Polizei hat in Erlangen Geisterradler im Visier

18.5.2018, 18:00 Uhr
Polizei hat in Erlangen Geisterradler im Visier

© Klaus-Dieter Schreiter

Generell gab es bei Verkehrsunfällen weniger Verletzte. Mit 567 Menschen waren es 33 weniger als im Vorjahr. Erneut war kein Toter im Straßenverkehr zu beklagen. Hierüber freute sich der stellvertretende Polizeichef der Inspektion Erlangen, Ingo Lieb, bei der Vorstellung der Verkehrsunfallentwicklung am meisten. Handlungsbedarf gebe es vor allem beim Fahrradverkehr, so Lieb.

Geisterradler, also Fahrradfahrer, die den Radweg in falsche Richtung benutzen, stellen nach seiner Einschätzung ein ziemliches Problem in der Stadt dar. Zwar sind Fahrradfahrer am gesamten Unfallgeschehen in der Stadt mit nur rund zehn Prozent beteiligt, an der Gesamtzahl der Unfälle mit Personenschaden sind sie jedoch mit fast 58 Prozent dabei. Bei immerhin 85 von 316 Fahrradunfällen im Jahre 2017 war die "falsche Straßenbenutzung" eine Mitursache und 139 Mal sogar die Hauptursache. Auch bei 22 Verkehrsunfällen mit 17 leichtverletzten und sechs schwerverletzten Radfahrer bildete die falsche Straßenbenutzung die Hauptunfallursache. Ganz abgesehen von der hohen Verletzungsgefahr ist dies auch nicht billig: 20 Euro kassiert die Polizei nämlich von jedem, der erwischt wird.

Leider, so Günther Neubauer vom Sachgebiet Verkehr bei der Polizei, sei das Unrechtsbewusstsein vieler Fahrradfahrer "sehr gering". Darum sieht die Polizei hier Handlungsbedarf. Unter anderem soll konsequenter überwacht und beanstandet werden. Gemeinsam mit der Stadt und dem ADFC will die Polizei Informationskampagnen starten. Als besonderen Schwerpunkt hat man sich die Verkehrserziehung auch bei Erwachsenen vorgenommen.

Bei einer weiteren Verbesserung im Radwegenetz arbeiten Polizei und Stadt eng zusammen. Die Masse der kleinen Radwege müsse zurückgebaut, die entsprechende Beschilderung abgebaut und damit die Benutzungspflicht aufgehoben werden, forderte Neubauer. Wenn Fahrradfahrer die Fahrbahn mit benutzen und sich Autos und Fahrräder in einem Bereich bewegen, dann würden sich die Verkehrsteilnehmer gegenseitig eher sehen, was zur Verkehrssicherheit beitrage.

Die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle hat sich 2017 gegenüber dem Vorjahr nur um vier auf 3138 verringert. Ungenügender Sicherheitsabstand ist 1448 Unfällen die größte Unfallursache, gefolgt von Fehlern beim Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren sowie Ein- und Ausfahren (1259). Alkohol am Steuer ist in 228 Fällen festgestellt worden, dabei wurden auch 175 Fahrradfahrer angezeigt. Zwar gilt, dass ein Fahrradfahrer erst ab 1,6 Promille "absolut fahruntüchtig" ist. Relativ fahruntüchtig, beispielsweise wenn er Schlangenlinien fährt, kann er aber schon mit 0,3 Promille sein.

Mehr Unfälle unter Drogen

Die Folgen für Alkoholsünder sind dabei erheblich. Neben einer Medizinisch-Psychologischen Untersuchung (MPU) droht auch eine Strafanzeige wegen Trunkenheit im Verkehr, wegen fahrlässiger Körperverletzung oder gar wegen Gefährdung des Straßenverkehrs. Auch Verkehrsunfälle durch Drogeneinfluss nehmen zu.

Im Jahr 2017 konnten zwar 13 gefährliche Stellen durch verschiedene Maßnahmen bei der Verkehrsführung eliminiert werden, es sind aber vier neue hinzugekommen. Das sind die Einmündungen Adenauerring/ Büchenbacher Damm, Breslauer Straße/Gebbertstraße, Gebbertstraße/ Mozartstraße und Weinstraße/Eltersdorfer Straße. Die meisten Unfälle, nämlich 20, passierten aber auf der B 4 an der Autobahnausfahrt Tennenlohe aus Nürnberg-Nord kommend in Richtung Innenstadt. Auf der Kreuzung Paul-Gossen-Straße/Äußere Brucker Straße hat es 2017 zehn Karambolagen gegeben. Übrigens: Bei jedem vierten Unfall hat ein Beteiligter die Flucht ergriffen. Ein Drittel solcher Unfallfluchten wird allerdings aufgeklärt.

Bei Lasermessungen zur Verkehrsüberwachung wurden 384 Autofahrer angezeigt und 1349 verwarnt, weil sie zu schnell waren. Bei den Kontrollen im vergangenen Jahr wurden zudem 228 betrunkene und 74 unter Drogen stehende Verkehrsteilnehmer aus dem Verkehr gezogen.

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