung der Darsteller an und endet bei Bühnenbild sowie technischen Tricks.

In der Bearbeitung des Hans Christian Andersen Märchens „Die Schneekönigin“ von Elina Finkel rückt die Suche eines Mädchens nach ihrem Freund ins Zentrum der Geschichte. Denn eigentlich sind Gerda (Janina Zschernig wechselt gekonnt zwischen großäugiger Naivität und Entschlossenheit hin und her) und Kay (Felix Steinhard) unzertrennlich. Sie toben mit ihren Schlitten durch die Winterlandschaft und kuscheln gemütlich in ihrem kleinen Häuschen. Doch plötzlich ändert sich alles. Denn in Kays Auge gerät ein Eiskristall-Splitter, der seinen Blick aufs idyllische Leben radikal verändert. Gerda nervt plötzlich und die Schneekönigin, die bislang nur als Projektion zu sehen ist, lockt. Key schleicht sich davon — und Gerda nimmt die Suche auf.

Bei ihrem Weg kommt das mutige Mädchen durch die bedrohten Reiche der Schwestern der Schneekönigin. Frühling, Sommer und Herbst sind in Gefahr. Die Schneekönigin peilt ein immer währendes „Königreich des kalten Friedens“ an. Gerda lässt sich aber von nichts und niemanden einschüchtern. Sie ist unterwegs mit einem Herz, das nicht aufhört voller Leidenschaft zu schlagen.

Es sind wunderbare und teilweise verblüffende Bilder, durch die Regisseurin Katja Blaszkiewitz ihre Heldin schickt.

Mal eher minimalistisch gestaltet, dann wieder mit vielen raffinierten Details ausgestattet (einmal sogar so, als ob hier ein „Wilde-Kerle“-Streifen ausgestattet werden musste).

Zwischendrin wird auch gesungen, ansonsten verstärkt die Musik (Christoph König) eindrucksvoll die Emotionen. Für Kinder unter sechs Jahren — da sollte man die Empfehlung des Theaters ernst nehmen — kann dies fast schon zu dramatisch sein. Aber ansonsten spüren wir es permanent: Das Gute, die Gefühle und der Mut werden siegen.

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