Rechenschwache Schulkinder in Erlangen

7.8.2019, 18:00 Uhr
Rechenschwache Schulkinder in Erlangen

© Patrick Pleul/ dpa

Die Stadt Erlangen fördert seit 2016 in einem eigenen Projekt rechenschwache Kinder an Grundschulen. Nach einer Laufzeit von zwei Jahren an zunächst drei Grundschulen war klar, dass man ihnen nachweislich helfen konnte. Es hat sich gezeigt: Eine Verschlechterung ihrer Situation, zum Beispiel eine seelische Behinderung, konnte verhindert werden. Das Projekt wird seitdem fortgesetzt.

Dyskalkulie ist keine Ausnahmeerscheinung. Diese schulische Entwicklungsstörung — ein von der Weltgesundheitsorganisation WHO anerkanntes Störungsbild — haben in Bayern rund 45 000 Schülerinnen und Schüler. Ein bis zwei Kinder pro Klasse sind im Durchschnitt betroffen. Aber nur wenn die Kinder wegen ihrer Dyskalkulie nachweislich eine psychosoziale Störung, zum Beispiel eine Angststörung, haben, wird von staatlicher Seite eine Therapie bezahlt.

Die Diagnose für eine Dyskalkulie können Kinder- und Jugendpsychiater bzw. -psychotherapeuten stellen. In Erlangen ist dies auch bei der Jugend- und Familienberatungsstelle beim Jugendamt möglich. Nach der Diagnose sollte eine Einzeltherapie bei Dyskalkulie-Therapeuten erfolgen. Heilbar ist die Dyskalkulie nicht, aber bei gezielter Therapie kann sie unauffällig werden.

Und es kann offenbar auch im schulischen Rahmen schon recht viel erreicht werden, wie das Erlanger Dyskalkulie-Projekt vor Augen führt. "Die positive Entwicklung bei den Kindern ist statistisch relevant", erklärte Markus Meyer, Leiter der Integrierten Beratungsstelle beim Stadtjugendamt, in den Fachausschüssen. "Wir sind in Erlangen Spitzenreiter, was dieses Thema angeht", kann er sich denn auch freuen.

Möglich war das Projekt nur, weil von Anfang an engagierte Lehrer beteiligt waren, die sich mit einer Fortbildung auf ihre Aufgabe vorbereitet hatten. Das zunächst an drei Erlanger Grundschulen in den zweiten Klassen durchgeführte Pilotprojekt wurde nicht nur verlängert, sondern außerdem auch erweitert. Vorbildlich an dem Projekt ist zudem, dass es inzwischen in enger Kooperation mit der seit letztem Schuljahr am staatlichen Schulamt eingeführten Förderberatungsstelle für Rechenschwäche durchgeführt wird.

So wurden durch diese staatliche Stelle Erstklässler aller 15 Erlanger Grundschulen gefördert. Dabei konnten die von der Stadt eingerichtete Arbeitsgruppe Dyskalkulie und die Integrierte Beratungsstelle des Jugendamtes unterstützen. Das städtische Pilotprojekt für die Zweitklässler wiederum wurde allen Erlanger Grundschulen vorgestellt, fünf von ihnen wollen im kommenden Schuljahr teilnehmen.

Es sei nicht selbstverständlich, dass Jugendhilfe und staatliches Schulamt so Hand in Hand arbeiten, sagt Markus Meyer. Schulrätin Cornelia Schindler wiederum machte deutlich, dass das Projekt bei den Schulen als großer Mehrwert empfunden werde. So gehen nun städtische und staatliche Bestrebungen weiterhin Hand in Hand.

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