Riesenbeifall für Mozarts mysteriöses Werk

25.11.2019, 18:54 Uhr

Sehr kontrastreich begann der Abend mit Leonard Bernsteins Chorwerk "Chichester Psalms", das mehr als 200 Jahre nach Mozarts Werk in New York uraufgeführt wurde und auf Wunsch des Auftraggebers auch Bezüge zu Bernsteins Musical "West Side Story" enthalten sollte.

Die von Bernstein komponierten drei Psalmgesänge gestalteten der motivierte, bestens präparierte Chor und das durch eine umfangreiche Palette von Schlagzeugen angereicherte Orchester so spannungsreich, dass es gelang, diese instrumental gewagten Oratorien-Klänge dem Publikum eindringlich zu vermitteln. Wie differenziert alle Akteure die Komposition darboten, bewies beispielsweise der furiose Aufruf zum Lobpreis im ersten Satz und das schlichte, von Harfen begleitete Knabensolo, bei dem Moritz Blank von den Augsburger Domsingknaben seine Partie empfindsam vortrug. Kontrastreiche Melodien, gekoppelt mit aufreizenden, dissonanten Passagen, die der Chor impulsiv vortrug, und ein gut organisiertes, mit Anspielungen auf Jazz und Zwölftonmusik ergänztes Schlagzeugensemble kennzeichneten diese vorzügliche Präsentation eines modernen Oratoriums.

Subtile Neufassung

Die Diskrepanz zur folgenden "Missa pro defunctis" von Mozart stach dabei besonders hervor. Dieser hatte, kurz vor seinem Tod 1791, den Introitus mit Chor und Sopransolo noch selber vollständig komponiert. Die folgenden, von Trauer und Hoffnung geprägten Teile in der Tradition Mozarts, von seinem Schüler Franz Xaver Süßmayr entworfen, von anderen Experten in der Folgezeit häufig revidiert, wurden an diesem Abend in der 1979 von Franz Beyer komplettierten und subtilen Neufassung des Requiems dargeboten.

Der versierte, höchst engagierte Chor präsentierte, gemeinsam mit vier, die unterschiedlichen Stimmungslagen auslotenden Gesangssolisten, dieses Werk sehr temperamentvoll und dynamisch, wie in "Tuba mirum" und "Sanctus", aber auch gefühlvoll, wie im "Hostias"-Satz. Die vier gut disponierten Vokalsolisten – Andrea Zeilinger, Kristina Quintabà, Jonas Wuermeling und Dariusz Siedlik – kommentierten und vertieften das traurig-tragische Geschehen mit verteilten Rollen auf beeindruckende Weise. Sie trugen dazu bei, dass diese emotionale Trauermusik vom präzis und impulsiv dirigierenden Wieland Hofmann und den Seinen die Zuhörer in der übervollen Kirche faszinierte.

Voller Temperament

Die sehr subtile, präzise Begleitung durch die Münchener Bachsolisten und vor allem der voller Temperament und Begeisterung agierende Bachchor Erlangen erwiesen sich auch an diesem Abend als Garanten dafür, dass Mozarts mysteriöses Werk mit Riesenbeifall bedacht wurde.

Wer, unabhängig von dieser genial interpretierten Musik, an den geheimnisvoll-mysteriösen Hintergründen dieses Requiems interessiert ist, der sollte sich zusätzlich den wunderschönen Mozart-Film "Amadeus" von Milos Forman anschauen: Mozart forever!

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