Sagenhafte Effekte

29.5.2019, 19:33 Uhr

So ist es ein Glücksfall, dass die vier Streicher auch im leider nur schwach besuchten GVE-Konzert in der Ladeshalle Station machten. Das Publikum ist umso dankbarer, applaudiert bereits zur Pause anhal-tend mit lauten Bravo-Rufen, euphorisch am Schluss.

Klangliches Vermögen

Zu Recht! Es ist unglaublich, wie dieses junge Streichquartett, deren Mitglieder fast noch wie Schüler wirken, musiziert, mit welcher Homogenität im klanglichen und künstlerischen Vermögen interpretiert wird.

Es ist unmöglich, einen Höhepunkt zu bestimmen: Stringent, klanglich wunderbar mit "gedämpfter Gesangsstimme" entsprechen die Musiker Wolfgang Amadeus Mozarts Wunsch der "sotto voce" im eröffnenden d-Moll-Quartett (KV 421). Das lässt aufhorchen. Da changieren vier vorzügliche Musiker zwischen freundlicher Melancholie (2. Satz) und den schroffen Gegensätzen des Menuetts mit serenadenhaft liebenswertem Trio-Charme. Locker, virtuos geht’s durch die Variationen des Finales bis hin zum bündig-aufgeregten Abschluss. Das Einnehmende, Auffällige ist die instrumentale Entsprechung der vier edlen Streichinstrumente. Das passt einfach.

Eine völlig andere Klangwelt präsentiert sich in Claude Debussys Streichquartett. Sagenhafte Effekte durch harmonische und dynamische Kontraste, Dringlichkeit ohne zu nerven, stellen die jungen Streicherstars in den ersten beiden Sätzen heraus. Ein melancholisches und zugleich leidenschaftliches Nocturne entwi-ckelt sich im dritten Satz. Der Schlussakkord ist nicht mehr von dieser Welt, so ätherisch schwebt er durch den Saal. Die Konzentration und immer wohlklingende Intensität der vier Franzosen ist außergewöhn-lich, immer spannend beim Zuhö-ren.

Die Musik entsteht nicht aus dem gewiss genau erarbeiteten Interpre-tationsplan heraus, sondern aus dem Moment und das mit viel jugendlich- temperamentvoller Verve.

Pointierte Rhythmen

Das herrliche a-Moll-Quartett (op. 51, Nr. 2) von Johannes Brahms schwelgt gleich in so unverkennbarer edler Süße, dass der Zuhörer berauscht ist. Vibrato-Üppigkeit, Noblesse in den Themenwiederholungen, geheimnisvolles Fugato-Weben, pointierte, sich steigernde Rhythmen zeichnen die nachfolgenden Sätze aus.

Die klangsinnliche, unvermeidbare Zugabe mit einem Francis Poulenc-Walzer begeistert abermals für das umwerfende Van Kuijk-Quartett. Unumwunden: Eine unvergessliche Sternstunde der Kammermusik!

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