Rettung für Erlanger Innenstadt?

14.2.2021, 15:00 Uhr
Rettung für Erlanger Innenstadt?

© Harald Sippel

"Das durch den Einzelhandel geprägte Innenstadtbild verändert sich in dramatischer Weise", sagt Patrick Siegler, Vorsitzender des Vorstandes im IHK-Gremium Erlangen. "Die aktuelle Situation", so Siegler am Freitag im Rahmen einer Videokonferenz der IHK weiter, "sollten wir als finalen Weckruf verstehen. Aus unserer Sicht ist es jetzt an der Zeit zu handeln und das Thema zur Chefsache zu machen."

Die Situation der Innenstädte ist laut Uwe Werner, Bezirksgeschäftsführer des Handelsverbands Bayern e.V. (HABE) und Handelsverband Deutschland (HDE), "relativ dramatisch". So sahen 64 Prozent der Händler ihre Situation bedroht "und das schon im Zeitraum von 2017 bis 2019". Schon 2019 gab es einen Rückgang bei der Passantenfrequenz in den Innenstädten von 20 Prozent. In Erlangen waren die Zahlen im Sommer vergangenen Jahres noch schlechter, wie Christian Frank Geschäftsführender Vorstand des City-Management und Geschäftsführer des Erlanger Tourismus und Marketing Verein e.V. mitteilte. Hier lag das Minus im Vergleich zum Vorjahr bei 37,1 Prozent. Im Dezember betrug das Minus sogar 72,8 Prozent. Mit verschiedenen Maßnahmen arbeitet man dagegen, so Frank weiter. 

Die Innenstädte haben sich gewandelt beziehungsweise sind im Wandel begriffen. Innenstädte seien dabei nicht mehr nur ein Marktplatz für den Handel, sagte Carsten Dörfler, Vorstandsmitglied im IHK-Gremium Erlangen und im City-Management e.V. Erlangen. "Das ist ein Verständnis aus vergangenen Tagen." Trotzdem: "Eine Stadt ohne Innenstadt, ist für mich keine Stadt."

Doch wie diesen Wandel gestalteten? Das IHK-Gremium hat dazu eine klare Position: "Wir wünschen uns, dass die Innenstadtentwicklung zur Chefsache im Rathaus erklärt und mit adäquaten personellen Ressourcen ausgestattet wird, etwa durch einen ,Innenstadt-Zukunfts-Beauftragten‘, welcher direkt der Verantwortung des Oberbürgermeisters unterstellt ist und gleichberechtigt mit den Referaten agiert." Außerdem wünscht man sich eine engere Verzahnung von Bewohnern und Innenstadtnutzern, Unternehmen und Kreativen, Politik, Verwaltung und Verbänden.

Gefordert werden ferner neue Konzepte, die nicht nur kurzfristig die Folgen der Pandemie abfedern. Entscheidend sei stattdessen die Entwicklung weittragender neuartiger Ideen "passgenau zu unserer Stadt und den zukünftigen Chancen". 

"Für die Innenstadt und die betroffenen Branchen wünschen wir uns ein sofortiges Belastungsmoratorium auf allen Ebenen", heißt es weiter. Für die weitere Perspektive befürworte man außerdem eine Bewertung aller die Innenstadt betreffenden kommunalen Maßnahmen auf ihre Wirkung hinsichtlich der Innenstadtentwicklung. So wie das bereits bezüglich des Auswirkungen auf das Klima gehandhabt wird.

Hinsichtlich der Angebotsseite sei ferner zu klären, welche Nutzungen, Dienstleistungen und Sortimente zukünftig in der Innenstadt zu mehr Besuchern und einer positiven Bereicherung führen. Oberste Priorität sollten hierbei die Wünsche und Ansprüche der Nutzer der Innenstadt haben.

"Entsprechend dem Wert, den unsere Innenstadt für die Kommune darstellt und welcher in der Entwicklung stark gefährdet ist, fordern wir den Stadtrat zu einem mutigen Investitionsrahmen auf", heißt es in dem Papier des IHK-Gremiums weiter. 

Nur mit diesem könnten professionelle Akteure, neue Herangehensweisen und die Umsetzung der erarbeiteten Zukunftsmaßnahmen ermöglicht werden. Klare Vorstellung hat man dabei auch, was die Höhe dieses Investitionsrahmens angeht. "Nicht weniger als 25 Prozent des Klimabudgets der Stadt Erlangen halten wir für adäquat." Ausgehend von 100 Millionen Euro, die die Kooperation zwischen CSU und SPD bis zum Ende der Legislaturperiode vereinbart haben, entspräche das einem Betrag von 25 Millionen Euro.

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